Comic-Besprechung - El Diablo — Ein Marsupilami-Abenteuer (Marsupilami Spezial 1)

Geschichten:

El Diablo — Ein Marsupilami-Abenteuer

Autor: Lewis Trondheim

Zeichner: Alexis Nesme

Übersetzer: Thomas Schöner

Story:

Zur Zeit der Conquistadores landet eine spanische Galeone in Südamerika, kurz bevor die Mannschaft verhungert wäre. Man trifft auf den Indianerstamm der Chahutas, aber auch auf einen Ur-Vater des Marsupilami — und damit beginnt für den Schiffsjungen José ein spannendes Abenteuer.

Meinung:

Nach seinen Arbeiten für die Micky-Maus Hommageserie mit den Bänden „Horrifikland” und „Terror-Island”   (bei Ehapa erschienen) hat sich Alexis Nesme jetzt mit dem bekannten Szenaristen Lewis Trondheim zusammengetan. Bekannt aus Funny-Serien wie „Donjon” oder „Herr Hase” (beide bei Reprodukt), aber auch durch Krimis wie „Karmela Krim” oder „Maggy Garrisson”, sowie durch seinen demnächst erscheinenden zweiten Band in der neuen Spirou-Hommage-Reihe, hat Trondheim sich hier also erneut an eine Hommage gewagt. Ausgehend von seinen bisherigen Veröffentlichungen, die sich doch eher auf einem hohen intellektuellen Niveau befinden, und sich eher an ein älteres, meist erwachsenes Publikum richten, hatte ich insgeheim erwartet, dass der vorliegende Band schon ein bisschen in Richtung des meiner Meinung nach geradezu genialen Zweiteilers „Die Bestie” (ebenfalls bei Carlsen erschienen, ebenfalls eine Marsupilami-Hommage) orientieren würde. Doch Trondheim hat sich bei dieser Story für einen eher kindlichen Ansatz entschieden, womit das Zielpublikum doch nicht bei den alten Fans dieser ja fast bereits historischen Serie zu finden sein wird, sondern eher in das Kinderprogramm des Verlags passt, wofür Carlsen nichts kann, das ist vermutlich vom Künstler mit dem Originalverlag so abgestimmt gewesen. Doch es führt dazu, dass der Plot eher einer harmlosen kleinen Piratengeschichte für Kinder gleicht, ein bisschen zu flach für meinen Geschmack. Es werden etwas zuviel Stereotype und Altbekanntes verbraten, was für die Figur des Marsupilami selbst natürlich zu erwarten war — schließlich definiert es sich, da es nicht sprechen kann, über seine Handlungen, die eben immer wieder von einer eher bizarren und dadurch überraschenden Logik angetrieben werden. Doch leider agieren die restlichen Figuren weit weniger originell, man wähnt sich in einer Mischung aus Pocahontas, die Schatzinsel und „Der Sonnentempel” von Tim und Struppi. Das ist ein bisschen schade, es geht zwar einerseits durchaus in Richtung des Originals (anders als eben „Die Bestie”), doch ich hatte mir hiervon mehr und etwas Originelles versprochen, bei so einem renommierten Autoren.

Alexis Nesme ist jedoch wieder in seinem Element, wie schon bei den Micky-Maus Hommagen spielt ein Großteil der Handlung in der Natur — auf dem Wasser oder im Dschungel — was er mit seinen sehr plastischen, in Couleur-Directe-Manier kolorierten Panels hervorragend ausdrückt. Seine Versionen der Spanier haben zwar alle ausnahmslos lange Nasen, was etwas schräg anmutet, doch seine Zeichnungen sind insgesamt sehr gelungen. Seine Figuren sind insgesamt sehr kindlich ausgefallen, was dann aber wieder zum inhaltlichen Stil der Erzählung passt.

Der Band wird als Hardcover herausgegeben.

Fazit:

Eine neue Hommage an das Marsupilami, der bekannten Figur aus der Feder von André Franquin, die diesmal eher für ein jüngeres Publikum gedacht zu sein scheint. Ein bisschen simpel in der Handlung, bedient sich die Story zahlreicher bekannter Stereotype, und erzählt eine Abenteuergeschichte aus der Zeit der Conquistadores, die ein bisschen wie eine Mischung aus „Pocahontas” und „Tim und Struppi” daherkommt. Ob Franquin das gefallen hätte, wissen wir nicht, ich jedoch hatte ein bisschen mehr Tiefgang und Originalität erwartet.

El Diablo — Ein Marsupilami-Abenteuer (Marsupilami Spezial 1)

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 20,00

ISBN 10:
3551018189

ISBN 13:
978-3551018182

64 Seiten