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Schindelschwinger - Der Klassiker
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Schindelschwinger - Der Klassiker

Buntes Treiben in Flohheim

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Schindelschwinger aus dem illu PRESS Verlag, erschienen 1975 bis 1977
Autor Peter Schulz
Zeichner Michael Ryba

Prolog:

Der Herr schuf Himmel und Erde in 6 Tagen.

Und als er sah, daß alles gut war,
ruhte er aus am 7. Tag von allen seinen Werken.

Und ging hin und nahm von seinem ältesten Whisky
und legte sich in seine Lehmkuhle,
wo noch lagen von den Proben,
die der Herr gemacht hatte,
bevor er den Menschen schuf am 6. Tage.

Und der Herr ward des guten Whiskys voll
und schlief ein, und sein mächtiger Atem
streifte die Proben von Lehm
und gab ihnen Leben.

Die Proben aber schlichen sich davon
noch in derselben Nacht.

...................

(Prolog 1. Teil.......)

So begann eine farbenfrohe fünfbändige Comicreihe im Jahre 1975. Schon allein diese Einleitung wäre es wert, erneut gewürdigt zu werden. Eine geniale Idee passend vorgetragen, die unbedingt Appetit auf die Serie "Schindelschwinger" macht. Und der geneigte Leser, den dieser Prolog anspricht, wird wahrlich nicht enttäuscht. Eindeutig gehören diese Werke zu den deutschen Comic Klassikern.

Werfen wir doch einfach noch einmal einen Blick auf diese schöne  Serie von Peter Schulz und Michael Ryba.

Der Inhalt

Worum geht es bei einer Comicserie, die den recht mysteriösen Titel "Schindelschwinger" trägt? Nun, die Grundidee ist schon im Prolog enthalten. In der göttlichen Lehmgrube sind im Rahmen des Schöpfungsaktes verschiedene Prototypen erstellt worden, die dann aus nicht näher genannten Gründen doch nicht verwirklicht wurden. Diese sogenannten "Proben" wurden dann durch den mächtigen Atem des Herrn doch noch versehentlich aktiviert und konnten aus der Grube entkommen um sich in ihrer beschaulichen Siedlung namens "Flohheim" anzusiedeln.

Mit der Wiederbeschaffung und Rückführung wurden seine Söhne Petrus und Luzifer beauftragt. Denn so sprach der Herr zu den beiden: "Gehet hin in alle Welt und findet meine Proben, auf das meine Schöpfung keinen Makel leide und der Mensch sich kein falsches Bild von mir mache." Dieser Auftrag wurde als Wettbewerb zwischen den doch recht unterschiedlichen Brüdern vergeben, der erfolgreiche Kandidat würde als Nachfolger Gottes in Frage kommen. So siedeln sich beide in Nähe der Flohheimer an, Luzifer mit seinem teuflischen Gefolge in seinem Vulkan und Petrus mit seinen Engeln in einer Art futuristisch gestalteter Burg. Mit allen möglichen Tricks versuchen beide Gegenspieler die Proben wieder einzufangen.

Die Bewohner und ihre Stadt

Die Proben sind skurrile liebenswürdige Wesen mit unterschiedlichem Aussehen. Auch die Namen verraten, dass es sich hier um ganz spezielle Wesen handeln muss. Der Bürgermeister hört auf den witzigen Namen Bimmel-Beule, abgeleitet von einer Beule auf seinem Schädel, der meistens mit einer güldenen Glocke bedeckt ist. Weiterhin zieren ein mächtiger weisser Bart, Elchsschaufeln und Walross-Zähne  den Kopf des Stadtoberhaupts. Als Vollblutpolitiker liebt er es, zu seinem Volk zu sprechen, auch wenn die Verständlichkeit seiner Worte gelegentlich unter den reichhaltig genossenen hochgeistigen Getränken leidet. Der Namensgeber der Serie Schindelschwinger ist ein langmähniger roter Drache mit Boxhandschuhen. Mit grossen Kräften und einem noch grösseren Ego versehen, schafft er es immer wieder die Pläne der himmlischen und teuflischen Gegner zu vereiteln.

Flohheim erinnert ein wenig an das kleine beschauliche Dorf der Gallier. Eine befestigte Siedlung belagert von übermächtigen Gegnern, deren Bewohner sich mit List und Kraft gegen die Übernahme zu wehren wissen. Auch Flohheim ist von fröhlichen Individualisten bevölkert, die einfach nur ihre Ruhe haben wollen und ungestört nach ihren Vorstellungen leben wollen. Zwei der Bewohner wurden oben ja schon vorgestellt, genauso ungewöhnlich im Aussehen und im Charakter sind alle weiteren Bewohner Flohheims. Schon Namen wie Boogie-Schnute, Musen-Rüssel, Pinke-Po oder Denk-Dätz betonen das Besondere dieser liebenswerten Wesen.

Die Geschichten

Die Geschichten sind ebenfalls liebevoll und detailreich gestaltet. Die verrückten Pläne zum Einfangen der Proben verursachen stets ein einzigartiges Chaos. So werden im ersten Band die weiblichen Proben zu einem Waschmitteltest aus der Stadt gelockt, um dann mit List und Tücke in die Burg von Petrus verschleppt zu werden. Eine gelungene Anspielung auf die Tests der verschiedenen Waschpulver-Hersteller, die mit immer blödsinnigeren Vorführungen der Wirksamkeit ihrer Produkte versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen. In Band 2 kommt es zu einem Fussballspiel, wobei durch fehlende Absprachen nachher sämtliche Beteiligten sanft entschlummert sind und Petrus und Luzifer die Entscheidung mittels eines Elfmeterschiessens suchen.

Gespickt mit Wortspielen wie "Höllikopter" für ein Fluggerät der Teufel oder einem E.E.v.D. (Erzengel vom Dienst) macht das Verfolgen der Geschehnisse einfach Spass beim Lesen. Singen die Proben als echte Flohheimer - "Wer ist klein und singt doch so? Der Floh, der Floh, der singt doch so!" - sind die Hymnen ihrer Gegner eher konservativ - "Hölle, Hölle über alles" - und - "Himmel, Himmel über alles" - . Wir lernen einiges über die Großen und Mächtigen. So hat Luzifer eine Reizblase und sollte schlechtes Wetter und Sintfluten meiden, während Petrus nach Niederlagen früh ins Bett geht.

Das Ende

Leider ist die Serie nach nur fünf Bänden eingestellt worden. Die letzte Nummer erreichte dann auch zeichnerisch nicht mehr ganz die Qualität der ersten Alben, sie wirkt etwas "unfertig". Ganz geplant schien die Einstellung nicht gewesen zu sein, so gab es in Band 3 einen Aufkleber, der vermuten lässt, dass in dieser Richtung noch mehr kommen sollte. Auch sind eine Reihe von Figürchen der Proben herausgegeben worden, die heute nur noch mit viel Glück zu erwerben sind. Und das Ende des Prologs versprach reichhaltige Fortsetzungen: "Doch der Kampf währte viele, viele Jahre...."

Die Hefte sind ebenfalls nur noch antiquarisch erhältlich. Mit ein wenig Suche in den üblichen Quellen, wie dem Comicmarktplatz und den vielen rührigen Händlern ist es aber auch nach über 30 Jahren durchaus noch möglich, einen kompletten Satz zu vernünftigen Preisen zu erwerben.

Wer nur halbwegs Interesse an Geschichten dieser Art mit dem fröhlichen Flair von 1975/1976 hat, kann hier eigentlich nichts falsch machen. Und wer schon im Besitz der Hefte ist, sollte einfach mal wieder in einer ruhigen Stunde ein oder zwei Bände durchlesen und sich an diesen schönen Klassikern der Comic-Kunst erfreuen. 


Informationen und Bilder

Wie sehen denn die verschiedenen Proben aus? Gibt es noch weitere Informationen? Hierfür gibt es eine wunderbare Webseite mit vielen Informationen rund um Schindelschwinger, Flohheim und dem Kampf zwischen Himmel und Hölle. Die Fanseite bietet noch einmal einen illustrierten Rundgang durch die Serie. Danke an den unbekannten Ersteller mit dem Nick "wiesensohle"

Hier gibt es auch Links zu den beiden Machern dieses Klassikers, die sich in den Heften auch gerne mal selbst durch Gastauftritte parodieren: Peter T. Schulz und Michael Ryba.

Die liebevoll gestaltete und ausführliche Webseite: http://www.schindel-schwinger.de/


Das Schlusswort übergeben wir einfach unserem Freund Schindelschwinger, der diese hervorragenden Serie mit einem treffenden Wort beschreibt: Extra-Ordinär!

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Special vom: 22.03.2009
Autor dieses Specials: Rolf Niemann
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Kurzer Prozess - Kurzgeschichten in Serie
Ein Interview mit Holger Bommer von Gringo Comics zu "Kurzer Prozess"
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