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Comic-Besprechung - Motor Girl Gesamtausgabe

Geschichten:
Motor Girl Gesamtausgabe
Autor / Zeichner: Terry Moore


Story:
Sam ist eine junge, starke Kriegsveteranin die zusammen mit der alten, resoluten Libby einen Autofriedhof am Rande der Wüste betreibt.Ein Geschäftemacher möchte Libby allerdings das Grundstück abjagen und schreckt auch nicht davor zurück Ganoven und Söldner anzuheuern. Gut, das Sam noch der große sprechende Gorilla Mike zur Seite steht. Doch was haben eigentlich die  Außerirdischen im Sinn deren Raumschiff eine Bruchlandung macht?


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Fans von Terry Moore werden gerade wirklich verwöhnt. Kaum hat der Verlag Schreiber und Leser die Veröffentlichung der hervorragenden Serie Echo beendet, kommt schon Motor Girl auf den deutschen Markt. Darauf mussten die deutschen Fans nicht lange warten, denn die Serie erschien in diesem Jahr in den USA und ist also in doppelter Hinsicht brandneu. Dabei ist die Serie auch noch komplett in diesem Band enthalten und insofern stellt es eine Gesamtausgabe dar. Fans können eigentlich jetzt schon aufhören zu lesen, da sie sowieso bereits in die Läden laufen, um sich das Motor Girl zuzulegen.

Das können sie auch unbesorgt tun, denn auch diese Serie weist all die Stärken auf, welche Terry Moore zuzuschreiben sind. So gibt es wieder eine starke Heldin, filigrane Striche in den Zeichnungen welche in den kleinsten Andeutungen enorme Emotionen ausdrücken, einige Sozialkritik, Spannung, Action und sehr viel Humor. Nur der Herzschmerz ist hier nicht vorhanden. Es gibt keine Liebesgeschichte und auch keine Elemente welche in eine Soap Opera Richtung gehen.

Dafür fabuliert hier Terry Moore wild drauflos. Da seine anderen Serien immer thematisch anders gelagert waren, mag das jetzt nicht allzu überraschend klingen. Während Strangers in Paradise eine Soap Opera mit Krimielementen war, Rachel Rising eine Horrorgeschichte und Echo eine Superheldengeschichte, so ist Motor Girl vor allem aber eine wilde Satire und in manchen Szenen völlig Over the Top. So gibt es etwa einen sprechenden Gorilla, Außerirdische, eine alte resolute Dame die aus der Serie Golden Girls stammen könnte, zwei trottelige Ganoven wie sie auch aus den Filmen der Coen Brüder entnommen worden sein konnten, tumbe Söldner und ein arroganter Mann der Regierung der Außerirdische jagt. Während die anderen Serien das Übernatürliche oder Fantastische aber als etwas Reales einsetzten, ist hier pure Fabulierlust.

Das klingt wild? Ist es auch. Wie man es von Moore kennt, sind die Dialoge auch extrem witzig, aber die deutliche Überspitzung der satirischen Szenen ist ungewohnt bei ihm. Hier fehlt das dezente, aber die Liebe zu den Frauen kommt wieder durch, da vor allem das Machotum heftig überspitzt wird. Doch all der Witz und die Satire können nicht überdecken das es hier vor allem um ein ernstes Thema geht, was im Laufe der Geschichte eine äußerst unerwartete Wendung darstellt. Denn es geht, so viel sei hier verraten, auch um ein posttraumatisches Belastungssyndrom und einiges andere was hier nicht gespoilert werden soll. Aber diese andere ernste Thematik sorgt für ein interessantes Spiel mit verschiedenen Realitätsebenen, so dass der Leser verwirrt wird und die Spannung noch steigert, weil man nicht mehr weiß wie man manche Ereignisse einordnen soll. Vieles entpuppt sich auch als Symbolik.

Vor allem natürlich das eine Veteranin auf einem Schrottplatz arbeitet und so aufzeigt das ihre Einsätze als Soldatin und als Mechanikerin beide hoffnungslos sind und sie in jeder Hinsicht ausgebrannt ist und kurz davor steht, zu dem „Müll“ zu gehören, zu den Ausgestoßenen deren Motor nicht mehr funktioniert, die sich in der Gesellschaft nicht mehr wiederfinden und als ein störendes Element angesehen wird, was in den Hinterhof verbannt wird. Was wieder eine harsche Kritik an den USA und den Umgang mit seinen Veteranen ist ohne irgendwann patriotisch zu werden. Trotz dieses ernsten und düsteren Hintergrunds ist es eine große Kunst von Terry Moore, dass den Band doch ein optimistischer Tonfall prägt. Der einzige Nachteil ist das Fehlen von Liebesgeschichten da man so in gewisser Hinsicht emotional unbeteiligt bleibt, da es manchmal zu surreal wird und damit auf das künstliche hingewiesen wird, was den Leser zu der Story eine Distanz schaffen lässt. Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau und Terry Moore stellt wieder einmal unter Beweis, dass er einer der besten amerikanischen Comiczeichner und Autoren in Personalunion ist.


Fazit:
Terry Moore zeigt wieder einmal das er einer der besten amerikanischen Comiczeichner und -autoren in Personalunion ist. Zwar fehlen hier die Soap Opera Elemente, aber dafür gibt es wilde und völlig überspitzte satirische Einlagen welche das ernste und sozialkritische Thema nicht überdecken, sondern eine starke und durchgehende Symbolik schaffen und somit das Thema stützen.


Motor Girl Gesamtausgabe - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Motor Girl Gesamtausgabe

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 24,95

ISBN 10:
3946337732

ISBN 13:
978-3946337737

224 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Fabulierlust
  • witzige Dialoge
  • ernstes Hintergrundthema welches durch Symbolik gestützt wird
  • überspitzte satirische Einschläge
  • unerwartete Wendungen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 16.12.2018
Kategorie: Alben
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