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Alex Fechner und Miguel E. Riveros
unheimlich2.jpg Horrorcomics Made in Germany gehörten zugegebenermaßen nicht gerade zur Creme de la Creme des hiesigen Kulturbetriebes. War es doch bis dato vorwiegend Namen aus dem angloamerikanischen Raum, die in diesem Genre von sich reden machten. Doch dies wird sich jetzt ändern. Denn es gibt UNHEIMLICH.

Bisweilen recht erstaunt nimmt der aufgeweckte Kulturinteressierte die neue Serie UNHEIMLICH zur Kenntnis, die bei GCOMIC erscheint, einem neuen Sublabel bei der EDITION 52.

Verantwortlich für die Reihe sind die beiden Künstler und Multimedia-Profis Alex Fechner und Miguel E. Riveros.

Alex Fechner wurde 1977 in Cuxhaven geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Mediengestalter für Digital- und Printmedien, bevor er sich als Grafiker im Bereich Website- und Logodesign tätig war.

„Viele werden sagen, dass Mike Mignola wohl einen großen Einfluss auf mich hat. Weitere Wurzeln für mich sind Ashley Wood, Erik Larsen, Frank Miller, Geoff Darrow, Alan Moore, Eddie Campell, Guy Davis, Richard Corben, Dave Gibbons und natürlich noch Frank Frazetta“, beschreibt Fechner seine künstlerische Identität.

migxfile.jpg Dagegen wurde der 1976 in Chile geborene und 1982 als politischer Flüchtling nach Deutschland zwangsläufig mitintegrierte Miguel E. Riveros hauptsächlich von seinem Vater beeinflusst, der in Chile ein sehr angesehener Künstler war, kurz bevor er von der chilenischen Junta brutal ermordet wurde:

„Als ich ein Baby war, malte er mit mir im Arm. Er war es, der mir über meinem Babybett u.a. ein Superman Postern aufhängte. Außerdem bin ich stark von den amerikanischen Marvel Superhelden Comics geprägt. Comickünstler wie John Byrne, Bill Sienkiwiecz und Frank Miller sehe ich heute noch als meine Vorbilder an“, so Riveros zu seinen Wurzeln.

Die deutsche Comicszene beurteilen die beiden ziemlich identisch, als eine kleine Gemeinschaft, die sich aus vielen Individuen zusammensetzt.

Und beide kommen zu sehr ähnlichen Urteilen:

verflucht1.jpg „Jeder Autor oder Illustrator arbeitet alleine für sich hin. Schreibt oder zeichnet irgendwelche Geschichten, ohne zu überlegen. Interessiert es überhaupt jemanden was mache, oder werden die Kunden ohnehin nur Mangas kaufen?!´“, so Fechner. Und Riveros fügt hinzu: „.Die Comicszene ist sehr träge geworden, mit Kreativen, die so viel erreichen könnten, wenn sie sich nicht gegenseitig Steine in den Weg legen würden.“

Einen Grund sehen sie in der deutschen Verlagslandschaft. Die deutschen Kleinverleger haben es sehr schwer, da sie von den Großen an die Wand gedrängt werden. Für deutsche Comickünstler bleibt da kaum Platz. Denn während die Großverlage hauptsächlich auf Lizenzen aus dem US- und asiatischen Markt setzen, bleibt für die Kleinverleger kaum finanzieller Spielraum für Experimente. Und wenn deutsche Kleinverleger einmal Erfolge verbuchen, klopfen direkt die Großen an zwecks Übernahme ihrer Künstler.

Für Riveros ein Grund, nichts dem Zufall zu überlassen: „Es läuft viel schief und vieles wird falsch gemacht, deswegen haben Alex und ich alles selbst in die Hand genommen. Und siehe da, es funktioniert, großes Presseecho, gute Verkaufszahlen, großes Interesse etc. Aber unser Vorteil ist, wir kommen aus der Werbebranche und dem Filmgeschäft, und kennen uns schon etwas besser in Marketing und Promotion aus“.

hexe.jpg Dies bezieht sich auf das erste gemeinsame Projekt der beiden: UNHEIMLICH. Startpunkt der neuen Horrorserie war die COMICACTION 2005 in Essen. Dort trafen sich Fechner und Riveros anlässlich eines Comic Art Battle – eine Art Schlacht auf dem Zeichenbrett, die von SPLASHCOMICS inszeniert wurde.

„Miguel hatte die Idee gehabt eine sehr greifbare Horrorstory zu machen, die im Universum von H.P. Lovecraft spielt. Er kam auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte bei dem Projekt mitzumachen. Ich sagte sofort zu, weil es absolut mein Genre ist“, so Fechner. Und schon nach vier Monaten lag der erste Band druckfrisch bereit. Inzwischen ist zusätzlich ein weiterer Sonderband HEIMWEH erschienen.

Ab dem neuem Heft HEIMWEH wechselt das UNHEIMLICH-Team dann auch endgültig als neues Sublabel zur EDITION52, die schon bei der Vermarktung des ersten Heftes tatkräftige Unterstützung leistete. Dabei freilich aber ohne die Autonomie der Künstler zu bändigen. Und obgleich die Null-Nummer redaktionell noch einige Schwäche aufwies, die nun verschwinden werden, war sie ein großer Erfolg.

mwork.jpg Und die nächsten Schritte stehen schon fest: Für Heft Nummer 2 arbeitet Miguel an einer Spukhaus/Hexenstory, die wieder auf wahre Begebenheiten basiert. Nach Heft 2 ist eine Schwarzwald-Trilogie geplant, bei der er das Intro gestalten wird, während Alex den Zyklus beendet. In der kommenden Geschichte werden eine Menge neue Protagonisten eingeführt, versprechen die beiden Künstler.

Bei zwei kreativen Comicschaffenden, die in unterschiedlichen Städten wohnen, aber an einer Serie arbeiten, kann sich die Zusammenarbeit mitunter schwierig gestalten. Dennoch: Das neue Team-Up setzt dabei geschickt auf die neuen Medien: Internet und Telefon gehören bei UNHEIMLICH zu ihrem Arbeitsalltag.

lovecrafts_logo.jpg „Geschichten standen schon früh fest. Sind durch gemeinsame Gespräche entstanden. Jeder von uns arbeitet sozusagen dann alleine an seinem Teil und macht Dialoge etc., so dass am Ende ein Drehbuch steht. Dann mache ich Thumbnails von allen Seiten (Vorskizzen) und fange mit der ersten Seite an. Mit blauen Bleistift vorzeichnen auf Din A4 Format, dann tuschen und einscannen und am Rechner colorieren. In dieser Zeit wird der Text Korrektur gelesen. Wenn der Text steht, wird dann die Druckvorlage gemacht und gelettert. Wenn alles steht geht es in die Druckerei“, so Riveros zu der erfolgreichen Zusammenarbeit.

Man merkt den Beiden an, dass Sie sehr viel Spaß an ihrer Arbeit haben, so dass man sich noch auf viele UNHEIMLICH-Hefte freuen kann. Die Professionalität, mit der sie dabei vorgehen, lässt bereits hoffen auf einen Durchbruch der neuen Horrorcomics Made in Germany. Das wäre dann zwar im wahrsten Sinne des Wortes UNHEIMLICH, aber so steht es geschrieben.


Special vom: 29.07.2006
Autor dieses Specials: Bernd Hinrichs
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