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Comic-Besprechung - L. Frank – Integral 8

Geschichten:
Der Atlantikwall
Text: Oliver Pierson und Isabelle Bournier
Zeichnungen: Olivier Weinberg
Die Kinder des Bunkers
Text: Michel Jacquemart
Zeichnungen: Alain Maury
Der ewige Shogun
Stalins Kind
Text: Thierry Robberecht
Zeichnungen: Régric


Story:
Im achten Band der Integralausgabe kommen die Originalbände 22, 23 und 24 zum Abdruck, sowie ein Sonderband mit hauptsächlich redaktionellen Texten zum Atlantikwall. 
„Der Atlantikwall“ gibt den historischen Kontext zum folgenden Abenteuer wieder. Das als Reportage von Luc Frank aufgemachte Album beleuchtet Planung, Konstruktionsdetails, Organisation und das tägliche Leben der Männer am Atlantikwall. Damit wird das folgende Album, „Die Kinder des Bunkers“, vorbereitet, das von Robert berichtet, der an einem Pfadfinderlager in der Normandie teilnimmt, während Luc in Algerien seinen Dienst tut. Während des Lagers entdecken die Pfadfinder ein seltsames Herrenhaus und einen stillgelegten Bunker, in denen eine übernatürliche Atmosphäre herrscht. Robert, immer noch verunsichert durch den kürzlichen Tod seiner Eltern, spürt diese Fremdheit mehr als seine Gefährten. Welches Geheimnis verbirgt sich hier. „Der ewige Shogun“ verschafft uns ein weiteres Wiedersehen mit Borg, der dem im Krieg unterlegenen Japan zu neuer militärischer Dominanz verhelfen möchte. „Stalins Kind“ schickt Frank als Teilnehmer einer Journalisten Delegation in die Sowjetunion, um über eine Tournee westlicher Schriftsteller in der UdSSR zu berichten. Während die einen aus ihrer Bewunderung für die stalinistischen Errungenschaften keinen Hehl machen, haben andere offenkundig gegenteilige Meinung. Luc gerät in den Besitz von Unterlagen, aus denen die Existenz von Stalins Kind hervorgeht. Damit gerät er ungewollt zwischen die Fronten – nicht nur bei seinen Kollegen.
Ein redaktioneller Teil runden den Band ab.



Meinung:
„Der Atlantikwall“ ist kein Comic, sondern bei Castermann in der Reihe „Lefranc – Les reportages“ erschienen. Hier versammelt der Verlag illustrierte Sachbücher, die sich in der Regel mit militärhistorischen Themen beschäftigen. Eine Ausnahme bildet der band über die Mondlandung. Die Serie wurde von Martin persönlich auf den Weg gebracht. Für seine Zeichnungen zum Band über den Untergang des Dritten Reiches wurde Weinberg 2015 ausgezeichnet. Bislang liegen neun Reportage-Bände vor.
Bei der ursprünglichen Comicserie dürfte hingegen Michel Jacquemart der Szenarist sein, der bei der Wiederbelebung der Serie „L. Frank“ am meisten überzeugt. Ihm gelingt es den Stil von Jaques Martin aufzugreifen und vorsichtig in eine moderne Lesart zu transportieren. Dabei hat er beides im Blick: die Tradition des Altmeisters und die modernen Leser. Nach den wirklich guten Bänden „Schwarze Weihnacht“ (s. „L. Frank – Gesamtausgabe 7“) und „Der Herr des Atoms“ (s. „L. Frank – Gesamtausgabe 7“) hat er mit „Die Kinder des Bunkers“ ein wirklich ungewöhnliches Album vorgelegt. Der Band ist überraschend. Denn Luc Frank wird im Laufe der Erzählung zur Nebenfigur. Die eigentliche Hauptfigur ist Robert. Der mythische Grundton der Geschichte trägt sein Übriges dazu bei, dass der Leser des Öfteren innehält und sich verwundert die Augen reibt. Insgesamt schien sich Jacquemart mit dem sozialen Realismus seines vorherigen Albums („Schwarze Weihnacht“) weniger wohl zu fühlen. In seinem neuen Wurf vermischt er Fantasie, Träume und Realität. Der irreale Gedanke mischt sich in verschiedenen Formen ein: Flashbacks, Träume, Alpträume, Koma, psychotisches Delirium, kollektive Halluzination – alles vermengt sich zu einem spannenden Plot. 
Jacquemart ist allerdings nicht der einzige Autor, der sich am Erbe von Martin versucht. Bei „Der ewige Shogun“ versucht sich mit Robberecht ein weiterer Szenarist an der klassischen Serie. Und auch wenn er die Akribie in der Recherche, die Martin und später dann Jacquemart auszeichnen, mit weit weniger Enthusiasmus zu betreiben scheint, gelingt ihm dennoch ein solides Album. Martins Arbeit war reichhaltig und gut dokumentiert Denn auch wenn der Autor hier und da ein paar Lücken im Wissen über Japan in den 1950er Jahren hat – etwas, das Martin niemals passiert wäre –, liefert er insgesamt ein interessantes und historisch plausibles Szenario. Robberecht entwirft vor unseren Augen ein Japan unter amerikanischer Kontrolle, dass sich im Wiederaufbau befindet. Besonders gelungen finde ich, dass Robberecht, im Gegensatz zu Jacquemart, auf lange und umständliche Erklärungstexte in den Panels verzichtet. Ich werde vermutlich nie verstehen, warum es diese langen texte bei Martin gibt, wenn er doch alles mit seinen Zeichnungen ausdrücken kann. Einzelne Teile der Geschichte könnten dabei durchaus gekürzt werden, so beispielsweise die etwas langatmigen Kindheitserinnerungen des Shoguns. Die Zeichnungen von Régric schließlich behalten das hohe zeichnerische Niveau der Serie bei.
Nach dem soliden Start des Duos Robberecht/Régric konnten sich die beiden Künstler auch gleich beim nächsten Band beweisen. Während „Der ewige Shogun“ ein solider Band ist, entwickelt sich „Stalins Kind“ zu einem richtig guten Album. Trotz einiger Unplausibilitäten hat Robberecht die Storyline besser im Griff. Die einzelnen handlungsstränge verknüpft der Szenarist geschickt und wir lassen uns von dieser Geschichte mit einem martialischen Lefranc mitreißen. Auch beim Artwork kann der Band noch etwas zulegen. Régric beweist, dass er auch mit Details umgehen kann und einen lebendigen strich hat.



Fazit:
Der achte Band der Gesamtausgabe versammelt ein solides und zwei herausragende Alben. Dazu kommt ein historischer Abriss zum Atlantikwall, der allemal an regnerischen Nachmittagen zur Unterhaltung reicht. Ich verleihe sieben von zehn Borgs.



L. Frank – Integral 8 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

L. Frank – Integral 8

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Kult Comics

Preis:
€ 35

ISBN 13:
978-3-96430-082-9

208 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Aufmachung
  • Entwicklung der Serie im Vergleich
  • Detaillierte Plots
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 16.03.2021
Kategorie: Alben
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