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Comic-Besprechung - Das Mädchen und der Postreiter
Geschichten:Das Mädchen und der Postreiter
Autor: Bertrand Galic, Zeichner: Roger Vidal, Colorist: Roger Vidal, Christina G.
Story:
Eine Lücke in den Postvorschriften macht es möglich das Kinder als Paket verschickt werden können. So ergeht es der jungen Jenny. Als 1906 San Francisco in einem großen Erdbeben zerstört wird, entschließt sich ihr Stiefvater das Mädchen an seine Eltern in Chicago zu schicken. Der indianische Postreiter Enyeto ist über das Paket alles andere als begeistert. Können sich die beiden ungleichen Reisenden angesichts der drohenden Gefahren zusammenraufen?
Meinung:
Die in sich abgeschlossene Graphic Novel Das Mädchen und der Postreiter kann man am besten als Road Movie in einem Westerngewand zusammenfassen. Allein dadurch gewinnt sie schon etwas an Reiz, wobei die Grundidee ja gar nicht so neu ist. Schließlich sind im Grunde viele Western Road Movies wenn in der Wildnis Menschen verfolgt werden. Aber der Kern von Road Movies beinhaltet auch das Wachstum zweier ungleicher Charaktere.
Dabei basiert die Graphic Novel auf unglaublichen historischen Tatsachen. Ein Schlupfloch in den Postvorschriften erlaubte es, Kinder als Pakete zu verschicken wenn sie nicht ein bestimmtes Gewicht überschritten. Es gibt nachgewiesene Fälle wo das auch praktiziert worden war und was die Schöpfer des Bandes inspiriert hatte. Ein indianischer Postreiter muss nun also ein freches Mädchen von San Francisco nach Chicago liefern. Wie bei einem Road Movie üblich ist der Weg das Ziel und auch hier dient die Reise der beiden so unterschiedlichen Personen dem persönlichen Wachstum. Da es sich eher um einen Spätwestern handelt, das große Erdbeben von San Francisco ereignete sich 1906, waren die Indianerkriege schon lange vorbei und der Rest der stolzen Völker darbte in den Reservaten. So ist der Postreiter Enyeto in mehr als einer Hinsicht fast ein Relikt. Auf der anderen Seite ein freches junges Mädchen das zu der Reise gezwungen wird und sich zunächst äußerst widerspenstig gibt. Sie nerven sich, giften sich an aber doch entwickelt sich im Laufe der Reise gegenseitiger Respekt und Freundschaft. Das ist teils dramatisch, teils witzig, teil bewegend.
Immer wieder gibt es Widrigkeiten auf der Reise. Manche Genretypisch wie Banditenüberfälle oder rassistische Marshalls, mal reine Missverständnisse wenn der Postreiter als Entführer angesehen wird, weil selbst Kollegen nicht glauben können dass das Mädchen als Paket aufgegeben worden ist. Immer wieder müssen Missverständnisse überwunden werden und ständig begegnen einem Rassismus. Wie so oft bei Road Movies sind es auch die Nebenfiguren die für die einzelnen Entwicklungsstadien stehen und / oder diese auslösen. Mal sind die hilfsbereit, mal bösartig was bei ein und derselben Person vorkommen kann. Da alle Charaktere nicht rein gut oder böse sind, führt das zu einer großen Spannung da man nie weiß bei wem und wann es umschlagen wird. Die teils ausbrechende Gewalt gehört dazu. Damit ist sie kein Selbstzweck, sondern zeigt die Gefahr der Reise auf und ob man anderen ohne weiteres trauen sollte.
Es ist aber kein lupenreiner Western da der Wilde Westen nun teils gezähmt ist und vor allem die West- und Ostküste „zivilisiert“ sind. Die Menschen in den vermeintlich zivilisierten Gegenden sind dabei engherziger als im Wilden Westen. Und hier ist der große Knackpunkt des Bandes. Es wird letztlich einfach kein Ende gefunden. Man mag das als Konsequenz eines Road Movies ansehen, aber das letzte Drittel ist schlicht überflüssig. Es wird aufgezeigt das die vermeintliche Zivilisation nicht existiert, aber das ist eigentlich der Stoff für eine andere Erzählung. Man hat den Eindruck, dass sich der Autor verrannt hat und am Ende bricht der Band dann plötzlich ab. Als ob noch eine Fortsetzung kommen würde. Das ist äußerst unbefriedigend. Erst zieht sich das Ende in die Länge und entwickelt eine komplett neue Story und Tonalität nur um dann einfach mitten in einer Szene abzubrechen. Auch die Pantyshots bei der vom Manga inspirierten Heldin sind hier komplett überflüssig und geschmacklos. Was schade ist, da ansonsten einige gute zeichnerische Ideen vorliegen. Kurz gesagt ist man hier über das Ziel hinausgeschossen und macht die vorherige Geschichte zunichte.
Fazit:
Ein sehr starker Beginn mit interessanten Figuren was aber durch das letzte Drittel komplett zunichte gemacht wird. Erst findet man kein Ende und dann bricht die Erzählung mitten in einer Szene ab. Unbefriedigend.
Das Mädchen und der Postreiter
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Splitter
Preis:
€ 25,00
ISBN 10:
3987213957
ISBN 13:
‎ 978-3987213953
104 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- interessante Figuren
- hohe Dynamik zwischen Charakteren
- Spannung, Witz, Drama, Action
- letzte Drittel der Geschichte komplett überflüssig
- unnötige und geschmacklose Pantyshots
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(5 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 28.10.2024 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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