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Comic-Besprechung - Gravel 1
Geschichten:STRANGE KISS
Autor: Warren Ellis, Zeichner/ Co-Autor: Mike Wolfer, Grautöne: Dan Parsons
STRANGER KISSES
Autor: Warren Ellis, Zeichner/ Co-Autor: Mike Wolfer, Grautöne: Dan Parsons
STRANGE KILLINGS
Autor: Warren Ellis, Zeichner/ Co-Autor: Mike Wolfer, Grautöne: Dan Parsons
Story:
Der vom recht jungen Dantes Verlag heraus gebrachte Band enthält die ersten drei Storybögen um den Kampfmagier William Gravel in teilweise deutscher Erstveröffentlichung (3. Episode Stranger Killings). Die drei Storybögen sind komplett unterschiedlich in Ihrer Grundthematik. Während sich Gravel in Strange Kiss mit einem Kult um Echsen herumschlagen muss, die sich in menschlichen Körpern einnisten, übernimmt er in Stranger Kisses eine Bodyguard-Rolle, die ihn wiederum zu einem Snuff-Film-Ring bringt. In der letzten Geschichte Strange Killings werden dann seine Kenntnisse als ehemaliger SAS-Agent benötigt um einen Gefängnisaufstand niederzuringen
Meinung:
„Mein Name ist John. John Constanine“. Aber, … halt. Ist er nicht. Der Name des Hauptcharakters im vorliegenden Band ist William Gravel. Dennoch, in einer anderen, verdrehten Variante des Vertigo-Universums hätte er sich durchaus mit dem Namen des etwas bekannteren Pendants vorstellen können. Und das kommt nicht von ungefähr. Autor von „Strange Kiss – Stranger Kisses – Strange Killings“ ist kein Geringerer als Warren Ellis, der Meilensteine des Comicgenres wie Transmetropolitan und Planetary hervor gebracht hat, und unter anderem eben auch kurze Strecke in DCs Hellblazer (US-Hefte 134 bis 143) übernahm. Leider konnte Ellis damals längst nicht alle Ideen umsetzen, die er für John Constantine angedacht hatte. Aus diese Unmut heraus entstand seine eigene Version eines Magiers: William Gravel.
William Gravel ist ein britischer Kampfmagier. Immerhin also zum Teil Magier und dazu noch Brite, wie sein großer Bruder aus dem Hause DC. Er schlägt sich auch mit übernatürlichen Problemen herum, und ab und zu zaubert er auch. Und Gravel ist ein Mistkerl, der auch richtig fies sein kann. Aber damit enden auch die Gemeinsamkeiten. Anders als Constantine, der keinen festen Job hat und durch Gaunereien und Tricks durch das Leben kommt, ist William Gravel ein Mitglied des SAS, einer Spezialeinheit der britischen Armee, mit dem aktuellen Status eines „K“. Gravel führt also Aufträge aus, die offiziell nie stattgefunden haben und die bei Versagen verleugnet werden.
Schon bei der Grundgestaltung des Charakters grenzen sich Ellis und sein Co-Autor Wolfer also vom Vorbild ab. Und auch in der Art der Geschichtenerzählung. Gravel wirkt wie eine Abart von Hellblazer. Wie eine Constantine-Version auf Speed. Man ist sofort in der Story, es gibt kein langes Lamentieren, Stimmung wird nicht kontinuierlich aufgebaut, sondern man ist sofort drin. Fast kommt es einem vor als ob man ein Fast-Food-Menü verspeist, wenn man richtigen Hunger hat. Es mag im Moment des Essens sehr gut schmecken. Man genießt es. Aber nach 3 bis 4 Stunden stellt sich erneutes Hungergefühl ein, irgendetwas hat gefehlt. So ging es mir bei Gravel. Der Band ist in allen drei enthaltenen Storys temporeich mit viel Action inszeniert. Aber es fehlen die Hintergründe zum Hauptcharakter. Die Fakten, die die Person wirklich interessant machen, die ein längeres Dranbleiben an der Serie generieren.
Dazu kommt, dass nie Eindruck aufkam, es könnte für Gravel brenzlig werden. Egal, ob er mit gottgleichen Wesen aus einer anderen Dimension, hunderten Häftlingen in einem Gefängnis oder Schwarzmagiern konfrontiert wird: mit Maschinengewehren, Pistolen oder auch mal einem Zauber ist er immer Herr der Lage, was dann nur leidlich Spannung beim Leser aufkommen lässt.
Dennoch ist der Band nicht so schlecht, wie es der bisherige Eindruck vielleicht vermittelt. Ellis liefert abgedrehte Ideen am Fließband: Magier, denen die Genitalien abfaulen, die aber dafür als Geburtsmaschine dienen, Prostituierte, die dem Geschmack der Freier oder der Konsumenten der parallel gedrehten Filme angepasst werden (inklusive Transplantation des weiblichen Geschlechts in den Hals).
Anhand der aufgezählten Beispiele ist aber auch erkennbar, dass sich diese Comicreihe ganz ausdrücklich an erwachsene Leser richtet. Und hier kommt es wieder zu dem fahlen Beigeschmack. Denn so sehr sich die dargestellten Themen auch an Erwachsene richten, so schnell könnte diese Leserschaft den Band nach dem Lesen wieder vergessen, weil der Eindruck bleibt, dass außer einigen krassen Schocks und Ideen eben (noch) nicht viel mehr geboten wurde.
Und diese Schocks führen fließend zur grafischen Seite des Bandes, die auch als durchwachsen bezeichnet werden muss. Auf der einen Seite zeichnet Wolfer geniale Close-Ups, mit vielen Details. Auf der anderen Seite wirkt er mit seinen Zeichnungen, wenn Bewegung in die Handlung kommt, ziemlich hölzern. Was gerade bei dem Tempo, dass Gravel anschlägt, hinderlich ist.
Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass der Band sehr flüssig übersetzt wurde.
Den guten Eindruck über den Band runden das starke Papier, ein Vorwort des Autors sowie die Portraits der Schaffenden ab.
Fazit:
GRAVEL lässt den Leser irgendwie zwischen den Stühlen zurück. Einerseits ist zu erkennen wie viel Spaß und Freude Ellis und Wolfer dabei hatten diesen Charakter zu entwerfen. Auf der anderen Seite wirkt er aber noch schablonenhaft, und das nach einem Band von über 200 Seiten. Die Geschichten sind nicht schlecht, die aufgegriffenen Ideen interessant, allein es fehlt an der fesselnden Umsetzung, die es für den Leser spannend macht. Ebenso präsentiert sich die grafische Gestaltung, hier wechseln sich tolle Close-Ups mit hölzernen Zeichnungen ab. Der Band ist also für die geeignet, denen das Futter an Magiergeschichten im Sinne eines Constantine ausgegangen ist, die keinen glatten Helden wollen, sondern einen ambivalenten Charakter. Dem mangelt es zwar im vorliegenden Band noch an Konturen, es ist aber zu erwarten, dass sich dies noch entwickeln wird. Die Grundlagen hierfür sind da. Und allen, die gerne eine härtere Gangart im Comic mögen.

Gravel 1
Autor der Besprechung:
Martin Ebert
Verlag:
Dantes Verlag
Preis:
€ 16,95
ISBN 13:
978-3946952060
212 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Temporeich
- irrwitzige Ideen, die sich in erwachsenen Themen wiederspiegeln
- tolle Close-Up-Zeichnungen,

- die leider oft auch von hölzernen Zeichnungen abgelöst werden
- kaum Spannung im Band
- "Held" bleibt bislang blass

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 12.08.2017 | ||||||
Kategorie: | Gravel | ||||||
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