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Comic-Besprechung - Ich, der Verrückte

Geschichten:

Text: Antonio Altarriba
Zeichnungen: Keko



Story:

Angel Molinos, Doktor der Psychologie und gescheiterter Schriftsteller, erarbeitet für Otrament, einem Forschungsinstitut, neuartige psychologische Krankheiten. Im Wesentlichen beschränkt sich seine Tätigkeit darauf, neue Verhaltensweisen der Menschen zu erkennen und diese als Krankheiten zu benennen. Das Pharmaunternehmen Pfizin entwickelt daraufhin die dazu passenden Medikamente. Diese Neuentwicklungen werden wiederum bei Otrament mittels unerlaubter illegaler Menschenversuche ausprobiert. Angel geht emotionslos mit seinem Leben um. Ein Tag wie jeder andere. Nicht einmal als seine Eltern ihre Wohnung verlieren und auf die Straße gesetzt werden, empfindet er etwas. Das hängt auch damit zusammen, dass sein Vater ihn als Kind misshandelte. Nur seine ständigen und immer beängstigter werdenden Alpträume vermögen es eine Reaktion hervorzurufen. Durch einen Zufall gelangt Angel in den Besitz für Otrament schwer belastender Dokumente. Und damit gerät sein Leben aus den Fugen.



Meinung:

Zunächst einmal vorweg muss ich sagen, dass ich den vorherigen Band „Ich, der Mörder“ nicht gelesen habe und somit keine Vergleiche ziehen kann. Stattdessen konnte ich völlig unvoreingenommen mit dem Comic umgehen.
„Ich, der Verrückte“ bietet ein hintergründiges und vielschichtiges Szenario. Vielleicht ist es an der einen oder anderen Stelle etwas zu dick aufgetragen. Antonio Altarriba wollte wohl zu viele Aspekte mit in die Geschichte einweben. Das macht es an einigen Stellen etwas überladen. Sinnbildlich möchte ich da das Verhältnis von Angel zu seinem Vater nennen. Bei aller Tiefsinnigkeit ist der Missbrauch des Sohnes durch den Vater in der Kindheit für mich eine Spur zu viel. Auch seine Homosexualität, natürlich auf den Weg gebracht von dem Pfarrer der Gemeinde, mit dem ihn vor Jahren eine Liebesbeziehung verband, wirkt etwas zu sehr „on Top“. Aber ansonsten haben wir ein solides Skript, dass viele falsche Fährten legt. Vor allem die immer wieder eingeschobenen Traumsequenzen geben der Geschichte eine bedrückte Düsterheit, die sich als Grundstimmung durch das ganze Album zieht. Das ist ganz ausgezeichnet realisiert. 
Gelungen fand ich beispielsweise die vielen neuartigen psychologischen Krankheiten, die sich Angel ausgedacht hat. Derzeit beschäftigt sich der phantasievolle aber gescheiterte Literat mit dem „Thersite-Syndrom“ (der Angst vor der eigenen Hässlichkeit) und dem „Stiefmutter-Syndrom“, das diejenigen definiert, die sich für die Schönsten halten. Auch sein allmähliches abdriften in sein psychotisches Selbst ist glaubhaft angelegt. Die in einen schwarzen Lederhandschuh geschnittene Hand, die Angel vor seiner Tür findet, hilft seinem Zustand nicht. Hätten seine Arbeitgeber beschlossen, ihn loszuwerden? Wird der Erfinder des falschen Wahnsinns selbst verrückt? Schwach hingegen fand ich das Ende, das aus meiner Sicht viel zu früh zu erahnen war. Aber gut. Alles in allem ein spannendes Szenario.
Die wahre Meisterlichkeit des Album zeigt sich allerdings in den Zeichnungen von Keko. Seine schwarz.-weiß Bilder sind beängstigend dunkel und unterstreichen die durch den Plot erzeugte Atmosphäre. Einzig an einigen Stellen von einem aggressiv leuchtenden Gelb unterbrochen – mal eine Aktentasche, die Eier in einem Entennest oder das Jackett eines Künstlers – wird der Band von den harten Zeichnungen des Spaniers Keko dominiert. Parallelen zu den holzschnittartigen Zeichnungen des belgischen Künstlers Frans Masereel dürften nicht ganz zufällig sein. 



Fazit:

Ein Band den man gerne zur Hand nimmt. Einerseits wegen der vielschichtigen Story, vor allem aber wegen des exzellenten Artworks. Ich gebe acht von zehn Zwangsjacken.



Ich, der Verrückte - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ich, der Verrückte

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 25

ISBN 13:
978-3-96445-011-1

136 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Psychologische Aspekte
  • Artwork
  • Düstere Atmosphäre
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 23.07.2021
Kategorie: Alben
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