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Hefte-Boom in Deutschland
lg_20030705_1324121.jpg Mitte der neunziger Jahre kam Max Müller ins Spiel, der als Chefredakteur die Comic-Schiene im Dino Verlag aufbaute und auf der Suche nach einem Vertrieb für "seine" Batman Adventures war, die er nicht nur an die Kioske, sondern nach amerikanischem Vorbild auch in die Comicläden vertreiben wollte. Bei Modern Graphics war Max Müller selbst privater Kunde gewesen. Was lag also näher, als Kontakt mit Kai Witz aufzunehmen, den er bereits von dem einen oder anderen Pizza-Essen kannte? Witz war schließlich bereit, die Reihe zu vertreiben. Doch selbst mit engagierten Promo-Aktionen wie einer auf 500 Exemplaren limitierten Sonderedition im Prestige-Format und mit Goldprägung, die den Händlern gratis zu bestimmten Bestellmengen mitgeliefert wurde, ließ sich das Ganze zunächst gar nicht besonders toll an. Ich kann mich selbst noch gut daran erinnern, wie diese erste Dino-Sonderedition im von mir frequentierten Trivial-Book-Shop in Hannover, wo ich damals bei einem gewissen Frank Neubauer einkaufte, monatelang in der Vitrine vor sich hin gammelte – zu horrend erschien uns damals der verlangte Preis von 30 Mark. Hätte ich doch nur geahnt, was für diesen Band schon kurze Zeit später gezahlt wurde ...

Zunächst aber dümpelte das Geschäft mit der ersten Dino-Superhelden-Reihe vor sich hin. Von den ersten 10 Nummern konnte MG wohl kaum mehr in den Comicläden absetzen, als man alleine von der US-Batman-Reihe im Original nach Deutschland importierte. Es schien sich zu bestätigen, dass deutsche Comic-Hefte nur über die Kioske abzusetzen sind. Doch dann kam 1996 mit DC gegen Marvel, die im Gegensatz zu den Batman Adventures nicht auf einer Zeichentrickserie basierte, sondern in den üblichen Comic-Universen von Marvel und DC angesiedelt war, der große Durchbruch. Schon die Vorbestellungen lagen um mehr als das Doppelte über denen der Batman Adventures und auch mit dem Ausliefern der Nachbestellungen kam MG kaum hinterher. Vor allem entwickelten sich die gleich im Dreierpack heraus gekommenen Variant-Covers der Startnummer innerhalb kürzester Zeit zu heiß begehrten Spekulationsobjekten, was den Verkauf der Gesamtreihe immens anheizte. So war es keine Frage, dass zahlreiche weitere Heftserien bei Dino folgten.

lg_20020812_202500.jpg Etwa zur gleichen Zeit liefen die Marvel-Rechte des Condor Verlags aus und MG – wo im Juni 1996 bereits die Graphic Novel Elektra Assassin erschien – reichte ein Konzept ein, um die Serien selbst weiterzuführen. Damit löste man bei Dino, wo man ebenfalls auf die Marvel-Rechte erpicht war, nicht gerade große Freude aus, lag das MG-Angebot doch höher. Doch am Ende sollte ein Dritter das Rennen machen. Da der Marvel-Konzern inzwischen den italienischen Panini Verlag übernommen hatte, der auch in Deutschland mit seinen Sammelbilder-Alben etabliert war, wollte man das Europageschäft zukünftig in Eigenregie aufziehen. Und so startete der Panini Verlag zunächst mit dem Label "Marvel Deutschland" in das hiesige Comic-Geschäft, das er heute – nicht einmal 10 Jahre später – als Nummer 2 im Markt hinter Egmont Ehapa maßgeblich mitbestimmt. Den Vertrieb der Comics für den Fachhandel konnte sich allerdings doch noch MG sichern, schließlich arbeitete man mit Panini bereits intensiv bei der Auslieferung der "Fleer Sky Box"-Trading Cards zusammen.

Doch noch schien Raum im Heftemarkt zu bestehen. Die DC- und Marvel-Superhelden-Reihen waren zwar größtenteils aufgeteilt, aber als immer interessanter stellte sich das Material des neuen Image-Verlags heraus. Zwar hatte Splitter bereits sein kurzes Abenteuer mit einigen Image-Serien des Labels Top Cow (Witchblade) gestartet, doch die besonders begehrte Lizenz an Todd McFarlanes Spawn sicherte sich der neue Infinity Verlag, der zwar entgegen vielfach geäußerten Vermutungen nicht zu MG gehört, an dem aber Kai Witz über eine private Beteiligung als einer von drei Gesellschaftern beteiligt ist.

Als schließlich auch noch Chaos! Comics Deutschland und mg/publishing/ als offizielle MG-Verlagstöchter gegründet wurden und die Edition Speedline des Tilsner Verlags unter dem neuen Label Speed Comics, das vor allem Vertigo-Reihen wie Preacher veröffentlicht, von MSW zu MG wechselte, war der Superhelden-Vertriebsmarkt endgültig fast komplett in Rastatt konzentriert.


Special vom: 20.04.2005
Autor dieses Specials: Comixene
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Die Gründung von Modern Graphics
Das US-Vertriebsmodel
Graphic Attack & Comic Action
Die Mangas kommen
Das Ende von MG
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