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Comic-Besprechung - Stadt der drei Heiligen
Geschichten:Text Stefano Nardella
Zeichnungen: Vincenzo Bizzarri
Story:
Nicà lebt irgendwo in einer kleinen Stadt im Süden Italiens. Nachdem seine Lehrerin ihn vom Unterricht suspendiert hatte, entschloss er sich ganz auf Schule zu verzichten und sich als Kleinkrimineller mit dem Verkauf von Drogen durchs Leben zu schlagen. Ein Leben, das nicht einfach ist: die Straßen sind fest in der Hand der Mafia, die beiden Brüder seiner Freundin machen Stress und immer gilt es, dem Gesetz der Straße zu dienen – sei härter als die anderen, sonst bringst du es zu nichts. Es ist eine Welt der Gewalt, in der er sein jugendliches Leben versucht zu organisieren.
Meinung:
Beim ersten Lesen des neuen Bandes aus dem „Nachtprogramm“ des Verlages „Schreiber & Leser“ fühlte ich mich an Baru erinnert. Denn ähnlich dem großen Franzosen verquickt Stefano Nardella, der hierzulande ebenso wie sein Zeichner Vincenzo Bizzarri, unbekannt ist, Milieustudie mit faszinierendem Thriller.
Der Band „Stadt der drei Heiligen“ schildert die Verlierer der Gesellschaft. Da ist zunächst einmal Nicà, ein Junge mit großen Träumen, einem Messer von seinem Vater und einer Freundin, die er nur heimlich treffen darf. Nicá ist nicht das, was ich einen sympathischen Mitmenschen nennen würde. Er dealt und trägt durch sein Verhalten seinen Teil dazu dabei, die Straßen in der kleinen Stadt zu einem unsicheren Ort zu machen. Dann gibt es da noch Michè, einen alternden Box-Champion, der sich bis zu seinem nächsten Schuss durchschlägt und Probleme immer noch mit seinen Fäusten regelt. Oder Marcia, den Imbissbudenbesitzer, früher selbst eine große Nummer in der Mafiahierarchie, hat er seiner Frau versprochen sich dem Milieu fernzuhalten. Das gelingt ihm auch, bis eines Tages vor seiner Tür die Mafia steht.
Der Band ist voller Charaktere, die auf dieser oder ähnlichen Arten an der Herausforderung Leben gescheitert sind. Die beiden Comickünstler tauchen detailliert und ungeschminkt in ein Milieu ein, das bis heute unverändert existiert. Ein besondere Rolle – wenn auch Nebenrolle – kommt dabei der katholischen Kirche zu, die das ganze Treiben völlig hilflos mitansehen muss. Die allerdings auch aus der Situation eben wie sie ist, ihren Profit ziehen kann. Dass dies nicht in einer Aneinanderreihung von Klischees mündet, verdankt der Band der guten Erzählweise des Italieners Nardella.
Aber auch in den Zeichnungen finden sich Anklänge an Baru. Vincenzo Bizzarri, geboren 1987, ist Illustrator und Comic-Autor. Er absolvierte 2012 die Akademie der Bildenden Künste in Bologna, wo er lebt und arbeitet. Seine Zeichnungen leben vom Minimalismus. Oft zeigt er nur den Ausschnitt eines Bildes, suggeriert Tempo und Geschwindigkeit durch häufige Perspektivenwechsel, verzichtet dabei weitestgehend auf Speedlines. Stattdessen arbeitet der Italiener mit häufigen Perspektivwechseln und ungewöhnlichen Blickwinkeln. Besonderes Augenmerk legt Bizzarri dabei auf die Darstellung der Menschen, die sich in seinem Milieu bewegen. Immer wieder hält der Künstler in seinem Geschichten inne, um sich einer kleinen Nebenfigur und seiner Lebenssituation zu widmen. Dass dabei der Erzählfluss nicht gestoppt wird, ist ein Beleg für das hohe künstlerische Niveau, auf dem er sich zusammen mit Nardella bei dem Band bewegt.
So etwas kann man auch bei Baru erleben, was für die beiden italienischen Comickünstler sicherlich nicht der schlechteste Vergleich ist.
Fazit:
Eine spannende Geschichte aus dem süditalienischen Mafiamilieu. Eindringlich erzählt in prägenden Bildern. Wer Baru mag, sollte hier unbedingt zugreifen. Er wird seine Freunde an dem tollen Band haben.
Stadt der drei Heiligen
Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs
Verlag:
Schreiber und Leser
Preis:
€ 29,80
ISBN 13:
978-3-946337-74-4
192 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Milieustudie
- Spanndend erzählt
- Realistische Charaktere
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 10.12.2018 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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