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Comic-Besprechung - Die Straße
Geschichten:Die Straße
Autor und Zeichner: Manu Larcenet (nach einer Romanvorlage von Cormac McCarthy)
Übersetzer: Ulrich Pröfrock
Story:
Nach einer nicht näher beschriebenen Katastrophe ziehen ein Mann und sein Sohn zu Fuß durch die völlig zerstörten USA Richtung Süden, auf der Suche nach dem letzten Flecken Erde, der noch bewohnbar sein könnte. Dabei stoßen sie überall nur auf Trümmer und Zerstörung, und auf allerlei gut organisierte Banden, die ihnen sehr gefährlich werden könnten.
Meinung:
In diesem Buch können wir Manu Larcenet wieder einmal von seiner düsteren Seite erleben. Man kennt ihn ja sonst auch aus sehr erheiternden und lustigen Serien wie „Der alltägliche Kampf” oder „Die Rückkehr aufs Land”, er hat „Die Kosmonauten der Zukunft” zusammen mit Lewis Trondheim kreiert, und für diesen auch fünf Bänder der „Donjon Parade” gezeichnet. Doch wir kennen ihn neben diesen Sachen auch aus seiner düsteren Trilogie „Blast” um einen Aussteiger, der völlig verwahrlost und nahezu alles menschliche ablegt. Oder aus „Brodecks Bericht”, nicht weniger düster und beklemmend, über eine Dorfgemeinschaft in den Alpen und ihre dunklen Geheimnisse, diesmal nach einer Romanvorlage von Philippe Claudel. Und wie die beiden letzten Bände, ist auch „Die Straße” in einem realistischen Stil gezeichnet, anders als die Knubbelmännchen seiner lustigen Werke. Hier ist alles sehr düster, mit wechselnden Farben aber einfarbig koloriert, und zum zweiten Mal nach einer Romanvorlage, diesmal von Cormac McCarthy. Der leider im letzten Jahr (2023) verstorbene McCarthy gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen amerikanischen Schriftsteller, und „Die Straße” zählt zu seinem Hauptwerk, wie zum Beispiel auch der von den Coen-Brüdern mit Tommy Lee Jones und Javier Bardem im Jahr 2007 verfilmte Drogenkrimi „Kein Land für alte Männer”. Und genauso wurde auch „Die Straße” im Jahr 2009 von John Hillcoat mit einer ganzen Riege von Stardarstellern verfilmt.
Larcenet kommt hingegen mit weitaus weniger Darstellern zurecht, im Grunde hat er das Buch als ein Kammerspiel mit nur zwei Personen angelegt: Vater und Sohn. Sie versuchen, möglichst allen anderen Menschen aus dem Weg zu gehen, aus Angst, dass man ihnen etwas antun könnte, und die seltenen Zusammentreffen mit anderen Überlebenden der Apokalypse sind dadurch rar gesät; die Fremden bleiben dann meist gesichtslos und unpersönlich, was noch weiter zur düsteren Atmosphäre der Erzählung beiträgt. Die Geschichte ist dabei von Grausamkeiten und Hoffnungslosigkeit geprägt, Larcenet und McCarthy versuchen, die Tiefen der menschlichen Abgründe auszuloten, und finden leider nicht viel Gutes. Selbst unsere zwei Helden, die sich zu den „Guten” zählen, haben es in Grenzsituationen schwer, sich ihre Menschlichkeit zu bewahren. Das ist es, was den Leser hier erwartet.
Die Zeichnungen sind durchweg äußerst stark detailliert, die Handlung lebt von der Darstellung der Gesichtszüge der Figuren, die oft das Einzige darstellen, was man von ihnen unter ihrer lumpigen Kleidung zu sehen bekommt. Und das bekommt Larcenet hervorragend hin, man versinkt geradezu in der Gedankenwelt der Charaktere, was sehr beeindruckend ist. Auch nimmt Larcenet sich unheimlich viel Zeit dafür, die zerstörte Welt in einer Unmenge von Einzelheiten darzustellen, ich kann kaum verstehen, wie er sich das alles hat vor seinem inneren Auge vorstellen können. Aber vielleicht basiert dies auf Bildern aus der Verfilmung — die habe ich nicht mehr so genau in Erinnerung. Wäre aber auch nicht schlimm, wenn es so wäre.
Ein beklemmendes Thema vor düsterem Hintergrund, aber kongenial umgesetzt regt dieses Buch durchaus zum weiteren nachdenken an.
Fazit:
Eine düstere Umsetzung des ebenso düsteren Stoffes von Cormac McCarthy, die sich sehr nah am Originalstoff orientiert. Die Zeichnungen im realistischen Stil vermitteln mit ihren detaillierten Darstellungen der Folgen der Apokalypse beim Leser starke Eindrücke, über die es sich wieder nachzudenken lohnt, und erinnern dabei ebenso stark an die Verfilmung unter gleichem Namen. Eine Mahnung zur Bewahrung der Menschlichkeit, die zu keiner Zeit der Weltgeschichte ungehört bleiben sollte, gerade heute nicht. Deshalb sehr zu empfehlen.
Die Straße
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Reprodukt
Preis:
€ 25,00
ISBN 10:
3956404238
ISBN 13:
978-3956404238
160 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Starke Umsetzung der Romanvorlage, die an den Film erinnert.
- Für Larcenet ungewöhnliche, aber passende Zeichnungen im realistischen Stil.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(9 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 31.08.2024 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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