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Comic-Besprechung - Little Monsters 1

Geschichten:

Little Monsters 1
Autor: Jeff Lemire, Zeichner / Colorist: Dustin Nguyen



Story:

In einem heruntergekommenen Stadtviertel schlagen einige Kinder und Jugendliche ihre Zeit tot. Dabei fangen manche an sich zu langweilen und stellen sich die Frage, wann sie von den Erwachsenen wieder abgeholt werden. Einige streiten sich über Spiele, einer bemalt die Hauswände, eine liest sich durch die Bibliothek. Doch warum ist die Stadt verlassen und sind die Kinder alleine? Als einer der Bande zufällig einen Erwachsenen trifft, stellt sich heraus das die Kinder kaum als Menschen zu bezeichnen sind.



Meinung:

Eigentlich schade, dass man um den groben Inhalt der neuen Serie Little Monsters weiß. Im Grunde darf man nichts über den Inhalt erfahren und keinen Blick auf das Backcover werfen, um das erste Kapitel vollends zu genießen.

Denn der kanadische Starautor Jeff Lemire beweist hier einmal wieder seine dramaturgische Meisterschaft. Langsam  baut sich die Story auf und die Leserschaft bekommt nur tröpfchenweise Informationen geliefert was enorm spannend ist und einem gleichzeitig Zeit lässt, sich mit den Charakteren und dem Setting vertraut zu machen. Man sieht gelangweilte Kinder die sich die Zeit vertreiben. Drei spielen und der Konflikt zwischen ihnen zeigt auf, dass sie dasselbe Spiel schon so oft gespielt haben, dass es langweilig wird. Ein Teenager spielt auf einer Gitarre und komponiert vor sich hin. Ein Junge malt Häuserwände voll. Das erste irritierende kommt als Zwillinge von einem Dach springen und einer nicht so schwer verletzt ist wie man meinen könnte. Und warum ist die Zivilisation verfallen? Das Viertel der Stadt besteht fast nur noch aus Ruinen und ist abgesehen von den Kindern menschenleer. Und wo sind die Erwachsenen? Es ist wirklich geschickt gemacht. Es werden die einzelnen Protagonisten erst allein und dann in Konfrontation mit anderen vorgestellt und es kommen immer wieder kleine Momente die einen irritieren. Bis in dem letzten Panel des ersten Kapitels einige Merkwürdigkeiten aufgelöst werden: man sieht bei einem der Jungen Reißzähne. Aber wer diese Kritik liest, wurde ja zumindest durch die Verlagsankündigung und das Backcover neugierig gemacht, um hier etwas über den Band zu erfahren. Also kann es durchaus gesagt werden: die Kinder sind allesamt Vampire. Und damit die titelgebenden kleinen Monster.

Aber es werden im Laufe des Bandes noch längst nicht alle offenen Fragen beantwortet. Manches erschließt sich im Laufe der Zeit, etwa das Alter und der jeweilige Ursprung als Vampir der Kinder. Aber was genau mit der Menschheit geschehen ist, bleibt relativ offen. Klar ist, dass es wieder eine Pandemie gegeben hat welche die Menschheit anscheinend fast auslöschte. Aber warum die Kinder sich selber überlassen blieben, bleibt unbeantwortet. Manche mag es enttäuschen, aber es macht die Serie auch sehr spannend, da man anfängt seine Fantasie spielen zu lassen und man sich fragt was wohl alles geschehen sein mag. Auch wenn in Rückblenden manche Herkunft beleuchtet wird, so wirft es doch mehr Fragen auf. Wenn Yui etwa in Hiroshima kurz nach dem Abwurf der Atombombe zu einem Vampir gemacht wurde, so erklärt das noch lange nicht wie sie Jahrzehnte später in den USA landete. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: dramaturgisch ist das äußerst geschickt.

Zudem ist es recht perfide, Kinder als Vampire darzustellen. Zum einen wirken sie immer unschuldig und unverdorben durch die Erfahrungen welche man als Erwachsener macht, zum anderen erwecken sie immer einen Beschützerinstinkt. Hier werden beide Aspekte ausgehebelt, da einige von denen Jahrhundertealt sind und da sie Vampire sind weder unschuldig noch einen Beschützer brauchen. Da sie sich aber durchaus einen kindlichen Charakter bewahrt haben, macht es sie als Vampire umso gefährlicher da sie keinerlei Impulskontrolle besitzen. Mit dem Blutrausch als Symbol für eine Sucht macht es sie unberechenbar. Vor allem da sie noch durch die Ewigkeit gelangweilt sind und Charakterunterschiede innerhalb der Gruppe zu Konflikten führt.

Dustin Nguyen, der mit Jeff Lemire schon bei Descender zusammengearbeitet hat, belässt das alles in sehr monochromen Farben bei denen nur das Rot hervorsticht und seine Gesichtszeichnungen erinnern stilistisch sehr an Lemire. Aber es gelingt ihm anhand der Körpersprache und Mimik die Emotionen und Gedanken der Figuren zu vermitteln, so dass es gar nicht mal vieler Off-Kommentare bedarf. Und das Setting ist auch wunderbar eingefangen und das Stadtviertel wirkt trotz aller vermeintlichen Offenheit klaustrophobisch und wie ein Gefängnis.

Ein starker Auftakt bei dem man nur hoffen kann, dass die Qualität gehalten wird. Neugierig auf den Fortgang der Geschichte ist man eh schon und Lemire hat wieder eindrucksvoll bewiesen, warum er als einer der besten amerikanischen Comic-Autoren gilt. Auch wenn er Kanadier ist.



Fazit:

Jeff Lemire beweist mal wieder seine Meisterschaft als Autor da von der dramaturgischen Seite her die Serie äußerst geschickt aufgebaut ist. Vieles bleibt im Ungewissen und füttert die Fantasie der Leserschaft während die jugendlichen Helden nach und nach entblösst werden. Faszinierend.



Little Monsters 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Little Monsters 1

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 25,00

ISBN 10:
3987210761

ISBN 13:
978-3987210761

152 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • dramaturgisch äußerst geschickt aufgebaut
  • unbeantwortete Fragen
  • man lässt sich Zeit für Charaktere und Storyaufbau
  • Action und Spannung
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 22.03.2023
Kategorie: Alben
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