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Comic-Besprechung - Der Fotograf von Mauthausen

Geschichten:
Der Fotograf von Mauthausen
Autor: Salva Rubio, Zeichner: Pedro J. Colombo, Colorist: Aintzane Landa


Story:
Francisco Boix ist ein junger Spanier der nach dem verlorenen spanischen Bürgerkrieg nach Frankreich flüchtet. Doch auch dort ist er nicht sicher und wird von den deutschen Besatzern in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert in dem viele spanische Gefangene einsitzen. Da Boix Erfahrungen als Fotograf besitzt, wird er in dem Erkennungsdienst eingesetzt wo er einem psychopathischen SS-Offizier assisstieren muss. Als Boix erkennt, dass auch die Gräueltaten fotografiert werden, entschliesst er sich die Negative zu stehlen, um das Verbrechen der Nazis zu dokumentieren.


Meinung:
Die Graphic Novel Der Fotograf von Mauthausen basiert auf einem realen Schicksal und entstand in Kooperation mit der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen und dessen Forschungsstätte. Davon zeugt auch das lange Nachwort welches nicht nur auf konkrete historische Hintergründe eingeht, sondern auch benennt wo sich die Comicautoren bewusst aus dramaturgischen Gründen einige Freiheiten genommen haben. Nicht zuletzt wird auch ein bisschen biographischer Hintergrund über den titelgebenden Häftling gegeben. Sowie einige der schockierenden Fotos abgedruckt von denen das Buch handelt.

Der Spanier Francisco Boix kämpfte im spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republikaner gegen die Faschisten und floh wie so viele andere nach der militärischen Niederlage nach Frankreich. Dort waren sie allerdings nicht willkommen, wurden schlecht behandelt und letztlich entweder zum Arbeitsdienst gezwungen oder in die Armee eingegliedert. Als Boix letztlich von den Deutschen gefangen wurde, wurde er in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert in dem besonders viele spanische Gefangene inhaftiert waren.  Da Boix Erfahrungen als Fotograf hatte, wurde er als Laborant in dem Fotolabor eingesetzt und musste einem psychopathischen SS-Mann assistieren. Dadurch hatte er Zugang zu allen Fotografien von denen er im Laufe der Zeit Zehntausende stahl und einige in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen eine Rolle spielten. Viele sind aber bis heute verschollen. Die Graphic Novel schildert den Leidensweg Boix im KZ aber auch die Zeit unmittelbar danach, was besonders in dem 50-seitigen Nachwort aufgegriffen wird.

Natürlich ist es schwierig, ein Leben in einem überschaubaren Rahmen eines 100 seitigen Comics einzufangen und so macht man es aus dramaturgischen Gründen richtig, sich auf den Diebstahl der Fotos zu konzentrieren und zu schildern wie es dazu kam und was dann passierte. Dadurch wird die Geschichte nicht zu einer trockenen Lehrstunde, sondern zu einer bewegenden, erschütternden und auch spannenden Umsetzung. Die Spannung resultiert daraus wie der Diebstahl  gelingt, wer von den Bekannten überlebt und wie man dem Grauen entkommt und mit ihm umgeht. Auch fällt die Lobpreisung der Kommunisten deutlich gedämpft aus, was bei einem politisch linksgerichteten Verlag doch etwas überrascht. Aber auf positive Weise. Die kommunistische Partei und die Folgsamkeit ihr Gegenüber wird kritisiert wozu man auch historisch das Recht hat, etwa wenn Stalin alle kommunistischen KZ-Überlebenden als Feiglinge beschimpft weil sie gefälligst wehrhaft hätten sterben sollen, so wird doch die individuelle Leistung und die Ideologie gelobt. Wobei sich das eigentlich widerspricht. Aber so wird jedenfalls ein pädagogischer Zeigefinger vermieden wie auch eine politische Botschaft. Wenn es um Politik und Ideologie geht, so ist immer deutlich das es die Meinung der Figuren ist, die eben der spanischen kommunistischen Partei angehörten.

Angesichts von Auschwitz wird das Leiden anderer Opfer und die anderen Konzentrationslager schon fast überdeckt und sie geraten in Gefahr vergessen zu werden. So bekommen hier die spanischen Opfer ihre Stimme und das Vernichtungslager Mauthausen und dessen Täter werden schockierend dargestellt. Graphisch ist das dezent ohne etwas zu verheimlichen. Es gibt kein Schwelgen in Horrorbildern welche die Gewalt detailliert schildern, sondern das Grauen wird durch expressive Gesichter dargestellt und die Panel kippen weg, die Seitenstruktur löst sich auf, um zu verdeutlichen dass das Leben, die gesellschaftliche Struktur, ja die Menschlichkeit an sich in das Wanken geraten ist. Indem man sich auf den Diebstahl der Bilder konzentriert, kann man eine Geschichte erzählen ohne von einem grauenhaften Detail zu einem anderen zu springen, beschönigt dabei aber auch nichts. So wird ein wichtiges Thema, welches auch den individuellen Mut preist, sehr gut umgesetzt.


Fazit:
Ein wichtiges Thema gut und sensibel umgesetzt. Fast vergessene Opfer bekommen hier ihre Stimme und es wird ein Konzentrationslager aus dem Schatten geholt. Bewegend, erschütternd, spannend und immer voll Respekt.


Der Fotograf von Mauthausen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Fotograf von Mauthausen

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
bahoe books

Preis:
€ 24

ISBN 10:
3903290009

ISBN 13:
978-3903290006

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • sensible Umsetzung
  • Spannung ohne pädagogischen Zeigefinger
  • kein Schwelgen in Gräuel, aber auch keine Verharmlosung
  • ausführliches Nachwort
Negativ aufgefallen
  • Nebencharaktere bleiben einem fern
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 22.09.2019
Kategorie: Alben
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