Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 477 Specials. Alle Specials anzeigen...

Boneville jubiliert: Vor zwanzig Jahre erfand Jeff Smith Bone
Kaum zu glauben, im Juli 1991 startete der damals unbekannter Zeichner Jeff Smith im Eigenverlag die Funny-Serie Bone, die sich zu einem veritablen, weltweiten Erfolg entwickelte. Im Dezember 2010 stellte Matthias Hofmann dem erfolgreichen Künstler ein paar Fragen zum aktuellen Stand seiner Projekte, die Jeff Smith trotz Vorweihnachtsstress bereitwillig beantwortete.

44-45_Interv_JeffSmith0002


Jeff, das große Jubiläum nähert sich mit Riesenschritten. Im Jahre 1991 hast Du Cartoon Books gegründet. Was waren für Dich die „Top 3“-Highlights der vergangenen zwanzig Jahre?

Was, nur drei? Das erste war auf jeden Fall das Öffnen eines Kartons mit druckfrischen Exemplaren von Bone #1, die vom Drucker gekommen sind, und eben dieses Heft in den Händen zu halten. Ich schätze, der nächste Höhepunkt war, die aufkommende Selbstverleger-Bewegung zu festigen, zusammen mit Künstlern wie Dave Sim, Colleen Doran, Eddie Campbell, Rick Veitch, Steve Bissette. Wir übernahmen die Kontrolle über unsere Comics, brachen ein paar Regeln und halfen dadurch mit, neue Leser und neue Märkte zu erschließen. Ich unterhielt mich einmal mit Lewis Trondheim darüber, und es war ziemlich ähnlich zu dem, was er und seine Partner zur gleichen Zeit in Frankreich mit L’Association getan haben. Das dritte Highlight wäre der Moment, in dem ich Bone abgeschlossen hatte. Es gab einige Phasen, in denen ich mich fragte, ob die Leser so lange am Ball bleiben würden, bis ich die Serie zu einem Ende führen kann. Aber sie taten es, Gott segne sie, und Bone in seiner Gesamtheit in Form eines einzelnen dicken Sammelbandes herauszubringen, war der Höhepunkt von zwölf Jahren Arbeit.

Als Selbstverleger begibt man sich auf einen langen und steinigen Weg. Gab es eine Zeit, in der Du ans Aufgeben gedacht hast?

Sein eigener Verleger zu sein hat seine Höhen und Tiefen, das ist glasklar. Vijaya [d.i. Jeffs Frau] und ich, wir mussten uns mit einigen ernsten Situationen auseinandersetzen, in denen es so aussah, als ob wir den Laden dicht machen müssten. Und wir haben auch enorme Höhen durchlebt, als wir zum Beispiel einen guten Plan umgesetzt hatten oder Bone prestigeträchtige Preis einheimste. Ich denke nicht, dass Vijaya und ich jemals den Glauben an Bone verloren haben. Sogar als die Zeiten besonders hart waren, taten wir, was getan werden musste, um alles am Leben zu erhalten. Ich hatte ein paar Verbalschlachten in den einschlägigen Medien mit Dave Sim ausgetragen und danach mit Linda Medley. Das war alles sehr demoralisierend und traf uns in einer finanziell sehr schwierigen Zeit. Definitiv der Tiefpunkt, aber wir wurstelten uns irgendwie durch.

Wie hast Du Dich gefühlt, als Du das Bone-„Telefonbuch“, den „All-in-One-Ziegelstein“, also den Complete Bone, der alle 55 Ausgaben beinhaltet, vom Drucker bekommen hast? Ich kann mich dumpf daran erinnern, dass die Druckerei damals Exemplare direkt zur Comic-Con in San Diego geliefert hatte?

Ja, das stimmt. Die Bücher erwarteten uns im Kongresszentrum. Vijaya und ich betrachteten all die Holzpaletten mit Ausgaben der Gesamtausgabe mit einer Mischung aus Entzücken und Entsetzen. Auf der einen Seite waren wir hocherfreut, weil die fertige Gesamtausgabe genau das war, was ich mir vorgestellt hatte, vielleicht sogar besser, aber auf der anderen Seite war es erschreckend, weil noch keiner vor uns so ein Projekt durchgezogen hatte und wir keine Ahnung hatten, wie die Reaktion auf das fertige Ergebnis ausfallen würde. Wir hatten im Vorfeld kaum einem davon erzählt, also bezogen wir Stellung in San Diego und enthüllten die Stapel. Als wir die massive Wand aus Büchern zum ersten Mal erblickten, bekamen Vijaya und ich sogar leichte Bauchschmerzen. Für einen kurzen Moment waren wir besorgt, dass niemand die Bücher kaufen würde und wir Pleite gehen würden an der Unsumme, die es kostete, die schweren Biester nach Hause zu schicken.

Wie sagt man? Der Rest ist Geschichte … Zum Glück für uns war die Reaktion überwältigend. Ich erinnere mich gut daran, dass wir bereits am Freitag ausverkauft waren, also bevor das Wochenende richtig angefangen hatte.

Auch die spätere Farb-Edition von Scholastic verkauft sich ziemlich gut, wie man hört. Wie viele Exemplare von Bone wurden bislang gedruckt?

Ich bin mir nicht ganz sicher. Scholastic alleine hat etwas in der Größenordnung von acht Millionen Exemplaren gedruckt. Dazu kommen ein paar weitere Millionen alleine durch die Lizenzen, die wir ins Ausland verkauft haben, zuerst von den Schwarzweiß-Ausgaben und jetzt den Farb-Bänden.

Respekt! Und die Zahl der Auszeichnungen kann sich ebenfalls sehen lassen. Wo lagerst Du all die Eisner und Harvey-Awards?

Die wurden vor einiger Zeit fein säuberlich eingepackt in eine Kiste und lagerten einige Jahre in einem Schrank. Als wir unsere neuen Büroräume bezogen haben, konnten wir sie endlich in der Eingangshalle ausstellen.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann neue Bone-Comics gibt oder Geschichten in der Art von Rose?

Es ist möglich, aber zunehmend unwahrscheinlich. Ich glaube, es gibt noch ein weiteres Jubiläum zu feiern: „Zehn Jahre Interesse von Hollywood, einen Bone-Film zu drehen“ (scherzte er). Zuletzt hörte man, dass Warner Bros. die Rechte erworben hat und darauf sitzt.

Was ist der aktuelle Status der Bone-Verfilmung?

Oh, ja. Das zehnjährige Jubiläum, einen Film nicht zu machen! Das ist schwierig zu sagen. Ich bin nicht mit dem besten Hollywood-Karma gesegnet. Meine Beziehung zu Warner Bros. ist momentan angespannt, aber das Studio scheint scharf darauf zu sein, diesen Film zu realisieren. Wer weiß? Dinge ändern sich. Da sind durchaus Leute, die ich mag und die meine Vision für Bone teilen, also versuche ich, in dieser Richtung weiterhin etwas zu erreichen, bis sie das Projekt endgültig stoppen, oder etwas ganz Schreckliches fabrizieren.

Weiter geht es in Zack 142...



Special vom: 01.04.2011
Autor dieses Specials: Matthias Hofmann
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F.W. Tempel
Wie das Bone-Universum von Jeff Smith die Comic-Welt eroberte
Thorgal – Ein Antiheld
Zurück zur Hauptseite des Specials


?>