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Comic-Besprechung - Corto Maltese 16: Nacht in Berlin

Geschichten:

Corto Maltese 16: Nacht in Berlin
Autor: Juan Diaz Canales, Zeichner / Colorist: Ruben Pellejero



Story:

Berlin 1924. Corto Maltese trifft sich mit dem Journalisten und Schriftsteller Joseph Roth. Als Corto den Freund zur Polizeiwache begleitet muss er erfahren das sein alter Freund Professor Steiner ermordet worden ist. Erschüttert beschliesst er den Mörder seines Freundes zu finden und wird in eine politische Intrige hineingezogen welche das Ende der Weimarer Republik bedeuten könnte.



Meinung:

Die Zwanziger Jahre sind derzeit in aller Munde. Nicht nur weil wir in ihnen leben, sondern weil verständlicherweise auch die Erinnerung an die 1920er aufleben. Nicht nur weil sie nun 100 Jahre her sind, sondern weil auch dieses Jahrzehnt ein äußerst spannendes und dynamisches war. Sowohl im positiven als auch negativen. Es war ein Jahrzehnt voller Umbrüche. Ganze Reiche verschwanden und Monarchien wurden gestürzt und durch Demokratien ersetzt. Nationalstaaten entstanden und andere Staaten verschwanden. Solche Umbrüche schaffen natürlich auch Unsicherheiten und damit Gegenbewegungen die sich vor allem gegen die neuen Demokratien wandten. Letztlich mündeten sie im „Dritten Reich“ und anderen totalitären Systemen. Doch in diesem Jahrzehnt gab es auch kulturelle Höhenflüge. Traditionen wurden zertrümmert und die Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg prägten die Gesellschaften die nun auch in der Kunst neue Wege suchten. Vor allem wollten sich die Überlebenden auch amüsieren und das Leben feiern da ihnen kürzlich bewusst geworden war, wie brüchig die Strukturen und fragil das eigentliche Leben ist.

Eigentlich ist es also kein Wunder das Corto Maltese: Nacht in Berlin in dieser Zeit spielt. Verwunderlich ist es eigentlich nur warum keiner vorher auf die Idee kam. Corto ist immer ein Wanderer zwischen den Welten gewesen. Zwischen Realität und Surrealismus, zwischen den Zeiten und Ländern, nie so ganz zu verorten, als Held oftmals nicht mal der Handlungsträger weil ihm eher geschieht als das er agiert. Ein Abenteurer dessen Abenteuer den gängigen Formeln des Genres widerspricht. Im Grunde also ein perfekter Seismograph für Umbrüche. Und so findet er sich in der Weimarer Republik wieder.

Und wie so oft in der Serie gibt es eine Quest welche typisch für das Abenteuergenre ist, die Suche nach etwas Wertvollem oder gleich einem Schatz, welches hier aber, typisch für die Serie, eher in den esoterischen Bereich hineinragt. Das greift auch die spiritistischen Faibles der damaligen Zeit auf und die zunehmend entstehenden Geheimbünde. Aber wie eigentlich immer bei Corto Maltese ist der eigentliche Gegenstand der Suche unwichtig. Sondern einfach nur der Motor, der Anlasser welche die Handlung und die Figuren in Bewegung setzt. Dabei will Corto nur den Mörder seines Freundes Professor Steiner finden. Aber viele meinen das Corto im Besitz einer speziellen Akte ist. Das Abenteuer wird so geschickt mit einem Polit-Thriller verknüpft.

Im Laufe der Geschichte trifft Corto auch viele historische Persönlichkeiten wie den Schriftsteller Joseph Roth oder Gustav Meyrink, angehende Filmstars wie Marlene Dietrich sowie Politiker der damaligen Zeit. Und die Streifzüge durch das kulturelle und politische Berlin sowie Prag sind in sich schlüssig, der Band droht nie auseinander zu fallen. Dabei sind die Verweise etwa auf Murnau oder auftretende Charaktere nie wirklich reines Name Dropping, sondern tragen zur Handlung bei und ziehen einen noch mehr hinein da sie das Geschehen glaubwürdiger machen.
Zeichnerisch ist das Abenteuer ganz im Stile Hugo Pratts gehalten. Die Charaktere hätten genauso gut von dem Meister stammen können. Doch es wird nun mit dem harten Strich des Expressionismus verbunden und viel mit düsteren Schatten gearbeitet welches wieder eine Referenz ist aber auch zur Geschichte passt. Überall ist die Unsicherheit, der Umbruch zu spüren. Und auch die Gefahr. Insgesamt ergibt das einen sehr faszinierenden und gelungenen Band.



Fazit:

Faszinierend und gelungen. Das (esoterische) Abenteuer wird geschickt mit einem Polit-Thriller verknüpft und kann stilistisch sowohl Pratt treu bleiben als auch den Kunststilen der 1920er Jahre. Viele Zitate, Verweise und das Auftreten von realen historischen Personen sind kein Selbstzweck, sondern erwecken ein Lebensgefühl zum Leben.



Corto Maltese 16: Nacht in Berlin - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Corto Maltese 16: Nacht in Berlin

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 24,80

ISBN 10:
3965820885

ISBN 13:
978-3965820883

88 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Abenteuer und Polit-Thriller
  • geschickte Verknüpfung künstlerischer Stile
  • der Serie treu und doch neue Aspekte
  • Erweckung eines Lebensgefühls
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2.33
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 17.11.2022
Kategorie: Corto Maltese
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