In der Datenbank befinden sich derzeit 18.999 Rezensionen. Alle Rezensionen anzeigen... |
Comic-Besprechung - Der Schrei
Geschichten:Der Schrei
Autor: Pierre Makyo, Nicolas Beuglet, Zeichner / Colorist: Laval Ng
Story:
Im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie in Gaustad, Norwegen, scheint ein Patient ermordet worden zu sein. Die Todesursache ist unklar, aber das Gesicht des Toten ist in einem stummen Schrei verzerrt. Kriminalinspektorin Sara Geringen vermutet das der Mann vor Angst gestorben ist. Aber warum? Und vor allem: wer ist der Unbekannte dessen Identität nach über 30 Jahren in der Psychiatrie immer noch nicht geklärt ist? Die Spuren führen Sara zu internationalen Verwicklungen die weit in die Vergangenheit zurückreichen, aber immer noch tödlich sind.
Meinung:
Die Graphic Novel Der Schrei ist kein originärer Stoff, sondern eine Adaption des Romans von Nicolas Beuglet. Ob man nun ein Interesse an Comicadaptionen von Romanen hat oder nicht, sei hier nicht das Thema. Manche wollen die Atmosphäre gerade auch in den Bildern haben, andere wollen ihre eigene Phantasie spielen lassen und sich ihre eigene Bilderwelt aufgrund einer Vorgabe durch eine Adaption nicht kaputt machen lassen. Wenn man nun aber Adaptionen als eine Interpretation der Grundlage ansieht, so haben sie immer ihre Berechtigung.
Soweit sie ihre Möglichkeiten des Mediums nutzen. Hier stimmt das leider nicht immer. Man merkt teilweise, dass es eine Adaption ist. In einem Roman kann man Introspektionen, Rückblenden, Quellenstudium einbauen ohne dass es stört. Aber in dem Comic Der Schrei scheinen gerade solche Aspekte wie Deduktion, Rückblenden, Recherchen rein in einen Dialog gepresst worden zu sein. Vermutlich, da der Roman dem Rezensenten nicht bekannt ist. Die Umsetzung in diesen Dialogen wird vermutet da sich teilweise auf einmal die Tonalität leicht ändert und der eigentliche Fluss auf einmal holpert. Manche Szenen fallen auf einmal heraus und so liegt der Verdacht nahe das man eine chronologisch gerade Linie beibehalten wollte und so vieles in Dialoge bzw. in einem Fall in einem einseitigen Monolog verarbeitet.
Merkwürdigerweise bleibt dabei ausgerechnet die Heldin merkwürdig blass, obwohl sie von der Charakteranlage her durchaus interessant ist. Vielleicht wird der Hintergrund für die Fans ersichtlich, aber wenn man unbelastet durch die Romane zu dem Comic greift, entgleitet einem die Heldin.
Die Story fängt sehr stark an. Wer aber nun ein klaustrophobisches Setting bei einem Mord in einem Sanatorium erwartet, wird leider recht schnell enttäuscht werden, da die Szenerie alsbald wechselt. Es wird ein international angelegter Krimi inklusive einer großen Verschwörung die zwar historisch abgesichert ist aber doch manche abschrecken dürfte. Denn wie bei den meisten Verschwörungsstoffen krankt es an der Glaubwürdigkeit. So ist ein Wissenschaftler arg grob gezeichnet und rein Wissenschaftler bar jeglicher Emotion was nicht nur ein Klischee ist, sondern unwahrscheinlich. Auch das über Jahrzehnte jemand in einer Irrenanstalt versteckt werden kann ohne das einer Krankenkasse bei den Abrechnungen oder dem Gesundheitsamt auffällt ist doch recht unwahrscheinlich. Auch das hier offenbar viel durch Suchmaschinen im Internet rausgefunden wird widerspricht jeglicher Deduktion und damit dem Genre des Krimis. Wer ist der Mörder? Lasst mal googlen. Aber gegen Ende wird es sogar esoterisch was zwar überraschend ist, aber ebensolcher Unsinn. Andeutungsweise geht es sogar in das Metaphysische. Aber den Weg zu gehen traut man sich dann doch nicht. Das Ende kratzt haarscharf am Rande der Lächerlichkeit. So wird nach einer guten Idee und einem starken Anfang die Story immer schlechter und schlechter was allerdings kaum den Comicmachern anzulasten ist.
Stark sind aber die Zeichnungen von Laval Ng. Jedes Panel weist deutliche Einflüsse des Impressionismus auf und bei den gemalten Panels sieht man deutlich die Pinseltupfen und auch die Farbgebung ist herausragend und verschafft dem Ganzen eine einzigartige Stimmung und Atmosphäre. Nur bei den Actionszenen stimmen die Perspektiven oft nicht und man braucht länger um sie zu entschlüsseln was dann wieder das Tempo und die Dynamik rausnimmt. Paradoxerweise sind dann die langen Dialoge dynamischer gestaltet weil jedes Panel eine andere Perspektive einnimmt. So haben auch die ansonsten starken Zeichnungen ihre Schwächen, aber vor allem eine bessere Geschichte verdient gehabt.
Fazit:
Eine gute Idee und ein starker Anfang werden schnell vertan und die Story wird schlechter und schlechter bis sie gegen Ende sogar an der Lächerlichkeit kratzt. Die hervorragenden und stimmungsvollen Zeichnungen hätten eine bessere Story verdient gehabt.

Der Schrei
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Schreiber und Leser
Preis:
€ 26,80
ISBN 10:
3965821717
ISBN 13:
978-3965821712
144 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Gute Idee und vielversprechende Prämisse
- Zeichnungen und Farbgebung
- interessante Heldin

- Story wird schlechter und unglaubwürdiger
- in den Actionszenen Zeichnungen schwer zu entschlüsseln
- Twisst am Rande Lächerlichkeit
- wechselnde Tonalität

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
Keine Bewertung vorhanden | ||
|
|
|||||||
Rezension vom: | 15.10.2024 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
|
|||||||
Leseprobe | |||||||
Zu diesem Titel liegt derzeit keine Leseprobe vor. Sie sind Mitarbeiter des Verlags und daran interessiert uns für diesen Titel eine Leseprobe zu schicken? Dann klicken Sie hier... | |||||||
Das sagen unsere Leser | |||||||
Zu diesem Titel existieren noch keine Rezensionen unserer Leser. |