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Peter Wiechmann über Thomas der Trommler
Fünf neue Serien darf ich 1978  für das YPS-Magazin (Gruner&Jahr) entwickeln und produzieren. Es entstehen zwischen München und Barcelona die Serien BENS BANDE, MISTER MELONE, GRIES, GRAM & GRIMM, HOMBRE und eben THOMAS DER TROMMLER.

Ich siedele die geschichtsorientierten Geschehnisse in weitem Raum um und in meiner Heimatstadt Eschwege an. Allein für den Background der Handlung recherchiere  ich ein gutes Vierteljahr und sammele für die beiden Zeichner Josep Gual und Juan Sarompas stapelweise Dokumentation: Bilder der Waffen, der Ausrüstungen, der Feldlager, der Scharmützel und Schlachten, der Sitten und Gebräuche, der lodernden Städte, der Folter, der grausamen Strafen.

Die in Bild und Wort erzählten Abenteuer des Trommlerjungen Thomas sind Fiktion, aber diese Nachempfindung der einstigen Wirklichkeit soll eng am Geschichtlichen entlang führen. Die Auseinandersetzung des Feldherrn Tilly auf der katholischen und dem „Braunschweiger“ auf der protestantischen Seite entsprechen deshalb den überlieferten Gegebenheiten. So ziemlich alle der in meiner Serie nacherzählten großen und kleinen Dramen vom Hauen und Stechen, von Mord, Vergewaltigung Verrat, Treue, Mut, Feigheit, List oder Kriegskunst haben sich so oder ähnlich während dreißig langer Kriegsjahre  abgespielt – inszeniert auf dem großen Schlachtfeld des angeblichen Glaubenskrieges, in dem es in Wirklichkeit um Macht und Vorherrschaft  ging, wie in jedem Krieg davor oder danach auch.

thomasdertrommler

Meine Serie wächst. Episode um Episode entsteht. Mal aus der Feder von Josep Gual – mal auf dem nikotingeschwängerten Zeichenkarton von Juan Sarompas Originalen.

Josep Guals Bilder wirken auf den Betrachter fast in der Art von Holzschnitten: schwer und wuchtig! Sarompas gestaltet seine Zeichnungen dagegen detaillierter. Er ist eleganter in Mimik, Bewegung und Ausstattung.

Beide spanischen Zeichner jedoch sind wie vorbestimmt für die Realisierung dieses Stoffes, aus dem die echten Abenteuer sind. Da wird mit des Schicksals Walten gerungen – wegen einer Handvoll Sold, aus Rache, um die Ehre des Kriegers oder weil es simpel um das nackte Überleben geht. Die beiden Comic-Künstler setzen meisterlich in bewegende Bilder um, was ich mir von Episode zu Episode ausdenke oder was sie in kreativer Fantasie dazu tun. Für 240.- DM die Seite – von denen ihnen 200.- DM nach Abzug der Agenturprovision bleiben. Das ist damals - in kaufkräftige Peseten umgewechselt - eine sehr gute Gegenleistung. Die Nutzungsrechte gehen allerdings (samt den Originalen)  an den jeweiligen Auftraggeber über. Eine Besonderheit der Zeit, die gültige Regel ist.

Die Serie läuft in YPS an. Ich bin mit der Farbgebung wenig einverstanden. Zu flächig, zu fleckig. Aber die Produktion von fünf Serien hält mich derart in Atem, dass meine Colorit-Kritik versandet und ich selbst während der Hochzeitsreise die Reiseschreibmaschine klappern lassen muss. Und der Honeymoon wird natürlich zweckmäßig unter spanischer Sonne verbracht – weil ich da den Zeichnern nahe bin und das Geschehen vor Ort in Barcelona kontrollieren, beeinflussen kann.

Weiter geht es in der Sprechblase 214.


Special vom: 02.05.2009
Autor dieses Specials: Peter Wiechmann
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
"Cover mache ich viel lieber als Comics"
„Ich versuche die Seele dieser einzigartigen Serie zu erfassen.“
Michel Vaillant Preview
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