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Comic-Besprechung - Gödel, Escher, Gott
Geschichten:Text und Zeichnungen: Jamiri
Story:
Der brandneue Jamiri-Band präsentiert knapp 50 Szenen, die in zwei Kapiteln eingeteilt sind. „Wissen“ und „Glauben“ heißen die beiden Teile. Die Szenen sind aus seinem bisherigen Oeuvre zusammengetragen worden und es wurden durch den Künstler kleine Korrekturen, Streichungen oder Änderungen vorgenommen. Der Band ist limitiert. Gleichzeitig erscheint eine Vorzugsausgabe, der ein signierter Druck beigefügt ist.
Meinung:
1979 veröffentlichte der renommierte US-amerikanische Physiker Douglas Richard Hofstadter sein Buch „Gödel, Escher, Bach: an Eternal Golden Braid“. In Deutschland erschien das Werk 1985 bei Klett-Cotta unter dem Titel „Gödel, Escher, Bach: ein Endloses Geflochtenes Band“. Das Buch wurde in Deutschland ein Bestseller und stand 19 Wochen lang im Jahr 1985 auf dem Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. 1980 wurde es mit dem Pulitzer-Preis in der Kategorie „General Non-Fiction“ und dem American Book Award in der Kategorie „Science Hardback“ ausgezeichnet.
Hofstadter unterwirft die Welt in seinem Buch strikt der mathematischen Logik. Dabei untersucht er Bereiche wie beispielsweise Logik, Molekularbiologie, Kunst, Computertechnik, Teilchenphysik und Philosophie. Sein Stil ist sachlich mit einem Schuss Ironie. Trotz des schwierigen Themas sind keine Vorkenntnisse gefordert, die einzige Voraussetzung ist waches und geduldiges Interesse. Das klingt in vielen Teilen nach dem Werk von Jamiri. Es ist also kein Zufall, wenn der Comickünstler bei einer Zusammenstellung seiner Werke direkten Bezug nimmt auf das Werk des Physikers. Diese Reminiszenz wird noch dadurch verstärkt, dass Jamiri beispielsweise in der Szene „Ziegenproblem“ in dem Buch von Hofstadter liest.
Die Szenen in „Gödel, Escher, Gott“, ich versuche im Zusammenhang mit Jamiri das Wort „Geschichten“ zu vermeiden, sind in den Dialogen sachlich, trocken und mit einem großen Schuss Ironie versehen. Im ersten Teil des Bandes, der mit „Wissen“ überschrieben ist, geht es um so selbsterklärende Dinge wie den Monte-Carlo-Algorithmus, die Weltformel, M.C. Escher als Comiczeichner, Wahrscheinlichkeitsrechnung oder die Darstellung des Universums mit Nullen und Einsen.
Wie bei Hofstadter muss sich der Leser einlassen auf die Texte. Zwar waren Jamiris Comics noch nie zum schnellen Weglesen gedacht, aber ich habe den Eindruck, dass er bei dieser Zusammenstellung auf ganz besonders pointierte Formulierungen geachtet hat. Jedes Wort ist mit Bedacht gewählt, jede Zeile sitzt. Einmal mehr zeigt sich der Schöpfer photorealistischer Comics als ein Sprachgenie – vielleicht derzeit das einzig aktive, das wir in der deutschsprachigen Comicbranche haben.
Der Zusammenstellung tut es gut – und der Titel bzw. natürlich auch die Anspielung auf das Hofstadter Werk lassen es vermuten – dass sich Jamiri von dem Themenkomplex zwischenmenschliche Beziehung weitestgehend gelöst hat und sich metaphysischen Fragen zuwendet. Das wird noch deutlicher im zweiten Teil des Buches: „Glauben“. Hier bietet Jamiri den Gegenpol zum analytischen Wissen des ersten Parts.
Der Zeichner und Autor trifft in verschiedenen Situationen auf Gott, der sich als Jazz hörender, rauchender und mitunter saufender Kumpel herausstellt, der auf längeren Autofahrten rumnervt, weil er auf Toilette muss. Es ist herrlich mitzuerleben, wie Jamiri von Gott einen Gottesbeweis einfordert, Gott ihn von einer Horde Nörgler befreit oder der Herr von seinen Erlebnissen beim Fettabsaugen berichtet.
Fazit:
Jamiris Sammelsurium „Gödel, Escher, Gott“ ist intelligente Unterhaltung. Der Band löst sich von alten Beziehungsmustern und dringt vor in die Metraphysik. Ein Comic zum immer wieder in die Hand nehmen.
Gödel, Escher, Gott
Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs
Verlag:
Edition 52
Preis:
€ 20
ISBN 13:
978-3-948755-02-7
56 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Hintergründig
- Systematik
- Metaphysisch
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Rezension vom: | 12.01.2021 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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