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Comic-Besprechung - Odysseus
Geschichten:Odysseus
Autor / Zeichner / Colorist: Andreas Kiener
Story:
Der trojanische Krieg ist seit zwanzig Jahren vorbei und Königin Penelope fragt sich, wo ihr Mann, König Odysseus, wohl bleibt. Schließlich beauftragt sie einen Schreiber und seinen Diener, Odysseus zu suchen und Erkundigungen einzuziehen. Die Reise offenbart aber Überraschendes was die Menschen stark erschüttern wird.
Meinung:
Der Schweizer Andreas Kiener wählt für seinen Comic Odysseus einen viel versprechenden Ansatz. Er schildert die Heldentaten des klassischen antiken Königs nicht aus erster Hand, sondern nutzt einen geschickten Ansatz indem er eine recherchierende Perspektive einnimmt. Königin Penelope fragt sich wo ihr Mann ist, da seit dem Fall von Troja schon zwanzig Jahre vergangen sind. Sie beauftragt einen Schreiber und seinen Diener ihren Mann zu suchen. Der Schreiber ist begeistert da er Odysseus als ein Helden und ein Idol ansieht. Doch schon hier gibt es den ersten Schwachpunkt des Bandes, denn es wird nicht deutlich genug herausgestellt. Kiener vermeidet es, das Idealbild aufzuzeigen, das dann später seine Demontage erfahren soll.
Die gewählte Perspektive ist prädestiniert dafür den Bruch zwischen Image und Realität aufzuzeigen. Die Schreiber gehen mit einem Bild des zu Suchenden los und erfahren immer mehr, was die Legende, das Image, bröckeln lässt. Die Suche nach dem Helden führt also zu einer Erkundung dessen Charakters und kratzt an der Legende. Man trifft immer mehr Personen aus der Ilias und der Odyssee, wobei es durchaus hilft sich etwas in dem antiken Sagenstoff auszukennen und die unterschiedlichen Erzähler geben ihre Erfahrungen mit Odysseus preis was den Schreiber, aber weniger seinen Diener, desillusioniert.
Leider wird das sehr holprig erzählt. Manches hat keinen Anfang und kein Ende. Es gibt komische Einschübe und immer wenn man denkt, dass es nun weiter geführt wird, endet das Kapitel. Es mag sein, dass der Comic nebenberuflich entstand und somit Kapitel für Kapitel, Einschub für Einschub entstand, aber abrundende Elemente fehlen, was dem ganzen einen einheitlichen Eindruck verschafft hätte. So ist es sehr episodenhaft, was zu Lasten der charakterlichen Entwicklung geht, denn so kommen die Zweifel des Schreibers zu abrupt und seine folgenreiche Entscheidung ist so auch kaum nachvollziehbar. Dieses bruchstückhafte ist auch in den Dialogen zu finden die nicht sonderlich flüssig sind und sich meist in Monologen vollziehen. Auch sind die Zeichnungen manchmal etwas ungelenk und der graphische Witz ist zwar durchaus vorhanden, vermag aber nicht zu zünden, da er zu nebenbei abgehandelt wird.
Zudem ist die Dekonstruktion im Grunde nichts Neues. Mag sein, dass sich Kiener eher des heutigen Images des Odysseus annimmt denn des antiken Bildes. Wobei er da etwas voraussetzt was nicht zwangsläufig vorhanden sein muss. Denn schon in den Werken von Homer, der hier übrigens in einer schönen Coda immerhin selbst auftritt, waren die Brüche im Charakter offensichtlich. Es ist passend, Achtung: Spoiler, dass die Berichte der Comichelden am Ende in die Hände von Homer fallen der dann keine Heldensage an sich schreibt, sondern diese negativen Aspekte durchaus mit einpflegt. Aber damit verliert gleichzeitig der Comic seinen Sinn, denn so wird suggeriert, dass das Image was dekonstruiert werden soll erst gar nicht existiert hat.
Für eine Charakterstudie ist der Comic zu fragmentarisch und kann nur Schlaglichter werfen die man auch in den Sagen nachlesen kann. Zwar ist die außenstehende Perspektive gut gewählt aber zu sprunghaft umgesetzt und so wirkt alles zu statisch und hinterlässt nur ein großes Fragezeichen. Vor allem warum auf den netten Schlussgag nicht verzichtet worden ist, da so die ganze Aussage zunichte gemacht wird, da so suggeriert wird, das ein Image geschaffen wird, was allerdings nie existiert hat.
Fazit:
Eine interessante Perspektive welche aber leider sehr holprig umgesetzt wird und die Aussage des Comic widerlegt sich selbst was recht ärgerlich ist.
Odysseus
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Edition Moderne
Preis:
€ 24
ISBN 10:
3037311746
ISBN 13:
978-3037311745
120 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- gut gewählte Perspektive
- holpriges Erzählen
- untergehender Witz
- starre Monologe
- Aussage widerlegt sich selbst
- keine charakterliche Entwicklung
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(4 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 28.05.2018 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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