Comic-Besprechung - Donjon Zenit 9: Steppen und Nebel

Geschichten:

Donjon Zenit 9: Steppen und Nebel

Autor: Joann Sfar & Lewis Trondheim

Zeichner: Boulet

Übersetzer: Ulrich Pröfrock

Story:

Der Wächter wohnt weiterhin im benachbarten Donjon von Hippolyte, da sein eigener aufgrund juristischer Schachzüge noch immer im Besitz von de la Cour ist. Herbert (die Ente) und seine Braut, die Krosaken-Prinzessin Isis, werden bald Eltern werden. Als Herbert erfährt, welch gefährliches Unterfangen die dann angesetzte Taufe werden wird, überschlagen sich die Ereignisse, wilde Fluchten, Gefangenschaft und ein Sturm auf den Donjon folgen und führen zu dem gewohnten Chaos.

Meinung:

Nachdem in den letzten Jahren bereits andere Teile der Saga (wie Morgengrauen, Monsters oder Antipoden) fortgeführt wurden, geht es jetzt auch mit der zentralen Reihe „Zenit” weiter. Der vorliegende Band ist meiner Zählung nach tatsächlich die 50. Veröffentlichung in dieser Reihe (ich nehme an, das ist  in Frankreich ebenso, Reprodukt ist hier zeitlich sehr nah am Original), und das bedeutet ja schon ein kleines Jubiläum!

Für mich ist dieser zentrale Zyklus immer noch das Sahnehäubchen der Serie, hier wird die Geschichte am stringentesten fortgeführt, alle sympathischen Charaktere sind vorhanden, und es scheint mir am ehesten so, dass Trondheim wirklich am Skript mitgearbeitet hat. Bei den Nebenserien hat man manchmal den Eindruck, in einem Franchise gelandet zu sein, wo Trondheims Name nur noch auf dem Cover genannt wird (auch wenn das vielleicht nicht so ist). Auch hier hat ja ein Zeichnerwechsel stattgefunden, Lewis Trondheim hat nur die ersten vier Bände selbst gezeichnet, danach hat Boulet (d.i. Gilles Boulet) ab Band fünf den Staffelstab übernommen. Doch der macht seine Arbeit sehr gut und ist seitdem konsequent am Ball. Seine Zeichnungen sind denen von Trondheim sehr ähnlich, seine Figuren wirkten aber bereits durch eine leichte Schattierung weniger flach und etwas dreidimensionaler als in den eher karikaturhaften Zeichnungen Trondheims — die aber dessen Markenzeichen sind. Der neue Band wurde erstmals von Walter koloriert (d.i. Walter Pezzali), und dessen Doch trotzdem war dieser Zeichnerwechsel meiner Meinung nach viel weniger auffällig als zum Beispiel in den Monster-Bänden mit ihren dauernden und teilweise sehr krassen Stilwechseln.

Die Story ist wieder gewohnt absurd, mit viel Situationskomik gespickt und flott erzählt. Es wimmelt nur so von bereits bekannten Figuren, die alle irgendwo in Szene gesetzt werden (und teilweise quasi „Cameo-Auftritte” haben) — aber auch die Neuzugänge sind wieder gewohnt bizarr und ergänzen den Plot hervorragend. Die Mechanismen, die in diesem Universum, der „Terra Amata”, gelten (das ist übrigens nebenbei bemerkt eigentlich der Name einer archäologischen Fundstätte bei Nizza), sind weiterhin herrlich schräg bis verrückt: in einer Welt, in der der Stärkere gewinnt, wird doch alles von Verträgen geregelt, gegen deren Durchsetzung sich niemand stellen kann, ganz einfach weil das Rechtswesen von einer Armee von Superkriegern und Dämonen verteidigt wird. Und: Drachen dürfen den Gegner nicht angreifen, wenn der sie zuvor beleidigt hat! Gilt aber nicht, wenn das beim Drachen zuhause passiert ist. Das ist schon wirklich klasse, finde ich.

Nach mehreren längeren und kürzeren Schaffenspausen zwischendurch werden die Abstände zwischen den Veröffentlichungen jetzt wieder kürzer, und der nächste Band ist in Frankreich bereits für den April dieses Jahres vorangekündigt. Man kann nur auf eine baldige Veröffentlichung auf Deutsch hoffen!

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung der Hauptreihe, die nichts von ihrem Charme verloren hat. Spannend, skurril und unterhaltsam — deshalb unbedingt zu empfehlen.

Donjon Zenit 9: Steppen und Nebel

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 13,00

ISBN 10:
3956403614

ISBN 13:
978-3956403613

48 Seiten