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Comic-Besprechung - Cassandra Darke

Geschichten:
Text und Zeichnungen: Posy Simmonds

Story:
Cassandra Darke ist eine misanthropische alte Kunsthändlerin. Sie denkt nur an sich selbst und daran, wie sie ihren Komfort, den sie in ihrem acht Millionen Pfund teuren Haus in Chelsea genießt, erhalten kann. Die Galerie für moderne Kunst ihres verstorbenen Ehemannes war Schauplatz von Betrügereien, die sie mit dem Gesetz in Konflikt brachte und sie aus der Künstler-Szene ausgrenzten. Cassandra jedoch gewährt sich selbst Vergebung und zieht zynisch kommentierend ihre Lebensbahnen. Leider hat in ihrem Keller ihre ehemalige Mieterin, die junge und naive Nicki, eine Überraschung hinterlassen.



Meinung:
Posy Simmonds hat uns passend zur Zeit eine wundervolle Weihnachtsgeschichte vorgelegt. Sie ist keine Unbekannte. Die 1945 in England geborene Künstlerin besticht durch ihre herausragende Beobachtungsgabe, ihren entlarvenden und karikierenden Stil, mit dem sie überaus treffend die britische Mittelklasse bloßstellt. In „Cassandra Darke“ spielt die Engländerin ihre einzigartigen Virtuosität in einem Werk aus, dass irgendwo zwischen Roman und Comic angesiedelt ist. Längere Prosatexte werden immer wieder unterbrochen von klassischen Comicseiten. So kommt „Cassandra Drake“ dem, was ich unter Graphic Novel verstehe, am nächsten. Ein perfektes Gleichgewicht zwischen textlicher und visueller Erzählung.
Der Charakter, den Simmonds uns dabei vorstellt ist böse, hinterhältig, missgünstig und egoistisch. Da die Geschichte in der Weihnachtszeit spielt, erinnert sie immer ein kleines bisschen an Ebenezer Scrooge von Charles Dickens aus seiner berühmten Geschichte „A christmas carol“. Hier wie da lässt sich die Hauptfigur nicht durch das Weihnachtsfest zu einer milden Gabe erweichen. Bei Dickens setzt Scrooge die Herrschaften, die für die Bedürftigen sammeln kurzerhand vor die Tür und Cassandra Darke erwidert auf die Frage eines Obdachlosen, ob sie vielleicht etwas Kleingeld habe, mit einem entschiedenen „Ja, habe ich!“ und zieht unbeeindruckt weiter. Die Parallelen sind offensichtlich.
Cassandra Darke ist eine streitsüchtige alte Frau, die sich nicht sehr um soziale Beziehungen kümmert. Sie ist eine Antiheldin zum Genießen, die ein wenig androgyn wirkt: ein zu den Ohren heruntergezogener Hut, ein dicker Mantel und eine Brille, die ihr Gesicht verdeckt. Sie kümmert sich nicht um ihre Mitmenschen und unterstützt weder Güte noch Nächstenliebe. Sie hilft in der Regel nur denen, von denen sie ahnt, dass sie im Gegenzug etwas bekommen könnte.
Was Simmonds Geschichte vor allem auszeichnet, ist die Ausdruckskraft, sind die vielen kleinen Details: ein Umschlag auf dem Boden, während Kassandra einen vernichtenden Brief liest, die Position ihrer Hände, die ihren Kopf halten oder ihr Gesicht verdecken, wenn sie über sich selbst reflektiert, die gelbe Farbe des künstlichen Lichts in den Schaufenstern, das Rollen der Autos auf dem Schnee, die Details und die Bücher in dem Büro und allen voran natürlich der düstere Ton des ganzen Buches. 
Die vielen Details können einem aber entgehen, wenn man das Buch beim ersten Lesen zu schnell durchblättert. Deshalb der dringende Rat: Zeit nehmen und den band immer wieder durchblättern. Denn die visuelle Leistung des Buches ist enorm: die geschickte Komposition der einzelnen Panels und die Einbindung des Textes gelingen ihr mit spielerischer Leichtigkeit. „Cassandra Darke“ mag ein düsteres, winterliches Werk sein, aber die unwiderstehliche Art und Weise, wie Simmonds das wirkliche Leben festhält, ist einzigartig und macht Spaß.



Fazit:
Eine wundervoll düstere Weihnachtsgeschichte, nach dem Vorbild von Charles Dickens. Die Charaktere und die Atmosphäre des Buches lassen den Leser noch tiefer unter die Decke kriechen, damit er nicht friert. Zehn von zehn Weihnachtsmännern



Cassandra Darke - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Cassandra Darke

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 24

ISBN 13:
978-3-95640-196-1

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Beiliegender Druck
  • Anlehnung an Charles Dickens
  • Einbindung von Prosatexten und Panels
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 04.12.2020
Kategorie: Alben
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