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Comic-Besprechung - Der verkehrte Himmel
Geschichten:Der verkehrte Himmel
Autor und Zeichner: Mikaël Ross
Story:
Zwei Jugendliche vietnamesischer Herkunft, Tâm und Dennis, geraten in Berlin über eine Zufallsbegegnung auf einem polnischen Markt, den Fund eines abgetrennten Fingers und viel jugendliche Neugier in eine Kriminalgeschichte, die sie in einen wahren Strudel von Ereignissen hineinzieht.
Meinung:
Nach einem Buch über Beethovens Jugendjahre („Goldjunge”), über die Probleme eines Behinderten Jungen in Berlin („Der Umfall”), über die Erlebnisse Jugendlicher im Sommercamp („Totem”) und einem Roadmovie über zwei alte Freunde („Lauter Leben!”) — die letzten beiden in Zusammenarbeit mit dem Belgier Nicolas Wouters — ist dies nun das zweite Buch von Mikaël Ross, dass in Berlin spielt. Wie in den meisten Comics zuvor, stehen wieder Jugendliche im Mittelpunkt, und wieder schafft es Ross, die Gedankenwelt, die Sprache und das Verhalten dieser Generation sehr treffend zu charakterisieren, ohne sie bloßzustellen. Die Figuren agieren glaubhaft und nachvollziehbar, die Story ist originell und doch gleichzeitig so lebensnah, dass man den Figuren zutraut, auch wirklich bewältigen zu können, was ihnen hier widerfährt. Das ist gar nicht so einfach, wie man an vielen Tatort-Plots der letzten Jahre sehen konnte, die absolut weltfremd und unglaubwürdig daherkamen. Tatort? Ja, der Vergleich ist hier bewusst gewählt, denn „Der verkehrte Himmel” ist ein Krimi, er spielt im Milieu der vietnamesischen Einwanderer in Berlin, die schon zu DDR-Zeiten dort angekommen sind, und jetzt meist in Hochhaussiedlungen wohnen und sich kleine Geschäfte aufgebaut haben. So auch die Eltern von Tâm und Dennis, die einen Gastronomiebetrieb führen, wodurch ihre Kinder vielleicht etwas selbständiger aufwachsen als andere, aber durchaus nicht vernachlässigt werden. Und nach und nach gerät erst Tâm in eine Geschichte, deren Ausmaße sie nicht wirklich überblicken kann, und zieht dann noch ihren Bruder Dennis und einen Freund in die Sache hinein. Es ist herrlich zu lesen, wie Mikaël Ross sich hier Zeit lässt, um die Geschichte langsam zu entwickeln, Details und Nebenhandlungen einzubauen, die alle ihre Berechtigung haben, denn neben dem Effekt, den Leser zu überraschen und gut zu unterhalten, schafft es der Autor, zum Schluss alle Fäden zusammenzuführen, wirklich alle Figuren miteinander zu verknüpfen, und den Plot aufzulösen. Das ist in meinen Augen hohe Erzählkunst und hat mir gut gefallen.
Und auch die zeichnerische Umsetzung kann man nur als rundum gelungen bezeichnen. In schwarz-weiß mit Grautönen gehalten, und in einem Funny-Stil umgesetzt, bewegt sich Ross sehr sicher in allen Handlungssituationen, die er darstellen will. Er scheut nicht davor zurück, die Handlung an den unterschiedlichsten Orten spielen zu lassen, und immer stimmen die Details, die Perspektiven, einfach alles: ob in der Hochhaussiedlung, in einem an einen Urwald erinnernden Wäldchen, auf dem Schrottplatz, in Räumen oder in einem Schrebergarten. Dabei sind die Seitenaufteilungen „klassisch”, meist drei bis vier Panelreihen pro Seite, aber bei Bedarf baut Ross auch halb- oder ganzseitige Panels ein, um die Dramatik zu erhöhen, und experimentiert auch einmal mit einer Seitenaufteilung Richtung Manga. Doch trotz der asiatischen Physiognomien der Hauptcharaktere, die den Leser vielleicht auf den ersten Blick allein dadurch an einen Manga denken lassen, würde ich, falls das überhaupt notwendig ist, dieses Buch eher in Richtung franko-belgische Comickunst einordnen. Aber auch der Umfang lässt an einen Manga denken, das schon. Auf jeden Fall ist das Buch rundum gelungen, und ich kann es nur weiterempfehlen.
Fazit:
Ein gelungener Krimi aus dem Milieu vietnamesischer Einwanderer in Berlin, mit einem spannenden und glaubhaften Plot und lebendigen Charakteren, die in Erinnerung bleiben. Zeichnerisch in einem Funny-Stil gehalten, der an franko-belgische Comics erinnert, und in schwarz-weiß mit Grautönen gezeichnet ist, liefert diese Geschichte einfach einen absoluten Lesegenuss, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Der verkehrte Himmel
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Avant Verlag
Preis:
€ 28,00
ISBN 10:
3964451088
ISBN 13:
978-3964451088
344 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Toller Krimi-Plot mit sympathischen Charakteren.
- Stimmige s/w-Zeichnungen.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(15 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 08.08.2024 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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