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Comic-Besprechung - Rhapsodie in Blau
Geschichten:Rhapsodie in Blau
Autor: Silvia Cuttin, Andrea Serio, Zeichner / Colorist: Andrea Serio
Story:
Der Schüler Andrea Goldstein geniesst 1938 den Sommer in seiner Heimat Triest. Doch als Mussolini die Rassegesetze verabschiedet, wird Andrea von seinen Eltern nach New York zu einer Tante geschickt. Obwohl er dort eine Arbeit findet und sich verliebt, entscheidet sich Andrea in die US-Armee einzutreten, um in Europa den Faschismus zu bekämpfen.
Meinung:
Die Graphic Novel Rhapsodie in Blau ist schon eine Adaption einer Adaption. Das klingt jetzt natürlich etwas verwirrend. Aber der Comic ist eine visuelle Umsetzung eines Romans von Silvia Cuttin der auf dem Leben einer real existierenden Person basiert. Hier wiederum bezog sich der Roman auf den erhalten gebliebenen Briefwechsel zwischen dem Helden der Erzählung und seiner Cousine. Aufgrund dieser vielen Übertragungen hat man schon von vornherein die Befürchtung, dass vieles beiseitegelassen wurde oder bei der Umwandlung verloren ging.
Dabei ist das Schicksal dieser Hauptfigur äußerst spannend. Ein junger italienischer Jude wird, nachdem Mussolini dem Druck Hitlers nachgegeben hat auch in Italien Rassegesetze einzuführen, von seinen Eltern zu seiner Tante nach New York geschickt. Kaum hat er Fuß gefasst, einen Job bekommen und auch eine aufkeimende Liebe zu einer schönen jungen Frau, entschließt sich Andrea Goldstein sich zur US-Armee zu melden, um in Europa den Faschismus zu bekämpfen. In der Uniform eines fremden Landes kehrt er in seine Heimat zurück.
Was hätte dieser Stoff alles hergegeben. Neben den historischen Einblick auch noch die Identitätsfindung (Jude, Italiener, Amerikaner?), Entwurzelung durch den Verlust der Heimat und der Familie und zudem hätte man noch viel dramatischen Stoff herausholen können, wenn er tatsächlich in seiner Heimatstadt angelangt wäre und dort als Sieger seinen Verfolgern begegnet.
Die Zeichnungen überzeugen auch größtenteils. Jedes Panel wirkt wie ein Gemälde. Stilistisch ist das vom Impressionismus geprägt, wenngleich sich die Gesamtsicht nicht durch Tupfen, sondern vielmehr durch kräftige Pinselstriche auszeichnet. Dabei sind gerade die Naturzeichnungen sehr plastisch und man kann selbst in einem Druck erkennen wie der Pinsel aufgesetzt und geführt worden ist. Man verweilt länger bei den Panels um sie auf sich wirken zu lassen und länger zu betrachten. Allerdings hat das auch Nachteile. Zum einen geht das zu Lasten der Dynamik und zum anderen ist diese Sorgfalt leider bei den Gesichtern nicht zu finden. So hat man seine liebe Müh und Not die Figuren auseinander zu halten, obwohl es wahrlich nicht viel Personal gibt. Zudem führen viele Panels nirgendwohin, was verdeutlicht das es in der visuellen Umsetzung mehr um die Atmosphäre als um die Handlung geht. Dafür spricht auch die aufdringliche Farbsymbolik die in der Häufigkeit allzu plakativ wirkt wenn nach schlechten Nachrichten oder bangen Befürchtungen die Natur fast gänzlich in Schwarz oder in dunkle Wolken gehüllt wird.
Noch schwerwiegender wirkt allerdings das die Sorgfalt bei den Naturzeichnungen zu Lasten der Geschichte geht. Andrea Serio hat ihr kaum Aufmerksamkeit geschenkt, zeichnet zwar die relevanten Stationen nach, beschränkt sich aber auf eine Aneinanderreihung von Schlüsselelementen. So wirkt es nicht zusammenhängend und der Hauptcharakter bleibt einem fern. Charakterisierungen werden nicht gegeben und die Figuren hängen in der Luft wie in manchen Panels wo sie allein ohne Umgebung abgebildet sind. Da es hier um ein individuelles Schicksal und dessen Tragik geht ist es unverzeihlich das man als Leserin oder Leser sich emotional gänzlich unbeteiligt fühlt. So wird dieses kurze Leben nicht gehuldigt, sondern eher der malerische Ehrgeiz des Zeichners aufgezeigt. Da wurden die Chancen vertan.
Fazit:
Die Zeichnungen wissen zum größten Teil zu überzeugen, aber dadurch wird die Geschichte aus den Augen verloren und die Huldigung eines realen, kurzen und tragischen Lebens verblasst zur Nebensache.
Rhapsodie in Blau
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Schreiber und Leser
Preis:
€ 27,80
ISBN 10:
3965820443
ISBN 13:
978-3965820449
128 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- eindrucksvolle Naturzeichnungen
- spannendes Thema
- verwechselbare Gesichter
- Geschichte wird aus den Augen verloren
- keine emotionale Beteiligung
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
Keine Bewertung vorhanden | ||
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Rezension vom: | 04.03.2021 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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