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Comic-Besprechung - Brigantus 2
Geschichten:Brigantus 2
Autor: Yves H. (d.i. Yves Huppen)
Zeichner: Hermann (Huppen)
Übersetzer: N.N.
Story:
Der verstoßene Legionär Melonius Brigantus sucht Schutz bei den Pikten, die er zu einem frühen Gegenangriff auf die geschwächten römischen Truppen verleiten will. Doch werden sie ihm glauben und vertrauen? Allein seine Abstammung als Brigant, also als Angehöriger eines nordenglischen Volksstammes, verleiht ihm Glaubwürdigkeit — aber die Front der Pikten ist noch nicht geschlossen…
Meinung:
Dies ist der zweite und abschließende Band der neuesten Erzählung aus dem Hause Huppen. Wie es bereits bei den letzten vier oder fünf Bänden von Hermann Huppens „Jeremiah” zu beobachten war, ist dies eine Geschichte, die in sehr dunklen Bildern erzählt wird. Das passt diesmal einerseits zur Handlung, die für sich bereits sehr düster ist, doch auch zum Leitmotiv in diesem Zweiteiler, der wie bei „Jeremiah” der Nebel ist. Die Legionäre irren durch den dicken Nebel Schottlands umher, und wissen nicht so recht, wo sie sind oder was um sie herum passieren mag. Ein Hinterhalt nach dem anderen setzt ihnen zu, und die verzweifelte Suche des von vornherein ausgestoßenen und verhassten Mischblütlers Melo nach einem Licht im Tunnel der Dunkelheit seines Daseins kann hier auch als Sinnbild für die gesamte Situation der römischen Besatzungstruppen in Kaledonien (dem heutigen Schottland) verstanden werden.
Das klingt, so abstrakt zusammengefasst, sehr poetisch und mitreissend, doch im Grunde ist dies einfach die Geschichte eines Ausgestoßenen, der stets treu zu seinen Herren hielt und auch weiterhin hält — im Grunde wider besseren Wissens, doch auch aus Mangel an Alternativen: wo sollte er sonst hin? Und doch wird er verraten, er ist umgeben von Hass, Neid, Angst, Verrat und Gemeinheiten, und hat dem nichts entgegenzusetzen als seine schiere Körperkraft. Im Prinzip erinnert er mich von seiner Statur her an die Figur des Jack Reacher aus Lee Childs Krimiserie — nur ein bisschen weniger schlau als letzterer.
Und davon handelt nun der zweite Teil der Geschichte: hilft Melo ein Wechsel der Seiten, kann er abseits der Legion seinen Frieden finden? Eigentlich eine ganz einfache Story, und sie wird hier auch sehr schlicht und stringent erzählt. Die Handlung entwickelt sich quasi fast schon zwangsläufig, da die handelnden Charaktere so voller Stereotypen sind, dass man das Ende schon von Beginn an förmlich greifen kann. Auch das ist im Prinzip für sich grundsätzlich noch kein Qualitätsmangel — doch Hermanns Sohn Yves bekommt hier bei der Story nicht so ganz die Kurve. Er führt gegen Ende eine Figur ein, die er unbedingt braucht, um die Story zu ihrem gewünschten Ausgang führen zu können, doch dieser Gallaid, Sohn des piktischen Stammesführers, agiert nicht mehr logisch, sondern künstlich — zu künstlich für meinen Geschmack. Ab da ist die Geschichte nicht mehr wirklich rund, sie holpert und man fragt sich ein bisschen, ob denn keiner der Beteiligten mal ein bisschen nachdenken möchte. Auch ganz allgemein erfährt man zwar letztendlich die Hintergründe zu Melo, doch alle anderen Figuren bleiben eher blass, sodass man ihre Intentionen nur selten verstehen kann. Und so verliert die eher metaphysische Hälfte der Erzählung gegen die andere Hälfte, in der es um brutale Gewalt in Form eines nicht enden wollenden Blutrauschs geht. Schade, das hätte man etwas besser durchdenken können, finde ich. Ich hatte insgeheim bereits bei „Jeremiah” im Hinterkopf, dass Hermann sich vielleicht bei den Szenarien wieder von seinem Sohn helfen lassen sollte, damit nicht alles so eintönig und dunkel ausfallen muss, wie es in den letzten Jahren war — doch hier hat dieses Rezept offensichtlich auch nicht wirklich gegriffen. Zumindest, was die Story angeht.
Die Bilder sind natürlich weiterhin beeindruckend, Hermann beherrscht diese Art des Zeichnens, eher des Malens, mit der „Couleur Directe” einfach meisterhaft. Wer sich davon einmal überzeugen möchte, sollte sich eins der vielen Videos auf Hermanns Website anschauen, wo man ihm ein halbes Stündchen über die Schulter schauen darf, wie er an einer seiner Seiten arbeitet. Das ist schon sehr beeindruckend. Schade eben nur, dass es derzeit immer so düster sein muss in seinen Geschichten.
Witzig fand ich die Idee des ERKO Verlags, die eigentlichen Titel der Originalausgaben wegzulassen („Verbannt” und „Der Pikte”), und stattdessen das „I” in „Brigantus” beim zweiten Teil als „II” zur Nummerierung zu verwenden. Ich bin erstaunt, dass das erlaubt wurde, wirkt aber sehr gut.
Fazit:
Insgesamt ein düsterer Abschluss einer düsteren Geschichte, die zum Ende hin ein bisschen zu holprig abgeschlossen wird. Die Geschichte eines Ausgestoßenen, der im Grunde nichts falsch gemacht hat, und doch immer wieder scheitert — und dies vor dem Hintergrund der römischen Besatzung der britischen Inseln im Jahr 88 n.Chr. Mit sehr gekonnten Zeichnungen in der „Couleur Directe”, für die der Zeichner Hermann inzwischen sehr bekannt ist, die aber inzwischen unter Hermanns Dauerthema leiden: alles ist im Nebel, wortwörtlich. Für Fans sicherlich immer noch ein Muss, für Römerfans durchaus interessant.

Brigantus 2
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Erko-Verlag
Preis:
€ 14,95
ISBN 10:
961721010X
ISBN 13:
978-9617210101
56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Mal eine etwas andere Römergeschichte.
- Langsam nervt der Nebel in Hermanns Oeuvre.


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
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Rezension vom: | 18.05.2025 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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