In der neuen Specialserie "Auf die Reihe"
werfen wir einen Blick in bereits abgeschlossene Serien. Wir stellen
Euch die einzelnen Bände vor und verweisen zu Rezensionen. Mit "Auf die Reihe"
verhindern wir, dass bemerkenswerte Comics in der Masse an
Veröffentlichungen untergehen oder dass sie aufgrund eines erweiterten
Umfangs von später einsteigenden Lesern gemieden werden. In dieser Specialserie stellen wir Euch nur Comics vor, die
wirkliche Evergreens sind und die man gelesen haben muss. Nebenbei
offenbaren wir die Stärken und Schwächen der Serien. Nach "Der Tod von Superman" folgt nun "Locke & Key".
Sechs Bände umfasst die Serie Locke & Key, für die der Autor Joe Hill im Juli 2011 den Eisner Award als "Best Writer" bekommen hat. Und im Gegensatz zu vielen Musikpreisen, wo man sich als Zuschauer fragt, warum gerade dieser oder jener Künstler ausgezeichnet wurde, ist die Belobigung bei Joe Hill genau an der richtigen Stelle angekommen. Mit Locke & Key hat er eine immens spannende Serie verfasst, die den Leser von der ersten Seite an sofort in ihren Bann zieht und ihn erst nach einem wirklich schockierenden Finale wieder loslässt. Dazwischen lagen nun knapp drei Jahre in denen Panini die Einzelbände publizierte.
Alles fängt mit einem verstörenden Mord an Rendell Locke an, was die Familie als Anlass nimmt, in das alte Anwesen Lovecraft zu ziehen. Dort finden die Kinder Tyler, Kinsey und Bode verschiedene Schlüssel, die dem Benutzer diverse Fähigkeiten verleihen. Dieser Plot bleibt bis ungefähr zum dritten Band ähnlich. Immer neue Schlüssel tauchen auf und der Leser kann fasziniert die Ideen des Autors nachverfolgen. Quasi nebenher wird die eigentliche Handlung vorangetrieben, wo ein Dämon versucht, in den Besitz der Schlüssel zu kommen. In Gestalt eines Mitschülers namens Dodge erschleicht er sich das Vertrauen der Familie. Dadurch kommt er seinem Ziel immer näher. Alles was ihm in Quere kommt wird aus dem Weg geräumt. Nun geht Dodge aber so geschickt vor, dass die Familie Locke nichts von dem Schädling ahnt, der sich in dem vermeintlich neuen Freund versteckt. Der Dämon schreckt nicht einmal davor zurück, Dodge für seinen weiteren Weg zu opfern.
Für den Leser gibt es innerhalb der Storyline zahlreiche Momente, wo man aufschreien will, weil die Gefahr beinah greifbar ist, die Lockes aber sehenden Auges in die Falle tappen. Joe Hill hat gerade durch das verdeckte Agieren einen böswilligen Charakter erschaffen, dem man nicht so schnell abschreibt und der das Potential hat, wirklich sein Ziel zu erreichen.
Zwischen diesem actionreichen Treiben wird in den Bänden auch immer mal wieder ein Blick in der Vergangenheit geworfen. So wird erklärt, wie die Schlüssel entstanden sind, woher der Dämon kommt und was sich in den vergangenen Jahrhunderten auf dem Lovecraftschen Anwesen so ereignet hat. Dies lockert die Handlung spürbar auf und gibt ihr eine enorme Komplexität, gerade weil der ganze Mythos schon alt zu sein scheint.
Nun hätte es mitunter auch gereicht, der Familie Locke immer wieder neue Schlüssel in die Hände zu geben. Das alleine würde sicher auch für Unterhaltung sorgen, zumal durch die magische Komponente sehr viele verschiedene Aktionen und Ereignisse passieren können. Doch der Autor widersteht der Versuchung aus Locke & Key eine Ongoing Serie zu machen. Stattdessen strebt alles dem ultimativen Finale entgegen, das für die Familie sehr überraschend kommt und auch den Leser mit offenem Mund zurück lässt.
Doch Locke & Key begeistert auch aufgrund der zeichnerischen Darstellung von Gabriel Rordiguez. Dieser packt die einzelnen Panels mit enorm viele Details voll, dass es einen wahre Freude ist, den Comic einfach nur durchzublättern. Dabei fällt besonders ein grafischer Trick auf, der den Schlüsselszenen sehr viel Spannung verleiht. Dabei arbeitet der Zeichner mit mehreren gleichen Panels, wo nur geringfügige Details verändert werden, beispielsweise Personen im Hintergrund. Doch genaue diese Aktionen bilden den Kern der Handlung. Dies erzeugt beinah filmreife Überraschungseffekte.
So genug gepoilert und gelobt. Im Folgenden werfen wir noch einmal einen Blick auf die einzelnen Ausgaben und präsentieren Euch den Trailer zur leider nicht umgesetzten Locke and Key-Serie von Fox.
Wer die Serie bislang nicht sein Eigen nennt, sollte folglich unbedingt zugreifen. Es lohnt sich!

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