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Comic-Besprechung - The History of EC Comics

Geschichten:
Grant Geissman

Story:
Der Taschen-Verlag, ohnehin bekannt für seine opulenten Comic-Ausgaben, präsentiert die faszinierende Geschichte des EC-Verlages. Das Kompendium wurde konzipiert, gestaltet und verfasst vom EC-Experten Grant Geissman in Zusammenarbeit mit der Familie Gaines, die dafür ihre Archive öffnete. Der Band bietet mehr als 1.000 Abbildungen (!!) – darunter seltene und berüchtigte Cover, Innenseiten, Illustrationen, rare Fotos, Vintage-Originalzeichnungen – und führt zeitlich sortiert durch die wechselvolle Geschichte des Verlages.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Nachdem sich der Kölner Taschen Verlag bereits mit DC und Marvel, und damit den zwei großen us-amerikanischen Comicverlagen beschäftigt hat, wendet sich Taschen mit seinem neuesten Wälzer nun der Nummer Drei zu: „Die Geschichte der EC-Comics“. Herausgekommen ist ein Coffee-Table-Book aller erster Güte, ein wahres Ungetüm. Denn auf 592 großformatigen Seiten (und damit einem Gewicht von über 6 kg) erforscht das Kompendium die gesamte Geschichte des revolutionären Comicverlags. Man sollte nicht den Fehler machen und den Band weit mit sich rumschleppen. Aber es ist nicht nur sehr schwer, sondern steckt auch voller Details, die nicht nur EC-Fan hier entdecken können. 
Der Verlag kündigt den Band mit den Worten an: „Ein Muss für jeden Comic-Enthusiasten oder Popkultur-Historiker“. Und das ist keine Fehleinschätzung. Denn natürlich kann man den voluminösen Band aus Sicht des Fans lesen. Dann staunen wir über den Stilreichtum, erfreuen uns an der Kunstfertigkeit und lassen uns von den unglaublich atmosphärisch dichten Bildern mitreißen – Kunstwerke, die mitunter mit ihren blutigen Details schokieren.
Es gibt aber auch noch eine zweite Lesart für den Band – und das ist die Historische. Denn es darf nicht vergessen werden, dass es William Gaines war, der sich am 21. April 1954 vor dem amerikanischen Senat verteidigen musste. Als Herausgeber von Horrorcomics sah er sich und seine Publikationen einer beispiellosen Hetzkampagne ausgesetzt, in deren Mittelpunkt der Psychologe Dr. Fredric Wertham stand. Von diesem stammte auch ursprünglich der Satz: „Meine klinischen Studien haben mich überzeugt, dass durch die Comics der Brunnen spontaner Kinderphantasie vergiftet wird.“ Gaines wählte seine Worte vor dem Senat mit Bedacht, des es ging um sehr viel für ihn: „Unsere amerikanischen Kinder sind zum größten Teil normale Kinder. Sie sind schlaue Kinder, aber jene, die Comics verbieten wollen, sehen in Ihnen dreckige, verschlagene, perverse Monster, die Comics als Blaupause für ihre Taten benutzen.“ 
Der ganze politische Druck jener Jahre, die gesellschaftlichen Zwänge der 1950er-Jahre lassen sich in vielen Zeichnungen, Geschichten und Titelbilder, die diese bibliophile Ausgabe für den Betrachter parat hält, nachvollziehen. So wird beispielsweise gezeigt, wo Titelbilder vor dem Druck noch bearbeitet wurden, um sie auf dem us-amerikanischen Markt vertreiben zu können.   
Neben den oftmals schockierenden Titelbilder sind aber auch andere Nuancen von EC-Comics in dem Band zu finden. Denn in den 1950er Jahren erlangte Gaines auch Berühmtheit, weil es sich mit den damals tabuisierten Themen Rassismus, Bigotterie, Vigilantismus, Drogensucht, Polizeikorruption und Antisemitismus auseinandersetzte.
Geschrieben und herausgegeben wird das Werk vom EC-Experten Grant Geissman, der bereits vier Bücher über EC geschrieben hat, von denen drei für den Eisner Award nominiert waren. Es beginnt in der Ära von M. C. Gaines - der als einer der Gründerväter der Comic-Industrie in ihrer heutigen Form gilt und maßgeblich an der Etablierung des Formats und der Einführung von Figuren wie der „Green Lantern“ und „Wonder Woman“ beteiligt war. Sein Einfluss ist jedoch in gewisser Weise nur der Auftakt, denn als sein Sohn Bill Gaines die Macht übernimmt, macht sich EC erst richtig einen Namen.
Geissmann fragt in seiner Einleitung: „Warum sollte es einen gigantischen, gewichtigen Wälzer geben, um diese Comics zu feiern? Einfach gesagt, weil dieser Verlag einen enormen Einfluss auf die amerikanische Popkultur hatte und es schaffte, sowohl kommerziell erfolgreich als auch kühn innovativ zu sein.“ Mehr Erläuterungen bedarf es nicht. Denn der Herausgeber öffnet damit die Pforten für die Kunstgeschichte und unterstreicht die hohe Bedeutung von EC. Sehr schön auch, wie Geissmann in seiner Einleitung die Brücke schlägt zu Künstlern wie Stephen King, Stephen Spielberg, Robert Crumb, Terry Gilliam oder George Lucas, die alle von EC-Titeln inspiriert wurden.
Besonders gespannt war ich auf die Druckqualität – und wurde nicht enttäuscht. Die Abbildungen auf den riesigen 29 x 39,5 cm großen Seiten sind fast durchgängig makellos. Das liegt vor allem daran, dass die Familie Gaines die Erstellung des Bandes unterstützte. Viele der abgedruckten Titelbilder wurden von Gaines’ eigenen Archivexemplaren reproduziert, die weithin als die am besten erhaltenen Ausgaben von EC-Comics gelten. 
Ein weiterer Höhepunkt des Kompendiums ist für mich die abschließende Covergalerie. In ihr sind sämtliche zwischen 1942 und 1956 veröffentlichten Cover von EC abgedruckt. Diese Galerie legt nicht nur Zeugnis ab von dem enormen Erneuerungswillen der die Künstler hinter EC angetrieben hat, sondern zeigt auch, mit welch großer Bandbreite der Verlag am Markt tätig war.



Fazit:
„The History of EC Comics“ ist ein ungemein wichtiges Buch. Es unterstreicht die große Bedeutung von EC und stellt heraus, mit welcher Innovationskraft der Verlag tätig war. Ein großformatiger XXL bibliophiler Band, der Kunsthistorikern, Comic-Nerds und selbst eingefleischteste EC-Fanatiker viel Neues bietet.



The History of EC Comics - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

The History of EC Comics

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Taschen

Preis:
€ 150

ISBN 13:
978-3-8365-4976-9

592 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Aufmachung
  • Detailtreue
  • XXL-Format
Negativ aufgefallen
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Rezension vom: 18.09.2020
Kategorie: Alben
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