Comic-Besprechung - Nostradamus: Wanderer zwischen den Zeiten

Geschichten:
Nostradamus - Wanderer zwischen den Zeiten
Autor: Ray O. Nolan, Zeichner: Jörg Hartmann

Story:
Salon De Provence, 1555. Ganz Frankreich befindet sich seit Jahren im Umbruch. Inquisitionsgerichte, die Pest, Hexenverfolgung und blutige Glaubenskriege erschüttern das Land. Zu dieser Zeit lebt Michel Nostradamus als niedergelassener Arzt mit seiner Familie in der besagten kleinen Stadt.

Im Jahre 2047 beschließen die Mitglieder einer geheimen amerikanischen Organisation Nostradamus als Propheten aufzubauen und mit dessen düsteren und geheimnisvollen Weissagungen die jüngste Vergangenheit zu manipulieren, speziell die Politik im nahen Osten. Mit der Philosophie, dass die Gegenwart immer ein Produkt der Vergangenheit ist, beeinflusst die Organisation - ausgestattet mit der Möglichkeit durch die Zeit zu reisen - nach Belieben vergangene Geschehnisse. Nostradamus wird von den Zeitreisenden in zukünftige Ereignisse eingeweiht, um diese dann in verschlüsselter Form für spätere Generationen nieder zu schreiben. Doch der misstrauische Nostradamus erkennt sehr schnell, dass er von den Männern aus der Zukunft für deren intriganten politischen Spielchen missbraucht wird und beginnt als „Wanderer zwischen den Zeiten“ eigene Wege zu gehen.

Meinung:
Fantastische Comics müssen nicht grundsätzlich einen jugendlichen Helden mit übernatürlichen Kräften und eine bunte Mischung unterschiedlichster Weggefährten als Ausgangspunkt für Abenteuer auf unbekannten mit befremdlich wirkenden Wesen besiedelten Planeten haben. Auch wenn diese Erkenntnis in der Fülle fantastischer Comics der jüngsten Zeit fast untergeht, darf man froh sein, wenn es - wie mit dem vorliegenden Band „Nostradamus“ - auch immer wieder mal erfrischende Ausnahmen gibt.

Einer der größten Nostradamus-Forscher - Ray O. Nolan - lieferte die Idee und das Skript für den vorliegenden Band. So ungewöhnlich die Idee - Nostradamus weniger als Hellseher darzustellen, sondern mehr als Chronist erlebter Geschichte - so wahrscheinlicher kommt sie einem vor, wenn man die Geschichte liest. Und wenn man sich der Idee hingibt, kommt es nicht einmal mehr unwahrscheinlich vor, dass es in irgendeiner Zukunft die Möglichkeit gibt, Geschichte zu beeinflussen.

Beim Lesen kommt man sich vor wie in der uralten TV-Serie „Time Tunnel“, nichts anderes ist damals passiert. Nolan ist allerdings mit der Manipulation von Nostradamus noch einen Schritt weiter gegangen. Für die Umsetzung des Skripts hat Nolan den Münsteraner Zeichner Jörg Hartmann gewonnen, der mit „Wanderer zwischen den Zeiten“ sein Erstlingswerk vorlegt. Und dieses Debut braucht keine internationalen Vergleiche zu scheuen.

Insgesamt eine rundherum gelungene Veröffentlichung, die sich erfrischend vom übrigen Fantasy Allerlei abhebt.

Fazit:
Lesenswerter Mix aus Historie und Fantasy, der auch grafisch überzeugen kann - und das aus deutschen Landen.

Nostradamus: Wanderer zwischen den Zeiten

Autor der Besprechung:
Stephan Schunck

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 12,00

ISBN 13:
978-3-7704-3171-7

48 Seiten