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Comic-Besprechung - Cinema Purgatorio

Geschichten:

Cinema Purgatorio
Autor: Alan Moore, Zeichner: Kevin O`Neill



Story:

In dem Kino Cinema Purgatorio werden merkwürdige Filme gezeigt. Diese scheinen nicht so ganz den Konventionen zu entsprechen. Während es immer klarer wird das hier reale Geschehnisse und Personen aufbereitet werden, verändert sich nach und nach das Kino und die Angestellten verhalten sich immer befremdlicher. Befindet man sich wirklich in einem Kino? Oder schon im Fegefeuer?



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Lange musste man warten. Es ist schon etwas her, das ein Kapitel von Cinema Purgatorio in einem Heft vom Gratis Comic Tag Appetit machte. Ironischerweise sind Bände die von diesem ersten Band inspiriert worden waren, schon längst erschienen. Nun also kann man ihn endlich in den Händen halten: die Initialzündung des Überbaus Cinema Purgatorio. Nicht ganz ein eigenständiges Label, nicht direkt Prequels oder Sequels, sondern es ist eher thematisch zu fassen. Erzählt wurden Horrorgeschichten die auf bekannten Horrorfilmen oder Subgenres basieren und diese teils parodieren, aber immer zitieren und verweisen.

Alan Moore, der mit dem vorliegenden Band das alles initialisierte, ist ein Meister der Postmoderne. Er erzählt hier gar keine Horrorgeschichte im eigentlichen Sinne, sondern alles hier ist Zitat und Verweis. Vielleicht hat deswegen die Veröffentlichung so lange gedauert, denn die Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln sind manchmal schon fast länger als die eigentliche kurze Geschichte. In jedem Panel gibt es ein oder mehrere Zitate. Und manchmal ist der Zeichenstil von Kevin O`Neill zu reduziert um reale Personen wirklich zu identifizieren, wobei die Anmerkungen deutlich helfen. Zudem sollte man sich als Leser mit Kino und Filmgeschichte etwas auskennen, sonst wird man die Storys ohne die Anmerkungen nicht verstehen. Das dürfte für manche Leser*innen die Lektüre äußerst sperrig machen. Aber die Lektüre lohnt sich. Nicht nur weil hier Moores letzter Comic vorliegt. Schließlich hat er sich in den Ruhestand verabschiedet (und schrieb erst einmal einen über 1000 Seiten starken Roman).

Doch worum geht es hier eigentlich? Wie schon erwähnt erzählt Alan Moore nicht direkt eine Horrorgeschichte. Es gibt eine Rahmenhandlung in der eine Person immer wieder das Kino Cinema Purgatorio aufsucht und dort merkwürdige Filme sieht. Die Stimmung in dieser Rahmenhandlung wird immer bedrohlicher und spitzt sich von Kapitel zu Kapitel zu. Immer mehr erfährt man von der Ich-Erzählerin. Allein schon das es sich um eine Frau handelt, war lange nicht erkennbar. Aber im Zentrum stehen die Filme.

Diese sind aber nicht nur Verweise auf Kino-Filme oder Genres. Ja, es gibt deutlich Versionen etwa der Keystone Cops, Ist das Leben nicht schön?, Boulevard der Dämmerung und viele andere. Aber in diesen Filmzitaten werden reale Ungeheuerlichkeiten aus der Geschichte Hollywoods erzählt. So wird etwa der damalige Skandalfilm Freaks direkt mit dem Leben des Regisseurs Tod Browning verknüpft. Auch der (Selbst-)Mord des ersten Superman-Darstellers Steve Reeves ist Thema genau wie ein Exzentriker wie Howard Hughes und reale Kriminalfälle wie derjenige um die Schwarze Dahlie. Auf wenigen Seiten werden also Filme zitiert und diese mit den Schicksalen des jeweiligen Darstellers, Regisseurs oder Produzenten verknüpft. Oder sogar mit mehreren. Das ist für den Cineasten äußerst faszinierend, aber, wie schon erwähnt, dürften sich Nicht-Cineasten hier vollkommen verloren vorkommen und sich nicht wohlfühlen, eben weil hier keine Genreerzählung vorkommt, sondern Hollywood Babylon im Film im Comic gespiegelt wird. Insofern ist der ganze Band ein Synonym für die Postmoderne schlechthin. Alles ist Zitat, Verweis, Symbol und auch die Menschen und Charaktere verlieren sich darin und lösen sich auf, in diesem Fegefeuer Kino. Faszinierend und verstörend und gerade in den Stilmitteln der Postmoderne eine Quintessenz des Schaffens von Alan Moore.



Fazit:

Postmoderne par excellence und damit die Quintessenz des Schaffens von Alan Moore dessen letzter Comic vor dem Ruhestand nun vorliegt. Cineasten und Kenner der Filmgeschichte werden hier ihre helle Freude haben. Diejenigen die sich nicht auskennen, werden die Leküre als äußerst sperrig empfinden da sie von den nötigen und detaillierten Anmerkungen abhängig sind. Faszinierend und verstörend.



Cinema Purgatorio - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Cinema Purgatorio

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Dantes Verlag

Preis:
€ 30,00

ISBN 10:
3946952550

ISBN 13:
978-3946952558

256 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • stetig steigende Spannung und Unsicherheit bei Rahmenhandlung
  • wahre Hollywoodskandale aufbereitet
  • Zitate, Verweise, Anspielungen
  • postmoderne par excellence
Negativ aufgefallen
  • Zeichnungen teils zu reduziert, um reale Personen zu erkennen
  • Nicht-Cineasten werden verloren sein
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 22.06.2022
Kategorie: Alben
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