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Comic-Besprechung - West Fantasy 1: Der Zwerg, der Kopfgeldjäger und der Totengräber
Geschichten:West Fantasy 1: Der Zwerg, der Kopfgeldjäger und der Totengräber
Autor: Jean-Luc Istin, Zeichner: Bertrand Benoit, Colorist: Nanjan
Story:
Schiinkel ist nicht nur ein Goblin, sondern auch ein Totengräber. Um regelmäßig an Nachschub zu kommen, heftet er sich an die Fersen eines Kopfgeldjägers. Dieser verfolgt aber auch private Rachepläne und sucht nach dem Zwerg Okaar Albericht. Okaar hat allerdings so schon Probleme genug. Nicht nur plagt ihn sein Gewissen, sondern als er in seiner Mine ein seltsames Totem findet, erweckt er aus Versehen einen Nekromanten. Können sich die drei unterschiedlichen Männer zusammenraufen, um eine Armee von Untoten aufzuhalten?
Meinung:
Die Mischung zweier so unterschiedlicher Genres wie dem Western und der Fantasy, welche in der neuen Serie West Fantasy vorgenommen wird, macht schon von vornherein neugierig. Jean-Luc Istin schafft hier wieder einen zusammenhängenden Kosmos deren einzelne Bände eigenständig sind, aber durch das zentrale Thema eines Totems zusammengehalten werden. Zumindest die Titel der angekündigten Bände lassen vermuten, dass jeweils immer eine Figur eines Bandes in dem Folgeband auftreten wird und so eine gewisse Kontinuität gegeben sein wird.
Aber funktioniert denn nun die Mischung der beiden Genres? Sie mutet schließlich ziemlich obskur an. Die Antwort ist schlicht und einfach: Ja. Es funktioniert erstaunlich gut. Vielleicht weil beide Genres stark von Archetypen leben. Fantasy noch mehr als der Western, da sie oftmals auf antike Mythen und Legenden zurückgreift. Der Western hat im Laufe seiner Geschichte aber auch genügend Archetypen hervorgebracht. So werden einige Figuren der Fantasy schlicht auf eine entsprechende Position im Western gesetzt und ihre Eigenschaften im Guten wie im Bösen ergänzen und erweitern die Rolle im Western. So ist der Totengräber ein Goblin der manchmal seine Kundschaft nicht beerdigt, sondern verspeist und der sich wie ein Geier an die Fersen derjenigen heftet die ihm reichhalten Nachschub zu bescheren versprechen. Ein Zwerg ist hier ein Minenarbeiter der Gold abbaut. Er braucht es eigentlich gar nicht, aber er ist eben ein Zwerg und graben liegt in deren Natur. Der dritte Held im Bunde, der Kopfgeldjäger, ist hingegen ein Mensch und es wirkt alles natürlich da sich alle wie selbstverständlich begegnen, also sich nicht wundern das der Gegenüber ein Goblin oder ein Zwerg ist.
Es spricht für Istin als Autor das er eine vielversprechende Figur, eine potentielle Heldin und Hauptfigur, direkt nach den ersten Seiten sterben lässt. Die Konzeption mit der thematischen Klammer des Totems muss sich noch beweisen, aber ansonsten geht das Konzept auf. Erstaunlicherweise ist aber ausgerechnet das Skript die größte Schwäche und hätte man einem versierten Autor wie Istin nicht zugetraut. Nach der ersten Überraschung auf den ersten Seiten stellt sich der gesamte Band als sehr geschwätzig heraus. Der Ich-Erzähler, der Totengräber, kommentiert alles und jeden und auch das was er nicht wissen kann. Hier liegt also ein Bruch der Erzählperspektive vor. Manches dramatische wird nur in Textblöcken erzählt und nicht gezeigt (etwa wie der Zwerg gezwungen ist, Freunde von ihm zu töten) und eine große Rückblende welche den ganzen Charakter und das Handeln von zwei Figuren erläutert ist auf einmal auf drei Prosaseiten zusammengefast und überhaupt nicht illustriert. Gab es da einen Platzmangel? Schwer zu sagen. Anderes ist dafür viel zu ausführlich und verschleppt die Handlung. Der Rhythmus der Erzählung stimmt dann einfach manchmal nicht. Manches hätte also ausführlicher, anderes verknappter werden müssen. Und der Rückgriff auf ein Thema von H.P. Lovecraft ist etwas abgeschmackt und enttäuschend.
Sehr viel harmonischer als das Skript sind die Zeichnungen welche die Genremixtur wie selbstverständlich erscheinen lassen und die Figuren gut in das Westernambiente hineinversetzen. Vor allem den Zeichnungen ist die Glaubwürdigkeit zu verdanken. Es gibt einige gute Ansätze welche einen doch neugierig auf die folgenden Bände machen, aber insgesamt bleibt der Band doch leider hinter seinen Möglichkeiten zurück. Schade.
Fazit:
Die Mischung der beiden Genres Western und Fantasy funktioniert erstaunlich gut. Leider hat das Skript so einige Schwächen und der Rhythmus stimmt nicht, da vieles Relevante nicht gezeigt wird. Dennoch wird man nicht zuletzt aufgrund der Zeichnungen neugierig auf die Folgebände.

West Fantasy 1: Der Zwerg, der Kopfgeldjäger und der Totengräber
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Splitter Verlag
Preis:
€ 18,00
ISBN 10:
3689500451
ISBN 13:
‎ 978-3689500450
64 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- erstaunlich gut funktionierende Genremixtur
- Zeichnungen und Farbgebung
- interessante Charaktere

- Schwächen im Skript
- überflüssiger Rückgriff auf Lovecraft

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 16.06.2025 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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