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Comic-Besprechung - Die Totenkopfrepublik

Geschichten:

Die Totenkopfrepublik
Autor: Vincent Brugeas, Zeichner / Colorist: Ronan Toulhoat



Story:

1718 kapert der Piratenkapitän Sylla ein englisches Schiff und überlässt es seinem zweiten Offizier Olivier. Auf dem Weg zu ihrem Stützpunkt begegnet Olivier allerdings ein Schiff voller Sklaven die sich befreien konnten, aber kein Schiff steuern können. Die aus Afrika verschleppten werden von einer Königin angeführt, deren bloße Anwesenheit die Ideale der Piraten ins Wanken geraten lässt. Zusätzlich verstärkt die englische Marine den Druck. Können die Piraten innere Einigkeit bewahren, um dem äußeren Gegner zu widerstehen?



Meinung:

Die Totenkopfrepublik entpuppt sich als ein sehr starker Comic der auch in dem einen Band in sich abgeschlossen ist.  Das Cover macht es schon klar, dass hier eine Geschichte aus dem Abenteuergenre vorliegt. Man sieht sehr groß die Totenkopfflagge wobei der Totenschädel zu schreien oder zu lachen scheint und um deutlich zu machen das es hier wirklich um die klassischen Piraten geht sieht man auf der linken Hälfte noch im Hintergrund ein altes Segelschiff.

Spätestens so hat man schon diejenigen am Enterhaken die sich für Seefahrergeschichten begeistern können und / oder auch Piratenabenteuern. Man bekommt auch alles was dazu gehört. Außer Papageien. Die Totenkopfrepublik funktioniert dabei nicht nur als Abenteuergeschichte die einem Genre haargenau zugerechnet werden kann. Es gibt keine ironischen Brechungen, keine parodistischen Elemente auf Klischees, kein Spiel mit den Erwartungen. In der Hinsicht ist es ein Genrestück was schnell zu einem reinen Klischee werden kann. Aber der Comic funktioniert auch auf einer tiefergehenden Ebene. Denn er erzählt nicht nur die Geschichte von Piraten.

Vielmehr stellt sich die Story an sich auch die Frage was einen eigentlich an den Piraten fasziniert. Historisch gesehen waren nicht alle Piraten Opfer einer sie schlecht machenden Propaganda, sondern einige von ihnen waren in der Tat verrückt, wie etwa Blackbeard, oder extrem grausam.  Was fasziniert also an ihnen? Es sind Mörder, Diebe und keine Gentlemen. Wenn sie ein Schiff kaperten, hatten die weiblichen Passagiere eine reine Tortur mit Vergewaltigungen durchzustehen. Und wer sich ihnen nicht anschloss, wurde ermordet. Folter war keine Seltenheit, um möglicherweise versteckte Schätze an Bord zu finden. Im Grunde hatten sie also nichts an sich, was einen faszinieren könnte.

Doch es wird schon im Vorwort und gerade im Nachwort deutlich gemacht, was an ihnen fesselte und immer noch fasziniert. Wobei das viel auch mit den realen historischen Hintergründen zu tun hatte. Nachdem diverse Kriege ihr Ende gefunden hatten waren auf einmal viele Seeleute arbeitslos. An ein hartes Leben gewohnt, voller Gewalt und Leid, waren sie völlig verroht und verarmt und machten das was sie konnten: zur See fahren und Kämpfen. Es waren im Grunde Rebellen die alle Klassenunterschiede hinter sich ließen und demokratische Strukturen entwickelten. Die Piratenmannschaften setzten sich aus unterschiedlichsten Nationalitäten und Hauptfarben zusammen. Sklaven wurden oftmals befreit und in die Mannschaft integriert und wenn ein Kapitän erfolglos war, oder ungerecht zu seiner Mannschaft, wurde er abgesetzt und öfters auch auf einer einsamen Insel ausgesetzt.

All dieses ist auch das zentrale Thema des Comic. Denn es geht nicht darum wie die Piraten einen Schatz suchen, sondern wie sie ihr Ideal leben und dieses gegen innere und äußere Widerstände verteidigen. Immer wieder kollidieren die Ideale und die Realität und das schafft ein großes Spannungsverhältnis. Es kommt selten vor das eine Abenteuergeschichte philosophisch wird. Letztlich müssen sich nämlich die Charaktere fragen welchen Strukturen man sich freiwillig unterwirft und was man bereit ist für sie zu tun oder für seine Ideale. Auch wenn es schwer fällt, eine reine Inhaltsangabe zu geben, da es im Grunde keine gängige Dramaturgie gibt mit einem reellen Ziel, hier ist es ideell, so ist die Geschichte doch sehr packend und voller komplexer Charaktere. Es wird zwar das Genre bedient, aber Klischees vermieden und man folgt zudem noch den historischen Spuren. Die Hauptfiguren sind zwar alle fiktiv, aber durchaus realen Persönlichkeiten nachempfunden und manche reale Piraten und deren Schicksal werden hier auch erwähnt oder haben ihren Auftritt.

Ein intelligenter und starker Band der sich auf jeden Fall lohnt und zu einem Klassiker werden kann. 



Fazit:

Ein intelligenter Band der nicht nur eine genregerechte Abenteuergeschichte ohne Klischees erzählt, sondern auch philosophische Tiefe und einen Subtext besitzt. Die vielen Ebene ergänzen sich hervorragend und es wirkt nie überfrachtet. Auf keinen Fall verpassen.



Die Totenkopfrepublik - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Totenkopfrepublik

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 35,00

ISBN 10:
3967923738

ISBN 13:
978-3967923735

224 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • genregerechte Erzählung ohne Klischees
  • Spannung auch aus Charakteren
  • philosophischer und intelligenter Subtext
  • Facettenreich
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 27.03.2023
Kategorie: Alben
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