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Daniel Düsentrieb – und wie er der Erfinder wurde, der er ist

Daniels erster AuftrittDaniel Düsentrieb betrat den Entenhausener Kosmos der Ducks mit gekonntem Hüpfsprung, als er im Mai 1952 in Heft 140 der Reihe Walt Disney's Comics and Stories auf fünf Bildern – zum Leidwesen von Tick, Trick und Track – ausgerechnet Gustav Gans in der Geschichte “Eine peinliche Enthüllung“ (Gladstone’s Terrible Secret) begegnet. Donalds Neffen erkennen ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht, denn für sie ist er in dieser Geschichte nur “a guy on a pogo stick” oder auf Deutsch: “jemand auf einer Hüpfstelze.” Auf diesen fünf Bildern wird der Leser zudem mit einer der skurrilen Erfindungen Düsentriebs bekannt gemacht. Er hat sich ein „Butterfass“ umgeschnallt, um die darin befindliche Sahne durch das Hüpfen mit der Hüpfstelze in Butter zu verwandeln. Er will also die herkömmliche Arbeitsmethode der Butterproduktion zu einem Spiel abwandeln. Kein Wunder, dass das nicht gut gehen kann, weil Arbeit kein Spiel sein darf.

Dem ersten Kurzauftritt folgte einen Monat später sogleich Daniels zweiter Auftritt, diesmal in einer Hauptrolle und mit der ungewöhnlichen Erfindung der "Denkkästen", die Tieren das Reden ermöglichen. Hier ist Daniel schon ein guter Bekannter der Ducks. In Deutschland erschienen die beiden Geschichten zwar ebenfalls in zwei aufeinander folgenden Heften, nämlich in Micky Maus 1/1953 und 2/1953, aber kurioserweise in umgekehrter Reihenfolge. Ursprünglich hatte Barks gar nicht geplant, Daniel Düsentrieb allzu oft auftreten zu lassen. „Hätte ich gewusst, dass ich einmal ein eigenes Heft mit Düsentrieb-Geschichten machen würde, hätte ich ihn nur etwa so groß wie Donald oder Dagobert gemacht“, meinte Barks später einmal. „Dann wäre er leichter zu zeichnen gewesen. Er war ein großer, schlaksiger Hühnervogel, der nicht so einfach in die Bilder mit den Enten hineinpasste.“

Nur den Namen Daniel Düsentrieb hat Barks nicht erfunden. Der stammt von Dr. Erika Fuchs, der genialen Grande Dame der Disney-Übersetzung. Der Name spielt auf ihren Mann an, von dem der heute klassische Düsentrieb-Satz stammt: "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör." Im Original heißt Düsentrieb - nicht minder witzig - "Gyro Gearloose." (sprich: Dschairou Gierlus. Der in guter englischer Dichtertradition nur in geschriebener Form wirklich alliterierende Name will sagen, dass der Erfinder ein Typ ist, dessen Gedanken stets kreisen, weshalb vielleicht eine Schraube oder ein Getrieberiemen locker sitzt.)

Düsentrieb ist ein Ausnahmegenie. Er hat schon die kuriosesten Erfindungen gemacht, vom Dunkellicht über das Schwarzlicht bis hin zur schwebenden Hängematte, vom Materietransmitter über den Schalllöscher bis hin zum gnadenlos gründlichen Angelwurm. Dabei hat er nie Reichtümer angehäuft, sondern ist immer der bescheidene, ganz in seiner Arbeit aufgehende, geniale Tüftler geblieben, der er immer war. Daniel Düsentrieb ist eine Carl Barks sehr verwandte Seele. Barks hat sich ja nicht nur Düsentriebs wunderliche Erfindungen ausgedacht, sondern war auch privat durchaus erfinderisch. Bei Daniel Düsentrieb findet das seinen Niederschlag in zahlreichen humorvollen „Erfindungen“, die für den Ideenreichtum von Barks sprechen. Die bedeutendste Erfindung Düsentriebs ist sein (vermutlich) 11 cm großes Helferlein, eine künstliche Intelligenz in form einer springlebendige Drahtfigur mit einer Glühbirne als Kopf. Ursprünglich sollte das Helferlein nur vereinzelt als kleiner Füllgag in den Bildern auftauchen. Aber schon bald wurde es zu einem Ansprechpartner für Düsentrieb und half ihm aus der Patsche, wenn Düsentrieb keine Lösung fand. Kein Wunder, dass das Helferlein für Daniel so etwas wie ein Sohnersatz ist, sozusagen ein technologischer Pinocchio, aber ohne dessen negative Seiten.

So richtig zum Tragen kann Daniel Düsentrieb schließlich ab 1956, als er in Dagoberts Heft Uncle Scrooge (Heft 13: Natürliche Energiequellen / Trapped Lightning) als regelmäßig verwendete vierseitige Zweitserie eingeführt wurde. Ab November 1959 erschienen insgesamt fünf Sonderhefte mit Erlebnissen von Daniel Düsentrieb, beginnend mit Four Color Heft 1047. (Die weiteren Nummern: 1095, 1184, 1267, 01- 329-207). Bis zu seiner Pensionierung schrieb und zeichnete allein Barks 77 Storys mit dem Erfindergenie. Aber bereits 15 Jahre vor dem Auftauchen von Düsentrieb hatte er für den Trickfilm “Interior Decorators“ zwei Skizzen über das mögliche Aussehen von Gus Goose (Franz Gans) angefertigt. Die nicht verwendete Skizze hat schon große Ähnlichkeit mit dem 15 Jahre später ersonnenen Erfinder Düsentrieb.

Der uneigennützige Erfinder Düsentrieb wurde ab 1953 bereits von anderen Zeichnern übernommen, beginnend mit Al Hubbard im Donald Duck Four Color Heft 492. 1954 absolvierte Daniel seinen ersten, in Italien gestalteten Auftritt in der Zeitschrift Topolino. Weltweit sind (allein bis 2003) laut dem Inducks-Index bereits über 5500 Geschichten, Gags und Titelbilder mit Daniel Düsentrieb in einer Haupt- oder Nebenrolle erschienen. Von 1977 bis 1986 gab es in Deutschland außerdem 84 Ausgaben von Daniel Düsentriebs Rätsel-Shop, einer Zeitschrift mit einem Mix aus Comics und Rätseln.

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Special vom: 14.05.2012
Autor dieses Specials: Wolfgang J. Fuchs
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
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Düsentriebs Erfindungen
Düsentrieb und die Post als Steigbügelhalter
Die Jubiläumstitel
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