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Comic-Besprechung - Victor Sackville Integral 1: 1986-1988
Geschichten:Victor Sackville Integral 1: 1986-1988
1.) Der Zimmermann-Code 1: Die Oper des Todes
2.) Der Zimmermann-Code 2: Der verrückte Prediger
3.) Der Spiegel der Sphinx
Autor: François Rivière und Gabrielle Borile
Zeichner: Francis Carin
Kolorierung: Cécile Bertrand und Luce Leclercq
Übersetzer: Valerie Volz und Saskia Funke
Story:
Victor Sackville ist ein britischer Spion, der von seiner Regierung von Brüssel aus eingesetzt wird, um im Interesse der Krone zu agieren. Die Serie spielt in den 1910er Jahren, also vor, während und kurz nach dem 1. Weltkrieg. In den ersten beiden Episoden, die einen Doppelband bilden, versucht Sackville in den Besitz des „Zimmermann-Code” zu kommen, der zur Entschlüsselung einer Geheimbotschaft der deutschen Wehrmacht notwendig ist, die eine entscheidende Wende im Kriegsgeschehen herbeiführen wird. Hierbei schließt sich ihm die junge belgische Reporterin Diane Corman an. In der dritten Episode, die diesen Band abschließt, wird Sackville nach Ägypten geschickt und gerät in eine Intrige um Spionage und Gegenspionage um die Angriffsvorbereitungen der Briten, die einem Gegenangriff der Türken auf Ägypten von Palästina aus vorgreifen wollen.
Meinung:
Die Serie Victor Sackville aus den 80er Jahren erlebt hier bei Kult Editionen ihre deutsche Erstveröffentlichung. Dabei beabsichtigt der deutsche Herausgeber offensichtlich, die französische Ausgabe zu übernehmen, bei der die insgesamt 23 Episoden der Serie in acht Sammelbänden veröffentlicht wurden. Den einzelnen Integralbänden wird dabei noch ein 20-seitiges, sehr informatives Dossier vorangestellt. Wie bei Kult Editionen üblich, wird man vermutlich mit ca. zwei Bänden pro Jahr rechnen dürfen.
Die Serie spielt komplett in der Zeit um den ersten Weltkrieg herum, doch die einzelnen Episoden sind nicht streng chronologisch erzählt und können dementsprechend unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge konsumiert werden — Doppelbände ausgenommen, natürlich.
Bei den Geschichten handelt es sich um typische Agenten- und Spionageplots. Direkt für den ersten Doppelband haben sich die Autoren eine reale Geschichte als Ausgangspunkt gewählt: die Intrige um einen Geheimcode der Deutschen, der von einem Spitzel kopiert und weitergegeben wurde, ist im Grunde so (oder so ähnlich) tatsächlich passiert. Das gibt der Handlung eine gewisse Authentizität, die sicherlich damals mit ein Grund für den Erfolg der Serie in Frankreich dargestellt hat. Ob dieses Prinzip auch im weiteren Verlauf der Serie gepflegt werden wird, muss man abwarten. Die Storys sind ein bisschen holprig erzählt, was vielleicht dadurch kommt, dass das anfängliche Autorenpaar eher ein paar Ideen zuviel hatte als zu wenig, und dabei auch eine Menge Nebenfiguren eingeführt hat, die in der Kürze der Zeit oft nicht langsam vorgestellt werden (können), sondern eher plötzlich auftauchen. Teilweise ist dies offenkundig beabsichtigt, um so noch ein weiteres Mysterium in die Geschichte einzubauen, das der Held dann auflösen darf, aber aus heutiger Sicht wirkt das eher ein wenig unbeholfen, ja sogar manchmal plump. In späteren Episoden werden sich die beiden Autoren abwechseln, man darf auch dabei gespannt sein, was herauskommen wird.
Die Zeichnungen sind in einem realistischen Stil, nicht direkt Ligne Claire — dafür sind sie zu detailliert — aber in diese Richtung tendierend. Wie im Dossier zu lesen ist, war die Serie Blake und Mortimer eine Vorlage, und ein bisschen ähneln die Zeichnungen denen von Edgar P. Jacobs. Zumindest auch darin, dass die Figuren ein bisschen eckig und ungelenk scheinen — passend zum manchmal holprigen Szenario. Man merkt meiner Meinung nach schon deutlich, dass mit Francis Carin hier ein Neuling am Werk war. Der sich aber sicher mit der Zeit gesteigert haben wird.
Auch die Kolorierung hat mich nicht wirklich überzeugt. Die gesamte Kolorierung ist etwas zu dunkel und trübselig, überwiegend Braun- und Grautöne, was zu manchen Szenen gut passt (bei dunklen Räumen und schlechtem Wetter, z.B.), was aber als durchgängige Farbwahl seltsam anmutet. Gerade im dritten Teil, der ja im sonnendurchfluteten Ägypten spielt, hat man damit so manchen Effekt verschenkt und das Potenzial der Zeichnungen nicht ausgenutzt. Schon nach zwei Bänden wurde die Koloristin ausgetauscht, doch die Neue macht es auf Anhieb nicht besser. Mir ist aber auch nicht bekannt, was überhaupt der Grund für den Wechsel gewesen ist. Im weiteren Verlauf wird es noch weitere Personalwechsel in diesem Bereich geben, teilweise hat der Zeichner auch selbst zur Farbe gegriffen. Auf den wenigen Vorschauseiten, die ich diesbezüglich gesehen habe, scheint es mir, als wenn es grundsätzlich im weiteren Verlauf besser werden wird mit der Kolorierung. Auch das muss man abwarten.
Fazit:
Insgesamt eine interessante und unterhaltsame Agenten- und Spionageserie, die damals von einem Team von Künstlern erschaffen wurde, die noch recht neu im Metier waren. Entsprechend sind sowohl die Zeichnungen, als auch die Plots manchmal ein bisschen eckig und ungeschliffen und atmen ein bisschen den Charme der 1980er Jahre. Die Geschichten aus der Zeit um den ersten Weltkrieg haben jedoch einen durchaus originellen Ansatz, und basieren teilweise auf historischen Begebenheiten. Durchaus etwas für Fans von klassischen Agentenserien, wobei man bei Victor Sackville nicht mit einem James Bond rechnen darf, da Victor eher subtil im Hintergrund agiert, ohne seine Tarnung zu gefährden — was auch irgendwie authentischer herüberkommt. Sollte man durchaus mal reinschauen.
Victor Sackville Integral 1: 1986-1988
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Kult Editionen
Preis:
€ 39,00
ISBN 10:
3964303887
ISBN 13:
978-3964303882
168 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Originelle Handlungsansätze.
- Teilweise nach historischen Begebenheiten.
- Etwas zu dunkle Kolorierung.
- Die Plots sind manchmal etwas holprig.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(3 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 26.11.2024 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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