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Comic-Besprechung - Die geheimnisvollen Städte – Der Weg nach Armilia und andere Legenden

Geschichten:
Der Weg nach Armilia 
Das schräge Mädchen
Mondpferde
Die Perle
Text Benoît Peters
Zeichnungen: Francois Schuiten


Story:
Der nächste Band der Neuauflage der Serie „Die geheimnisvollen Städte“ enthält vier Geschichten. „Der Weg nach Armilia“ ist eine „Comic“, bei dem die Teile mit Prosatext und Bild im Gegensatz zur klassischen Sprechblasenvariante sehr deutlich dominieren. Der Band nimmt den Leser mit auf eine Luftschiffreise zum Nordpol, bei der skurrile Typen und unglaubliche Szenen erlebt werden. An Bord ist der junge Ferdinand Robur Hatteras, und zwar in geheimer Mission. „Das schräge Mädchen“ gibt ebenfalls als reich bebildertes Prosastück in etwa die Handlung der gleichnamigen Comicerzählung wieder, die bereits als Neuedition vorliegt. „Mondpferde“ ist die einzige komplette Comicgeschichte in dem Band und ist eine schön gezeichnete Traumsequenz. „Die Perle“ schließlich ist eine weitere kurze Prosaerzählung, die von Schuiten bebildert wurde.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Im November 1992 erschient im Feest Verlag in der Reihe „Die geheimnisvollen Städte“ der Band „Der Weg nach Armilia“. Bei Schreiber & Leser kam es jetzt im Zuge der Neuedition der Serie zu einer neuen Veröffentlichung. Wie immer stellt sich da natürlich die Frage, ob Besitzer der alten Ausgabe trotzdem bei der Neuedition zugreifen sollten. Da bietet sich ein kurzer Vergleich an:
Zunächst fällt die Haptik der Neuedition auf. Der stabile Klappumschlag und das dickere Papier sind im Vergleich zur Feest-Ausgabe ein echter Gewinn. Sie lassen den Band einfach gut in der Hand liegen und geben ihm ein hochwertiges Aussehen. Damit einher geht auch eine Vergrößerung. Denn der Band ist etwas breiter als die Ausgabe von 1992. Allerdings geht damit leider nicht eine Vergrößerung des Satzspiegels einher. Das bedeutet, dass die Bilder nicht vergrößert wurden, sondern nur der Seitenrand breiter wurden. Aber auch das trägt zu einer Veredelung des Bandes bei.
Gänzlich neu ist die Übersetzung. Die erfahrene Resel Rebiersch hat sich den Band vorgenommen. Ihre Texte wurden von Ömür Gül bearbeitet. Das Gespann zeichnete sich auch für die anderen Bände von „Die geheimnisvollen Städte“ bei Schreiber & Leser verantwortlich. Herausgekommen ist ein schöner Text, der weit weniger holprig klingt als bei der vorherigen Feest-Ausgabe. Nur ein Beispiel: Als sich das Luftschiff zu seiner Reise am Beginn der Geschichte erhebt, heißt es noch bei Feest: „Endlich! Wir sind weggeflogen“. Daraus wurde: „Endlich sind wir in der Luft!“ Lesbarer, schlüssiger und flüssiger!
Ebenfalls zu besserer Lesbarkeit trägt die softere Schrift bei. Die Buchstaben dominieren die Seiten nicht mehr, sondern nehmen sich gegenüber den wundervollen Bildern von Schuiten zurück. Vor allem bei den Doppelseiten, die von einem ganzseitigen Bild auf der einen und etwas Text mit kleinerem Bild auf der anderen Seite dominiert werden, macht sich die Veränderung der Schrift bemerkbar. Das Auge des Betrachters kann sich nun in völliger Ruhe den großen, eindrucksvollen Bildern des Belgiers widmen. Übrigens war ich auch in diesem Zusammenhang begeistert von der Prosaversion von „Das schiefe Mädchen“. Denn nun kommen die skurrilen Bilder der Geschichte voll zur Geltung. In diesem Sinne überzeugt auch die Traumsequenz „Mondpferde“ – eine Geschichte gänzlich ohne Texte. Sicherlich mutet die Geschichte etwas kitschig an und wer kein Pferde-Fan ist, rümpft möglicherweise beim ersten Durchblättern etwas die Nase. Aber spätestens beim zweiten Blick stellt sich angesichts des genialen Artworks – Pferde hin oder her – Begeisterung ein.
Die Geschichte muss insgesamt als Hommage an Jules Verne gesehen werden, der gegen Ende der 1980er-Jahre („Der Weg nach Armilia“ wurde auf Französisch erstmals 1988 veröffentlicht) im Zuge des Designstils Steampunks eine Renaissance erlebte. Peeters und Schuiten griffen diese Ausdrucksweise in fast jeder ihrer Geschichten dankbar auf. Besonders deutlich aber in „Der Weg nach Armilia“. Vielleicht liegt es daran, dass ein Teil der Bilder für die Geschichte bereits fertig waren für andere Zwecke und durch den „Comic“ lediglich zweitverwertet wurden? Ihre Verneigung vor dem großen französischen Visionär offenbart sich schon in der Namensgebung des Titelhelden: Robur Hatteras. Da ist der Vorname Robur, eher selten zu finden, aber eben auch Teil des Romans „Robur der Sieger“ von Verne. Dieser 1886 publizierte Roman beschreibt die Abenteuer einer Luftschiffreise, wie im „Comic“. Ähnlich der Reise der Nautilus und Kapitän Nemos, sitzen in dem Luftschiff „Albatros“ die Reisenden zusammen und bestaunen die Wunder der Welt. Der Nachname des Protagonisten in „Der Weg nach Armilia“ lautet Hatteras und verweist damit direkt auf einen anderen Roman von Verne. 1866 erschien „Die Abenteuer des Kapitän Hatteras“. Beschrieben wird die Reise des John Hatteras mit der Verne, ganz nach seiner Manier, dem Lesepublikum die Polregionen näherbringen wollte – wie auch der Hatteras bei Peeters und Schuiten eine Expedition um Nordpol macht. 



Fazit:
Der nächste Band der Neuedition der Serie „Die geheimnisvollen Städte“ ist wieder ein Klassiker. Eine schöne, wertige Aufmachung und dazu eine Geschichte, die überzeugt, mit reichlich Parallelen zum Werk von Jules Verne. Ob die Feest-Ausgabe nun noch im regal steht ist egal, denn für Genießer von Peeters und Schuiten gehört diese Neuedition auf die Kaufliste.



Die geheimnisvollen Städte – Der Weg nach Armilia und andere Legenden - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die geheimnisvollen Städte – Der Weg nach Armilia und andere Legenden

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 24,80

ISBN 13:
978-3-946337-82-9

110 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Steampunk
  • Aufmachung
  • Artwork
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 24.04.2019
Kategorie: Alben
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