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Die Mangas kommen
lg_20041022_0411231.jpg Hatte bereits beim Start des Comic-Programms von Dino das Fernsehen mit Serien wie Beavis & Butt-Head und den Batman Adventures Pate gestanden, so wurden die Nachmittagsschienen der privaten TV-Anstalten jetzt von Anime-Serien wie Dragon Ball und Sailor Moon aufgemischt. Glücklicherweise basierten diese fernöstlichen Zeichentrickserien auf Comics – auch wenn diese Mangas auf den ersten Blick relativ seltsam anmuteten, wurden sie doch im Taschenbuchformat, in Schwarzweiß und "verkehrter" Leserichtung von hinten nach vorne angeboten. Noch viel mehr hätte man nach der damals vorherrschenden Meinung wohl kaum falsch machen können! Doch irgendwie machten die Anfangserfolge dieses ungewohnten Formats in Frankreich auch den deutschen Verlagschefs bei Carlsen und Ehapa/Feest Mut, wo man bisher die wenigen veröffentlichten Mangas nur in "gespiegelter" Leserichtung und vergrößertem Format angeboten hatte. Und der anfängliche Durchhaltewillen – inklusive viel Überzeugungsarbeit beim Handel – sollte sich auszahlen. Die Verkaufszahlen stießen schnell in Höhen vor, die bei der Veröffentlichung von Comics jenseits des Presse-Grosso noch kurz zuvor für völlig unmöglich gehalten wurden.

Leider zeigte es sich, dass der Comicfachhandel auf diese Entwicklung kaum eingestellt war. Zunächst weigerten sich viele Händler schlicht, das neue Marktsegment in das Sortiment aufzunehmen; zudem waren viele dieser Läden viel zu schlecht gelegen, als dass sie das sehr junge Manga-Publikum effektiv in ihre Geschäftsräume hätten umleiten können. Die nicht selten in Seitenstraßen versteckten Comicläden gleichen oftmals eher Insidertreffs, wo sich zwar eine genauso eingeschworene wie treue Klientel trifft – zur Akquisition von Laufkundschaft eignen sie sich in der Regel aber nur unzureichend.

lg_20050402_202252.jpg Da war wieder der klassische Buchhandel mit seinen 1A-Lagen gefragt, der während der neunziger Jahre immer mehr an Bedeutung gegenüber dem Comicfachhandel eingebüßt hatte. Und auf dieses Geschäft vorbereitete Verlage wie Carlsen und Ehapa/Feest, wo man extra das Label "Egmont Manga & Anime" (EMA) für die Mangas etablierte, spielten diese Karte geschickt aus. Bei Ehapa ging man sogar soweit, den speziellen, in Eigenregie betrieben Comic-Vertrieb aufzugeben. Statt dessen schlüpfte die Buchhandelsabteilung bei der Kölner Egmont-Konzernschwester vgs unter und nutzte fortan deren zuvor "reinen" Buchhandelsvertrieb. Wie wenig die Comicläden heute noch vom Gesamtgeschäft mit den Mangas abbekommen, zeigt sehr anschaulich das Beispiel der Serie Detektiv Conan. Gerade noch 14 Prozent der Druckauflage wird von vgs/EMA in den Comicfachhandel geliefert. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass Titel wie dieser dort trotzdem oft ein Vielfaches des Umsatzes der Heft- und Alben-Reihen realisieren, bei denen der – wohlgemerkt nur prozentuale! – Marktanteil der Comicläden stabil blieb, dann kann man sich sehr gut vorstellen, vor welchen Problemen der Comicfachhandel und die sie beliefernden Fachhandelsvertriebe derzeit stehen.

Für den neuen Manga-Verlag Tokyopop war es offenbar überhaupt keine Option mehr, sich einfach einem bestehenden Fachhandelsvertrieb anzuschließen. Statt dessen wurde lieber der aufwendigere Weg beschritten, mit Partnern einen eigenen Vertrieb aufzubauen. Und auch Panini ist dieses Frühjahr bei seinem Ausstieg bei MG diesem Vorbild gefolgt. Über den aufgekauften Dino-Verlag und dessen Roman-Programm hatte man ohnehin schon den Fuß im Buchhandelsgeschäft und intensivierte in letzter Zeit die Anstrengungen, hier auch mit dem stark ausgebauten Label "Planet Manga" besser vertreten zu sein. Offenbar glaubte man, insbesondere dieses Ziel mit dem Partner MG nicht mehr effektiv genug erreichen zu können. Auch einen eigenen Kundenkatalog bringt man jetzt mit der Panini Vorschau heraus.


Special vom: 20.04.2005
Autor dieses Specials: Comixene
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Die Gründung von Modern Graphics
Das US-Vertriebsmodel
Hefte-Boom in Deutschland
Graphic Attack & Comic Action
Das Ende von MG
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