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Comic-Besprechung - Sein letzter Flug

Geschichten:

Sein letzter Flug

1.) Sein letzter Flug (60 S.)

2.) In der blassen Frühlingssonne (49 S.)

3.) Baldwin 622 (23 S.)

4.) An einem fernen Himmel (73 S.)

5.) Morgan (78 S.)

Autor und Zeichner: Hugo Pratt

Zeichnerische Unterstützung: Guido Fuga

Kolorierung: Patrizia Zanotti (bei 1, 4 und 5)

Übersetzerin: Resel Rebiersch



Story:

Sein letzter Flug: Während seines letzten Einsatzes im Krieg, über Castellane in Italien, wird Antoine de Saint-Exupéry von zwei deutschen Kampffliegern verfolgt und abgeschossen. Während des wenige Minuten dauernden Vorfalls erinnert sich der Pilot an zentrale Ereignisse aus seinem Fliegerleben, vor allem aus der Postfliegerei.

In der blassen Frühlingssonne: William Fogg, ein Agent der britischen Spezialeinheiten, wird in Italien just in der Gegend eingesetzt, zu der er familiäre Bindungen hat. Dort trifft er auf alte Bekannte und gefährliche Einsätze.

Baldwin 622: Leutnant Solomon Horaz soll während des Afrikakriegs eine größere Menge Gold per Zug transportieren. Doch es gibt einen Doppelagenten an Bord.

An einem fernen Himmel: Die zwei Brüder Pietro und Luca Bronzi, beide italienische Piloten, buhlen um dieselbe Frau. Als während ihres Kampfeinsatzes in Afrika plötzlich England zum Kriegsgegner wird, stehen sie auch noch ihrem britischen Freund Kommandant Melrose gegenüber.

Morgan: Unterleutnant Morgan führt als Schiffskommandant im Adriatischen Meer zahlreiche Spezialeinsätze für den britischen Geheimdienst durch.



Meinung:

Dieser sehr üppige Band vereint die letzten fünf Geschichten, die Hugo Pratt zeitlebens in den 90er-Jahren noch veröffentlicht hat, zu einem prachtvollen Sammelband. Dabei sind „In der blassen Frühlingssonne” und „Baldwin 622” (ursprünglich in schwarz-weiß erscheinen) deutsche Erstveröffentlichungen, die übrigen drei wurden bereits zwischen 1995 und 2000 als Einzelbände bei Ehapa bzw. Kult Editionen herausgegeben. Die Geschichten folgen in diesem Band allerdings nicht der Chronologie ihres Ersterscheinens, sondern sind wild gemischt.

Wie man obiger Inhaltsangabe unschwer entnehmen kann, handelt es sich bei allen fünf Geschichten um Erzählungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Meist spielen sie an Orten, die auch in der Biografie des Autors selbst eine Rolle spielten, wie man der sehr guten Dokumentation „Warten auf Corto” aus der Edition Alfons entnehmen kann. Dabei sind die Helden meist Einzelgänger, die entweder komplett allein agieren, oder zumindest in den hier gewählten Ausschnitten aus ihrem Leben in Situationen geraten, wo sie recht einsam dastehen. Wie auch Simone Tempi in ihrem Nachwort klarstellt, ist das kein Zufall, denn man muss die Geschichten in diesem Band (vielleicht sogar noch mehr als sein übriges Oeuvre) sehr stark im Zusammenhang mit Hugo Pratts Biografie sehen, wenn nicht sogar direkt als ein wenig autobiografisch interpretieren. Pratt war zeitlebens eine einsame Seele, der in der Welt „herumirrte” und offensichtlich ein Ziel suchte, dass er selbst nicht kannte. Auch diesen Zusammenhang kann man in „Warten auf Corto” nachvollziehen, offensichtlich wurde Pratt stark durch seine Erlebnisse im zweiten Weltkrieg geprägt. Es scheint, als wollte er am Ende seines Lebens noch einiges aufarbeiten? Wer weiß, aber das Ergebnis sieht man hier. Aber wie ebenfalls im Nachwort angesprochen wird, ist das besondere an Pratts Kriegsgeschichten auch, dass hier durchaus Frauen vorkommen. Und nicht als reine Nebenfiguren, sondern als starke Persönlichkeiten, die teilweise sogar den Verlauf der Handlung bestimmen. Nicht zuletzt dadurch haben die Geschichten ein ganz eigenes Flair, eine Stimmung, die stellenweise durchaus ein bisschen abgerückt und surreal scheint. Doch das besondere an Pratts Charakteren war ja schon immer, dass sie bereit waren, sich auf alles einzulassen, als könne sie nichts wirklich erschüttern. Und diese Grundhaltung zieht sich durch den kompletten Band.

Die Zeichnungen sind im Prinzip, wie wir sie aus „Corto Maltese” kennen, mit den berühmten dicken Schattenstrichen, wenn es um Panoramaszenen geht, und ansonsten hauptsächlich Porträts der sprechenden Figuren. Und es wird teilweise recht viel gesprochen, da Pratt offensichtlich eine Abneigung gegen beschreibende oder einführende Textblöcke hatte. So erzählen sich die Figuren selbst die Umstände, die zum Start der Episode geführt haben, was manchmal ein wenig befremdlich wirkt, weil das natürlich keine Gespräche sind, die im wirklichen Leben so geführt werden würden. Damit muss man sich, vor allem allgemein beim späten Pratt, arrangieren — aber es betrifft eigentlich nur wenige Anfangspassagen. Es gibt auch rein wortlose Szenen, in denen Pratt die Bilder für sich sprechen lässt — und darin ist er tatsächlich ein Meister.

In den Geschichten dieses Bandes wurde er zeichnerisch von Guido Fuga unterstützt, und ohne es genau zu wissen, würde ich tippen, dass dies hauptsächlich die Darstellung von Automobilen und teilweise der Flugzeuge betrifft. Gerade erstere sind, für Pratt absolut untypisch, sehr detailliert und filigran dargestellt — ich finde, hier sieht man die Hand eines anderen Zeichners, und es wirkt ein wenig befremdlich, da diese Panels geradezu herausstechen aus der jeweiligen Seite. Es ist sicherlich Geschmacksache, ob einem das gefällt — mir ist es sehr aufgefallen.

Jeder der Geschichten sind mindestens ein paar einleitende Worte vorangestellt, am Anfang und Ende des Buches gibt es dann noch zusätzliche Aquarelle und Skizzen des Meisters, die diesen Band gelungen abrunden.



Fazit:

Ein fulminanter Sammelband der letzten fünf Veröffentlichungen von Hugo Pratt, davon zwei als deutsche Erstveröffentlichung. Allesamt Kriegsgeschichten aus dem Zweiten Weltkrieg, haben sie deutliche Verbindung zu Pratts Biografie und handeln von Einzelgängern, die ein bisschen verlassen durch diesen Krieg irren. Seine Charaktere werden oft von starken Frauen begleitet, was diese Storys durchaus zu etwas Besonderem in diesem Genre macht. Als echter Klassiker des Genres ist Hugo Pratt auf jeden Fall zu empfehlen, und für Fans ist dieser Band einfach ein Muss — und für solche, die es vielleicht noch werden wollen.



Sein letzter Flug - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Sein letzter Flug

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 49,80

ISBN 10:
3965821652

ISBN 13:
978-3965821651

320 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Ein Klassiker als fulminanter Sammelband.
  • Ein Muss für Fans.
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(10 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 27.09.2024
Kategorie: Alben
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