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Comic-Besprechung - Yoko Tsuno Sammelband 9: Geheimnisse und böser Zauber
Geschichten:Yoko Tsuno Sammelband 9: Geheimnisse und böser Zauber
(Die Dienerin Luzifers, Der Amethyst, Khanys Geheimnis)
Autor / Zeichner / Colorist: Roger Leloup
Story:
Die japanische Elektronikspezialistin Yoko Tsuno kommt nie zur Ruhe: immer wieder führt ihre Bekanntschaft mit der außerirdischen Rasse der Vineaner zu neuen Abenteuern. Dabei wird das zunächst durch eine archäologische Entdeckung ausgelöst. Doch die vermeintliche Dienerin der Luzifers ist kein Dämon, aber ebenso gefährlich. Der Amethyst führt Yoko und ihre Freundin Emilia sogar zurück in die Zeit in die 1930er Jahre, wo sie eine Intrige aufdecken müssen. Khanys Geheimnis führt Yoko und ihre Freunde sogar bis zum Mars.
Meinung:
Im Gegensatz zu den bisherigen Gesamtausgaben von Yoko Tsuno ist der neunte Band nicht mehr thematisch sortiert, sondern geht strikt chronologisch vor. Was auch Sinn macht, denn ansonsten müsste man noch einige weitere Veröffentlichungen abwarten, um ihnen einen thematischen Stempel aufdrücken zu können. Ein Bruch in der bisherigen Ordnung ist so nicht zu vermeiden, aber man kann auch darüber diskutieren ob eine thematische Sortierung überhaupt Sinn macht. Zwar ist es eine nette Idee etwa alle Abenteuer die in Deutschland spielen in einem Stück zu lesen oder alle Abenteuer die eine Zeitreise beinhalten. Aber die chronologischen Brüche werden dabei in Kauf genommen und eine Entwicklung des Stils und der Figuren ist so auch nicht direkt beobachtbar. Was oft einen zusätzlichen Reiz von Gesamtausgaben ausmacht.
Als Extra gibt es neben einigen Skizzen, Entwürfen und Illustrationen ein langes Vorwort vom Autor und Zeichner in Personalunion Roger Leloup. Wer aber die Gesamtausgabe nutzt, um das erste Mal Abenteuer, vor allem die neuen, der japanischen Elektronikspezialistin zu lesen, sollte das Vorwort eher als Nachwort lesen, da hier Leloup seine dramaturgischen Entscheidungen begründet und leider sehr viel von den inhaltlichen Aspekten vorwegnimmt. Im Grunde ist das Vorwort ein einziger Spoiler.
Und im Grunde unfreiwillig ironisch. Ja, Leloup begründet seine Entscheidungen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die Dramaturgie sehr holprig ausgefallen ist. Das ist im Grunde schon bei den frühen Abenteuern der Fall und manchmal wünscht man sich einen Ko-Szenaristen dazu. So führen viele Storyelemente und Seiten zu nichts, da Leloup als Konzession an die Chronologie und die Fans viele Szenen mit den vielen Figuren einbaut und viele Panels darauf verwendet, wie sich Yoko von Freunden verabschiedet und warum andere sie nicht auf die jeweilige Reise begleiten. Das wirkt realistisch, beansprucht aber Platz der an anderen Stellen nötiger gewesen wäre. Und in punkto Konzession an die Fans: es ist schon erstaunlich, dass Yokos Weggefährten vom ersten Abenteuer an, nämlich Vic und Knut, hier so gar keine Rolle spielen. Wenn man einmal von dem Abenteuer auf dem Mars absieht.
Ansonsten geht Leloup auch auf Nummer Sicher und verbindet die Geschichten wieder mit den Außerirdischen von Vinea, was langsam wirklich ausgereizt ist, und der immer wieder beliebten Zeitreise. Teilweise sind die Geschichten leider überkonstruiert, was auch daran liegt, dass die Motivationen der Figuren oft unklar bleiben. Auffällig ist, das die Schurken, jedenfalls sofern sie weiblich sind, eine tragische Natur besitzen da sie im Grunde edel sind und nur durch die Umstände zu schlimmen Taten gezwungen werden, was für einen großen Humanismus des Autoren spricht. Warum die Männer dann aber rein schlecht sind, ist durchaus mal eine tiefere Analyse wert. Jedenfalls wird die Kommune um Yoko erweitert, bei denen Männer eine reine Marginalie spielen. Auch wenn angedeutet wird, dass Yoko etwas mit Vic am Laufen hat, da sie beide gemeinsam Arm in Arm im Bett liegen. Aber Sex und Erotik kommt in dieser Reihe generell nicht vor. Sexuelle Zwischentöne sind, eigentlich typisch für das Genre der Science-Fiction, verpönt. Jedenfalls hätte die Dramaturgie ausgefeilter ausfallen können, woran vor allem Der Amethyst leidet da die Geschichte völlig überladen und unklar ist.
Die Zeichnungen sind wie gewohnt glatt und realistisch ausgefallen und auch in den Details sehr ausgefeilt, hier findet man die Ausarbeitung die dem Szenario fehlt, aber da Leloup in den Dialogen eine dreiviertel Frontansicht aller Figuren bevorzugt, die sich dann in der Interaktion anschielen, hat es etwas sehr Theaterhaftes indem die Schauspieler sich nicht von dem Zuschauer wegdrehen dürfen wenn man sie verstehen will und so wirkt es sehr statisch. Immerhin sorgt gerade Emilia für einige sehr witzige Dialoge und löst den Clown Knut mit seinen Albernheiten wohltuend ab. Fans bekommen das was sie erwarten, aber eine gewisse Modernisierung würde der Reihe guttun. Vor allem wenn man bedenkt wie frisch und intelligent die neuen Versionen anderer Klassiker wie Bob Morane und vor allem Rick Master ausgefallen sind. So wirken bei Yoko Tsuno die neuen Abenteuer recht altbacken und gehen lieber auf Nummer Sicher was eine gewisse Erstarrung auslöst. Aber unterhaltsam sind sie immer noch. Und Fans wird das nicht stören.
Fazit:
Auch wenn die Lektüre des Klassikers immer noch unterhaltsam ist, so kommt man nicht umhin festzustellen, dass die Serie in den bekannten Mustern erstarrt ist. Gewohnt solide, holpert allerdings die Dramaturgie ziemlich deutlich und hinterlässt manche Fragezeichen.
Yoko Tsuno Sammelband 9: Geheimnisse und böser Zauber
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 32,90
ISBN 10:
3551023867
ISBN 13:
978-3551023865
192 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- realistische Zeichnungen
- interessante Geschichten
- Motivationen der Charaktere unklar
- Statische Dialogszenen
- holprige Dramaturgie
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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(1 Stimme) | ||
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Rezension vom: | 01.03.2018 | ||||||
Kategorie: | Yoko Tsuno | ||||||
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