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Corporate Identity Crisis
Abbildung_Logo_DC.jpg In den Staaten wird man sich an die erste Ausgabe von "DC Special: The Return of Donna Troy" auch deshalb erinnern, weil sie im Juni 2005 der erste Comic war, der das neue Verlagslogo von DC Comics auf seinem Cover trug. DC steht für "Detective Comics", wie der Verlag sich in den 1940 Jahren nach seinem gleichnamigen Batman-Hit nannte. Das alte Logo, welches man oft als "DC bullet" bezeichnet, war von Designer Milton Glaser entworfen worden, der auch das viel kopierte "I ♥ NY"-Logo erschuf, und erschien im Februar 1977 erstmals auf den Titelbildern der DC-Comics. Das modernere Logo, eine Art "DC spin", wurde von Josh Beatman entworfen.

Es symbolisierte zusammen mit den Ereignissen innerhalb der Comics möglicherweise auch weitreichende Veränderungen innerhalb des großen Verlags. Unter der Regie von Jeanette Kahn und Paul Levitz verfolgte DC viele Jahre lang die Strategie, Profit abzuwerfen und ansonsten innerhalb des Konzerns möglichst unauffällig zu bleiben. Eine großartige Vermarktung des Verlagsnamens spielte daher keine Rolle. In einem seltenen Statement eines übergeordneten Warner Bros.-Vertreters zur Befindlichkeit des Comic-Verlags, stellte Kevin Tsujihara, Warner Bros. Executive Vice President for Corporate Business Development and Strategy, allerdings kürzlich fest, dass es sich bei DC um eine multimillionenschwere Marke handle und dass diese Möglichkeiten derzeit nicht voll genutzt würden.

Man schielt neidisch zur Konkurrenz, wo man eifrig dafür gesorgt hat, dass das Marvel-Logo durch seine prominenten Auftritte am Anfang der Spielfilme und auf zahllosen Produkten der Öffentlichkeit bekannt wurde. Doch um ähnliches tun zu können, musste das altmodische DC-Logo weichen und einer neuen Version Platz machen, die in animierter Form auch bei Fernsehserien wie "Smallville" und "Justice League" und Filmen wie "Batman Begins" und "Superman Returns" zu sehen ist.

Der von Tsujihara abgemahnte DC-Verlagschef und schon legendärer "Legion of Super-Heroes"-Autor Paul Levitz sprach in diesem Zusammenhang davon, dass Comics dieser Tage die Gelegenheit hätten, alte Vorurteile loszuwerden. "Die Welt ist darauf aufmerksam geworden, dass wir eine ganz besondere und einmalige Magie erschaffen und dass Comic-Autoren und -Zeichner etwas Interessantes zu sagen haben," sagte er. "Und dass Comic-Charaktere auch in anderen Medien mitreißende Unterhaltung bieten können – was sie schon immer getan haben, aber meist ohne zuzugeben, woher sie kommen. Dieses bietet einer großen Firma die Gelegenheit, Geschäfte zu machen, weil es uns die Möglichkeit gibt, unser Markenzeichen bekannter zu machen."

Es wird sich erweisen, ob die neue Aufmerksamkeit, die Warner Bros. der bis vor kurzem unauffälligen Comic-Abteilung widmet, ein Fluch oder ein Segen ist. Denn wenn ein Comicverlag nur als Ideenschmiede für Hollywood-Produktionen dient, kann das die Kreativität ersticken, und wenn man plötzlich mit demselben Maß gemessen wird wie multimillionenschwere Filmproduktionen, dann werden von Oben vielleicht Verkaufsergebnisse gefordert, die in der aktuellen Comiclandschaft allenfalls mit kurzsichtigen Methoden zu leisten sind, die im Nachhinein mehr Schaden verursachen, als Gewinn abwerfen (man erinnere sich an die 1990er Jahre).


Special vom: 12.05.2006
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Marvel gegen DC
Krieg der Worte
"Infinite Crisis Spezial" in COMIXENE 95
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