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Comic-Besprechung - Leichte Beute

Geschichten:
Leichte Beute
Autor / Zeichner: Miguelanxo Prado


Story:
Die Kommissare Tabres und Sotillo werden zu einem toten Investmentberater gerufen der anscheinend vergiftet worden ist. Sie können  noch nicht ahnen, dass schon bald mehrere andere Leichen auftauchen und ein Unfall offenbar keiner war. Haben es die Ermittler etwa mit einem Serienmörder zu tun? Oder sogar mit einer terroristischen Vereinigung? Schließlich waren alle Opfer in dem Bankensektor tätig.

Meinung:
Spaniens Comicstar Miguelanxo Prado dürfte mit Leichte Beute einige Leser und Kritiker überraschen. Schließlich liegt hier ein waschechter Krimi in dem Sinne vor, dass ein Mord geschieht und ein Ermittlerduo herauszufinden versucht wer der Mörder ist. Prado ist nun weniger für Krimis bekannt, sondern für literarisch angehauchte Sozialdramen die gerne auch mal surreale Sequenzen beinhalten dürfen, die so das Innenleben der Figuren hoch symbolisch beleuchten. Darauf versteht er sich so gut, dass er schon mehrere Preise gewinnen konnte.

Nun schließt das eine aber das andere nicht aus. Jeder gute Krimi funktioniert auch auf einer weiteren Ebene als nur bei der Tätersuche, sondern kann idealerweise Einblicke in andere Kulturen oder Subkulturen geben, sondern eben auch ein Psychogramm der Figuren erstellen. Egal ob es nun die Täter, die Opfer oder die Ermittler sind. Da diese alle nicht in einem luftleeren Raum agieren, sondern in einer sozial und historisch definierten Gesellschaft sind gute Krimis sowohl sozialkritisch als auch informativ und funktionieren auf mehreren Ebenen.

Dessen besinnt sich Prado und erzählt vordergründig eine Kriminalgeschichte in der hintergründig eine mehr als harsche Sozialkritik vorherrscht. Literarisch wirkt die Erzählung durch die wunderbaren und geschliffenen Dialoge die durchaus einen wohltuenden Witz einbauen können und die ansonsten düstere Stimmung aufzuhellen vermögen. Zu der düsteren Atmosphäre passt auch, dass Prado auf Farbe verzichtet und alles in Grau und Brauntönen hält was eine sehr fatalistische Stimmung erschafft. Dabei verzichtet er allerdings auf Schattenspiele und hält sich so vom Noir fern. Im Film Noir ist es ein Individuum welches sich immer tiefer in dem Verbrechen verstrickt, wobei es hier um eine Gesellschaft geht die sich selber auffrisst und insofern das Subgenre nicht berührt und deswegen auch optisch die Bestandteile vermeidet.

Denn der Inhalt betrifft die Finanzkrise und das Gebaren der spanischen Banken welche mit dazu beigetragen haben, dass die Bürger pleitegingen, ihre Wohnungen verloren und alle Ersparnisse auf einmal weg waren. Es geht nicht um das System an sich, was sehr viel schwieriger als Comic darzustellen gewesen wäre, sondern um das Verhalten in diesem und um das moralische und ethische Befinden. Dabei scheint hier die Wut immer durch und man kann gegenüber den Opfern, Mitarbeiter von Banken, kaum Mitleid empfinden. Obwohl die Handlung fiktional ist, sind die Hintergründe real und die Finanzierungspalette und manche ihrer Folgen sind in Spanien durchaus so vorgekommen wie hier geschildert. Die Sympathien werden klar verteilt und die genrehafte Erzählung lullt den Leser ein. Dazu kommt, dass Prado sich mit surrealen und symbolischen Elementen arg zurückhält und sehr gradlinig erzählt, so dass man selber als Leser miträtseln kann.

Einzig das Cover ist wunderbar symbolisch ausgefallen und kann die gesamte Situation schön verdichtet zusammenfassen, indem man ein altes Ehepaar sieht welches von Hyänen bedroht wird. Die Hyänen sind hier eindeutig die kapitalistischen Banker die nur an sich und ihren Profit denken und denen die Auswirkungen auf andere egal sind. Die alten Leute sind im Buch und in wahrem Leben die Opfer und als Schwache werden sie von den kapitalistischen Raubtieren zerfleischt. So ist es doch stimmig, dass die Mordopfer an ihren Schwächen und Eitelkeiten gepackt werden in Zuge dessen sie ihre Bestrafung erhalten. So wird der Krimi zu einer kathartischen Erfahrung und ist nicht nur spannend, lustig, interessant, sondern weckt auch Empörung ohne das er belehrend wirkt. Stark.


Fazit:
Ein spannender Band, der das populäre Krimigenre für eine harsche Sozialkritik nutzt und so nicht nur Spannung, sondern auch Empörung auslösen kann.


Leichte Beute - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Leichte Beute

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 18,00

ISBN 10:
3551734283

ISBN 13:
978-3551734280

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Sozialkritik genremäßig verpackt
  • Wortwitz
  • kein pädagogischer Zeigefinger
Negativ aufgefallen
  • kaum Symbolik
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 03.08.2018
Kategorie: Alben
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