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Comic-Besprechung - Ich habe Abel getötet

Geschichten:
Ich habe Abel getötet
Autor: Serge Le Tendre, Zeichner / Colorist: Guillaume Sorel


Story:
Hamor ist ein angesehenes Oberhaupt eines kleinen Clans nomadischer Hirten. Er ist bescheiden und gottesfürchtig und achtet jedes Lebewesen. Umso großer ist die Überraschung als Krieger des babylonischen Tyrannen Nebunezar ankommen und Hamor befehlen ihnen zu folgen. Der mächtige König möchte Hamor und seinen Gottesglauben prüfen und verpflichtet ihn als Ratgeber. Kann Hamor dem Sog des Bösen widerstehen?


Meinung:
In den letzten Monaten und Jahren macht sich ein Trend bemerkbar, der schon nicht mehr direkt als neu zu bezeichnen ist. Gerade im franko-belgischen Raum gibt es immer Serien die ein bestimmtes inhaltliches Konzept verfolgen, aber jeder Band nicht nur in sich abgeschlossen ist, sondern auch von immer wieder wechselnden Kreativ-Teams gestaltet wird. Da gehört nicht nur Tag X dazu, sondern vor allem auch Roma, Elfen, Die Meister der Inquisition und Orakel. Wobei die Liste keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Im Gegensatz zu Serien wie Die Legende der Drachenritter wird aber nicht nur ein gemeinsames Setting benutzt, sondern vor allem die Thematik bedingt die dramaturgische Klammer.

Mit der neuen Konzeptserie Ich habe … getötet begibt man sich weniger in fiktives Gelände wie bei den meisten oben genannten Reihen, sondern untersucht historische Gegebenheiten in denen eine berühmte Persönlichkeit ermordet worden ist. Dabei legt der Titel der Serie  nun nahe, dass es weniger um das Opfer, sondern um den Täter und seine Motive gehen wird. Eine Perspektive die oft vernachlässigt wird, da es vielmehr um die Rolle des Opfers ging und was dessen Tod für Ereignisse ausgelöst hat.

Nun liegt der erste Band der Reihe vor und wie oben schon erwähnt kann man die Geschichte für sich lesen. Allerdings löst man sich schon im Grunde von der historischen Vorgabe, denn Ich habe Abel getötet liegt mehr eine Mythologie zu Grunde denn ein historisches Faktum. Schließlich greift man die biblische Erzählung auf, in der die beiden Söhne von Adam und Eva, Kain und Abel, Gott ein Opfer bringen wollen. Kain ist als Bauer tätig und opfert die Früchte des Feldes, während Abel als Hirte ein Lamm opfert. Letzteres wird von Gott angenommen, während die Früchte nicht sein Wohlwollen gewinnen. Kain gerät darüber so sehr in Zorn, dass er seinen Bruder erschlägt. Fortan trägt er das Kainsmal und ist dazu verdammt, ewig auf Erden zu wandeln. Eine Fabel die viele Fragen aufwirft. Denn Gott als allmächtiges Wesen hätte doch die Reaktion voraussehen müssen und so ist die Bestrafung schwer nachvollziehbar.

Natürlich ist es anzuzweifeln dass Kain und Abel historische Figuren sind, sondern eher in der Mythologie verankert sind und die Geschichte um deren Konflikt eher symbolisch zu sehen ist. Nicht nur das alle Menschen Brüder sind und sich trotzdem bekriegen, sondern das es eben immer zwei Seiten gibt. Mörder und Opfer, Bauer und Hirte, ein Neider und ein Begünstigter, alles hat sein Gegenstück und eines kann nicht ohne das andere existieren.

Der Autor Le Tendre, der schon seit seiner Fantasy-Saga Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit zu den Schwergewichten im französischen Comic gehört, macht es auch richtig indem er nicht einfach die biblische Geschichte nacherzählt, sondern eben auf den Kern der Dualität verweist und wie es ich bedingt und was nun vor allem den Fluch Gottes gegenüber Kain ausmacht.

Zu Beginn ist man etwas irritiert da man nicht das bekommt, was man erwartet, sondern eine, so scheint es, gänzlich andere Episode liest. Man ahnt vielmehr, dass mehr dahintersteckt als der Anschein ist und sieht sich schon alsbald von den faszinierenden Zeichnungen von Sorel gefangen, der den meisten schon durch Mens Magna bekannt sein dürfte. Indem ein einfacher, bescheidener und gottesfürchtiger Mann zum Berater eines grausamen Königs berufen wird, zeigt sich die Macht des Bösen auf und wie korrumpierbar das Gute ist. So zeigt sich am Ende, das der Konflikt zwischen Kain und Abel der ewige Kampf ist, wobei die schlichte Dualität Gut und Böse auch die Seiten wechseln kann. Vor allem das Ende ist reichlich böse und düster ausgefallen und gibt einigen Stoff zum Nachdenken.

Nach anfänglichem Zögern wird durch das Finale des Auftaktes aber auch klar, warum gerade dieser Konflikt als Beginn der Konzeptreihe herhalten muss. Mythologisch gesehen handelt es sich schließlich um den ersten Mord der Geschichte. Weitere werden folgen.


Fazit:
Ein gelungener Auftakt einer neuen Konzeptreihe. Zunächst überrascht der Inhalt, ergibt aber vor allem auf der symbolischen Ebene Sinn, so dass man sich nicht nur unterhalten fühlt, sondern auch zum Nachdenken angeregt wird.


Ich habe Abel getötet - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ich habe Abel getötet

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter

Preis:
€ 15,80

ISBN 10:
3958394485

ISBN 13:
978-3958394483

64 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Story
  • interessantes Konzept
  • überraschende Herangehensweise
  • sowohl unterhaltend als auch philosophisch
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 07.06.2017
Kategorie: Alben
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