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Comic-Besprechung - Das Nest 1: Marie
Geschichten:Magasin Général – Marie
Szenario, Dialoge und Zeichnungen: Régis Loisel, Jean-Louis Tripp, Farben : Francois Lapierre
Story:
Broisse de Notre-Dame-des-Lacs ist ein kleines, verschlafenes Nest in Kanada und liegt an einem kleinen See. In dem Dorf stirbt ausgerechnet der Krämer Felix Ducharme. Alle sind bei seiner Beerdigung dabei, auch wenn so mancher nicht ganz unglücklich darüber ist, dass der alte Halsabschneider nicht mehr unter den Lebenden weilt. Und jeder beobachtet mit Argwohn die Witwe Marie. Wird sie es wohl schaffen das Erbe des Krämers anzutreten? Und selbst Marie ist sich nicht sicher, ob sie es schaffen wird…
Meinung:
Nein, „Das Nest“ ist keine Comicserie, die auf große Action setzt oder auf gewaltige Handlungsbögen, die den Leser in eine ferne Welt entführen. Dies darf man bei dieser Serie wirklich nicht erwarten. Sie entführt zwar ihre Leser, aber „nur“ einige Jahrzehnte in der Vergangenheit, in ein Leben, das einst sehr viel schwerer war. Die dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren in den Städten vor allem durch eine industrielle Revolution geprägt. Das Leben begann sich dort in einer Art und Weise zu beschleunigen, die in die heutige Lebensgeschwindigkeit münden sollte. Doch auf dem Land sollte diese Lebensrevolution noch lange nicht ankommen. Sicher: Es gab auch schon Autos und Telefone, aber nur die Wenigsten konnten sie sich leisten. Man war einfach noch auf nachbarschaftliche Mithilfe angewiesen. Wenn jemand sich ein Bein brach, dann musste er mit dem Laster des Nachbarn in die Stadt gebracht werden. Und dennoch herrschte vielfach auch Misstrauen, vor allem gegenüber Menschen, die in die Dorfgemeinschaft hinzugezogen waren.
Die Geschichte, die in Zusammenarbeit zwischen Régis Loisel und Jean-Louis Tripp entstanden ist, versucht dem Leser diese eigenartige Welt des Landlebens näher zu bringen und obwohl noch nicht einmal 90 Jahre vergangen sind, haben die Beiden damit alle Hände voll zu tun. Auch wenn die Aufgabe massiv auszusehen scheint, so schaffen es Loisel und Tripp doch eine federleichte Geschichte zu erzählen, die ganz selbstverständlich vor sich hin zu fließen scheint. Gleichzeitig haben Loisel und Tripp diverse Allegorien auf den Aufbruch eingebaut, der in dieser Zeit in den Städten stattfand. Die Beste und anrührendste Anspielung ist dabei die kleine Nebengeschichte zwischen dem jungen Pfarrer und einem alten Atheisten, der ein Schiff baut. Der Pfarrer will ihn nicht versuchen zu bekehren, sondern hilft dem alten Mann. Schiff und Art und Weise, wie sich der Pfarrer um sein Schäfchen kümmert, sind als Gleichnis für den Aufbruch der Gesellschaft zu sehen, der auch an einem so verschlafenen Nest nicht halt macht.
„Das Nest“ ist ohne Zweifel eine der besten Geschichten der letzten Jahre und ist mit Sicherheit heißer Kandidat für zahlreiche Preise. Loisel und Tripp mahnen den Leser, dass er es heute doch erheblich besser hat, als es zur damaligen Zeit viele Menschen hatten, ohne jedoch den Zeigefinger zu weit zu erheben. Hier darf man ohne Zweifel auf die weiteren Bände gespannt sein. „Das Nest“ ist schon heute ein moderner Klassiker der Comickunst.
Fazit:
Wer eine wundervoll erzählte Geschichte, harmonische Bilder und ein perfekt aufeinander abgestimmtes Zeichner- und Autorenduo erleben will, ist mit „Das Nest“ bestens aufgehoben. Schöner und authentischer hat bisher noch niemand die Zeit auf dem Lande während der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts erzählt.
Das Nest 1: Marie
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 18,00
ISBN 10:
3-551-76051-9
ISBN 13:
978-3-551-76051-7
79 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Stimmige Zeichnungen
- Wundervolle Geschichte
- Perfekt erzählte Schicksale
- Ein moderner Klassiker
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(13 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 20.02.2007 | ||||||
Kategorie: | Das Nest | ||||||
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