Comic-Besprechung - Der Mann im Pyjama

Geschichten:

Der Mann im Pyjama

Autor: Paco Roca

Zeichner: Paco Roca

Übersetzer: André Höchemer

Story:

In diesem Sammelband erzählt Paco Roca in einigen etwas längeren Erzählungen, meist jedoch in ein bis zweiseitigen Kolumnen (scheinbar) autobiografische Geschichten, in denen er sich selbst nicht so recht ernst nimmt als „Der Mann im Pyjama“, also als Comiczeichner, der den ganzen Tag zuhause im Schlafanzug herumläuft. Hierbei analysiert er sich selbst und seine Umwelt und Mitmenschen mit scharfen Blick, aber auch mit einer immer stärker politisch ausgerichteten Sichtweise.

Meinung:

Der vorliegende Sammelband bündelt auf Deutsch insgesamt drei Einzelbände, in denen in Spanien die Kolumnen zusammengefasst wurden, die Paco Roca für verschiedene Magazine und Tageszeitungen in den Jahren 2010-2014 veröffentlicht hat. Zusätzlich dazu sind noch einzelne Arbeiten enthalten, die Paco Roca jeweils für die Einzelbände, aber auch für den vorliegenden Sammelband speziell angefertigt hat, sowie noch weitere Einzelarbeiten aus den Jahren 2014-2020.

Mich erinnert dieser Band von seiner Intention her sehr stark an „Der alltägliche Kampf“ von Manu Larcenet, auch wenn die Zeichnungen hier natürlich einen ganz anderen Stil haben. Aber hier wie dort offenbart sich der Autor und gibt dem Leser sein Innerstes, auch seine Schwächen preis, ohne dass das Ganze aufgesetzt oder lächerlich wirkt. Und beide Male weiß man natürlich, dass der autobiografische Anteil an der Wahrheit der Geschichte klein sein wird — und doch ist man als Leser bereit, den Ansatz zu schlucken und die Geschichte zu glauben. Anders als Larcenet, der für seine Serie konsequent beim autobiografischen Ansatz bleibt und eine Geschichte des einsamen Autors auf dem Lande erzählt, schwenkt Roca hier nach ungefähr der Hälfte des Buches um und widmet sich mehr stark politischen Themen wie der Ausbeutung der Dritten Welt, dem Kapitalismus und seinen Auswirkungen auf die Gesellschaft, der Umweltverschmutzung und dem Massenkonsum. Dies ist vermutlich dem Wechsel der Veröffentlichung hin zur Zeitung „El Pais“ geschuldet. Das wird größtenteils sehr charmant herübergebracht, wirkt manchmal aber auch ein bisschen Oberlehrerhaft, doch meist sehr humorvoll. 

Passend zur Veröffentlichung als Kolumne sind die einzelnen Seiten sehr formal aufgebaut, mit drei Reihen von Panels mit vier bzw. später drei Bildern je Reihe. 

Da der Inhalt im Original in gewissen zeitlichen Abständen zwischen den einzelnen „Gags“ veröffentlicht worden ist, wird der Leser auch bei dieser Ausgabe eher zwischendurch mal eine Pause einlegen wollen, statt die geballte Aussage des Buches in einem Rutsch auf sich wirken zu lassen. Das schmälert jedoch nicht das Lesevergnügen, bekommt man dafür hier doch die komplette Sammlung sämtlicher Kolumnen, die jemals erschienen sind. Das liest man dann eben in Etappen.

Fazit:

Eine großartige Sammlung sämtlicher Kolumnen, die Paco Roca für diverse spanische Zeitungen und Magazine angefertigt hat. Autobiografisch angehauchte, aber hauptsächlich zeitkritisch und weltpolitisch ausgerichtete Kritiken, in denen er sich selbst und seine Mitmenschen humorvoll entlarvt. Zu empfehlen.

Der Mann im Pyjama

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 29,00

ISBN 10:
3956402995

ISBN 13:
978-3956402999

192 Seiten