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Im Gespräch mit Horst Berner
Der Autor des "Großen ASTERIX-Lexikons" und anderer Projekte mit dem Gallier plaudert aus der Schule (Interviewauszug)

SB: Erstaunlich, dass die falsche Reihenfolge der Bände so lange beibehalten wurde bzw. in der normalen Albenausgabe immer noch beibehalten wird. – Fällt Dir zur Arbeit an der Gesamtausgabe eine Anekdote ein?

Berner: In Erinnerung geblieben ist mir eine bedeutende Korrektur im vierten Buch. In der Kurzgeschichte „Gallischer Schulanfang“, deren deutschsprachige Fassung aus der Horizont-Ausgabe übernommen wurde, hieß es an diversen Stellen „Alesia“, wo im Original von „Gergovia“ die Rede ist. Beim Korrekturlesen hatte ich zwar stets die französische Ausgabe neben mir liegen, aber der grobe Schnitzer war mir auch so aufgefallen. Gergovia, wo Cäsar geschlagen wurde, erfüllt unsere Gallier bekanntlich mit Stolz, an Alesia, wo Cäsar die Widerständler vernichtend schlug, erinnert man sich dagegen ungern. Ich weiß nicht, wie und warum sich dieser Fehler in die Erstfassung eingeschlichen hatte.

Richtig ist auch, dass ich als externer Redakteur damals alle Texte überlesen und an die neue deutsche Rechtschreibung angeglichen sowie die Typografie mit ausgewähltem Lettering aus den Bänden der „Asterix-Werkedition“ ergänzt habe. Diese Fassung aus der „Gesamtausgabe“ findet sich mittlerweile ja längst auch in den normalen „Asterix“-Bänden. Genauso verhält es sich mit den Neukolorierungen der frühen Geschichten, die ab 2000 erstmals in der „Gesamtausgabe“ zu sehen waren.

Asterix_Lexikon_Scribble
Layout-Scribble Horst Berners für "Das große ASTERIX-Lexikon"

SB: Vielen Fans ist bekannt, dass es ein paar Kurzgeschichten gibt, die nicht in die „Gesamtausgabe“ integriert sind: „12 Prüfungen für Asterix“, „April, April“, „Asterix bei den Bayern“ und „Der Antiquitätenhändler“. Aus welchem Grund wurden diese Geschichten nicht nachgedruckt, und ist in Zukunft an eine Veröffentlichung gedacht?


Berner: Bitte nicht schon wieder diese Frage. Ich denke, das ist mittlerweile doch hinlänglich bekannt, und an den entsprechenden Stellen in der „Gesamtausgabe“ auch vermerkt, dass Albert Uderzo den Nachdruck dieser Geschichten definitiv abgelehnt hat. Fakt ist, dass alles, aber wirklich alles versucht wurde, um die zweiseitige Kurzgeschichte „Poison d’avril“, die vierseitige Kurzgeschichte „L’antiquaire“ und die siebenundzwanzig Seiten lange Comicfassung des Zeichentrickfilms „Les 12 travaux d’Astérix“ in die „Gesamtausgabe“ zu bekommen. Aber leider stimmte Uderzo der Veröffentlichung nicht zu. „L’antiquaire“, in der deutschen Version als „Die Antiquitäten-Händler“ in „Gallische Geschichten“ abgedruckt, war eine von Ehapa in einem französischen Studio bestellte Probearbeit. „12 Prüfungen für Asterix“, einst in der „Comixene“ abgedruckt, war im Original eine Broschüre für den Ölkonzern Chevron, die es in Frankreich für Autofahrer an Tankstellen beim Kauf von fünfzig Litern Benzin gratis gab. Beide Geschichten wurden nicht von Albert Uderzo gezeichnet. „April, April“, das im Buch „Der weite Weg zu Asterix“ publiziert vorliegt, war in meinem Strukturplan für das erste Buch der „Gesamtausgabe“ vorgesehen, als kurz vor Drucklehnung auch hierfür ein negativer Bescheid aus Paris kam. Ich habe daraufhin den Artikel „Asterix, Obelix und ihre Comicfreunde“ aus dem Ärmel geschüttelt und in diesem Kontext wenigstens die ersten Bilder des Comics gezeigt. Kurzum, an die Veröffentlichung
dieser  Geschichten wurde sogar schon in der Vergangenheit gedacht, nicht erst in der Zukunft, wenn ich das so sagen darf. Was die vierte Story betrifft, da meinst du sicher „Asterix und Obelix in Germanien“. Die lief Anfang 1977 im „stern“ und ist in Buch 8 der Gesamtausgabe nachgedruckt.

SB: Sehr interessant! War doch gut, dass ich diese Frage, die nicht von mir, sondern von Werner Fleischer stammt, an Dich weitergeleitet habe.


Es gibt übrigens noch zwei kleine ASTERIX-Comics. Ich besitze den ASTERIX-Kalender 1983. Da sind zwei Onepager drin. Bei dem einen geht´s darum, dass Majestix ein neuer, bombastischer Schild zum Besteigen angeboten wird. Der ist wirklich köstlich! Beim zweiten versucht Verleihnix Obelix unterschiedliche Fische zu verkaufen, was nicht gelingt, da er letztlich welche im Wildschwein-Design sucht. Auch witzig. Hier merkt man aber, dass der Comic von einem Fremdtexter stammt. Gezeichnet sind beide Seiten nicht allzu gut, ganz sicher nicht von Uderzo. Der schönste ASTERIX-Kalender war übrigens der von 1982. Er war in Hinkelsteinform und klasse gezeichnet.

Mehr natürlich in der Sprechblase 216.


Special vom: 17.12.2009
Autor dieses Specials: Gerhard Förster
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Mit Schirm, Charme und Melone - Die Comics
Hombre
"Die große Nummer" - Eine außergewöhnliche Mecki-Story
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