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Comic-Besprechung - Harry und Platte Gesamtausgabe – 1949 - 1954

Geschichten:
Das Geheimnis von Beersel
Die Stadt der Rubine
Die Revanche des Arsene Rupin
San Salvador
Der Geist der Lagunen
Die Villa Sans-Souci
Text: Fernand Dineur 
Zeichnungen: Will

Der Schatz des Alarich
Text: Luc Bernar, Fernand Dineur 
Zeichnungen: Will

Oscar und seine Geheimnisse
Text: Ben, Fernand Dineur 
Zeichnungen: Will


Story:
Nicht weniger als acht Geschichten präsentiert der erste Band der neuen „Harry und Platte“-Gesamtausgabe. Den Anfang macht das Abenteuer „Das Geheimnis von Beersel“. Eine 32-seitige Geschichte als Faksimile abgedruckt und daher komplett in schwarz-weiß. Das 30-seitige „Die Stadt der Rubine“ ist teilweise bereits vierfarbig und gibt damit den Originalzustand der Veröffentlichung im Spirou-Magazin wieder, wo auch nicht alle Seiten farbig gedruckt wurden. Die folgenden Geschichten sind dann alle durchgängig in Farbe. Bei sämtlichen Geschichten handelt es sich um deutsche Erstveröffentlichungen und geben die Epoche wieder, in der Will bereits zum Zeichenstift griff, aber Maurice Rosy noch nicht an Bord war.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Was für ein opulentes Werk. Als Comicleser kann man sich kaum mehr wünschen, denn der erste Band der Gesamtausgabe von Harry und Platte beinhaltet alles, was das Leserherz begehrt. Aber der Reihe nach. Zunächst die kleine Enttäuschung: Aufgrund der mitunter verwirrenden Verlagspolitik in Belgien kann die bei Salleck Publications gestartete „Harry und Platte“-Gesamtausgabe – von der drei Bände vorliegen – nicht fortgesetzt werden. Gerade für Kleinverleger ist es wirtschaftlich nur möglich große Projekte zu realisieren, wenn Sie bei den Verlagen in Frankreich und Belgien für den deutschen Markt gleich mitdrucken. 
Der Dupuis-Verlag hat sich nun entschieden eine neue chronologische Gesamtausgabe des Detektivpaares herauszubringen. Und Eckart Schott, Leiter des Verlags Salleck Publications, druckt mit. 
Der voluminöse Band liegt satt in der Hand. Druck und Verarbeitung sind einwandfrei, wenn man bedenkt, zu welcher Zeit der Comic entstanden ist. Mit über 360 Seiten ist das Buch schon so dick, dass die passsende Lesehaltung genauestens bedacht werden sollte – beispielsweise im Sessel oder auf der Couch sitzend. Dort macht es Spaß immer wieder vor und zurück zu blättern, einzelne Passagen zu lesen, weiterzugehen, im redaktionellen Teil zu verharren – und das bevor man sich die Abenteuer von Harry und Platte chronologisch zu Gemüte führt. Und genau hier liegt die Stärke der „neuen“ Gesamtausgabe. Denn im Gegensatz zum Vorläufer beginnt sie chronologisch bei den ersten Abenteuern, die Will gestaltete.
Das Werk ist wirtschaftlich eine für den deutschen Markt nicht ganz ungefährliche Angelegenheit. Umso höher muss die Leistung Schotts angesehen werden, dass er die Geschichten aus den Kindertagen der europäischen Comics nun für ein breites Lesepublikum hierzulande erlebbar macht. Seite für Seite kann der Betrachter die Entwicklung der beiden Hauptfiguren nachvollziehen. Dabei muss bedacht werden, dass „Tif et Tondu“, wie Harry und Platte im französischen Original heißen, zu den Gründungsmitgliedern der legendären Spirou-Zeitschrift gehören. Bereits in der ersten Ausgabe der Zeitschrift vom 31. April 1938 war eine Geschichte der beiden Ermittler vertreten. Seinerzeit entwickelte Fernand Dineur nicht nur das Szenario, sondern der Belgier steuert auch die Zeichnungen bei. Das änderte sich erst in der Geschichte „Das Geheimnis von Beersel“. Hier griff Will zum Zeichenstift. 
Zwar schaffte es „Das Geheimnis von Beersel“ nie ins Spirou-Heft, dennoch bildet die zwischen 1948 und 1949 entstandene Geschichte, einen Wendepunkt. Denn mit Will als Zeichner erhielt die Serie, die zu diesem Zeitpunkt schon unglaubliche zehn Jahre lief und knapp 600 Seiten beinhaltete, eine ganz neue Qualität. Aus diesem Grund setzt hier die Gesamtausgabe an. Zwar merkt man vor allem den ersten vier Geschichten deutlich an, dass Will noch nach seinem Zugang zu den beiden Protagonisten sucht, aber sein Talent ist in jedem Fall schon zu sehen. Besonders in der Ausgestaltung der Figuren muss sich der Zeichner noch einfinden. Harry und Platte sind noch sehr rund und weich, mit dicken Wangen, so dass man sich unwillkürlich an Walt Disneys Zeichenstil erinnert fühlt. Käme plötzlich Kater Carlo um die nächste Ecke und würde den Bösewicht geben, es wäre nicht verwunderlich. Ab „Der Geist der Lagunen“ wird Wills Strich aber klarer und sicherer.
Nicht alle Szenarios in dem vorliegenden Band der Gesamtausgabe stammen von Fernand Dineur. „Der Schatz des Alarich“ steuerte ein gewisser Luc Bernar, alias Henri Gillain bei. Bei diesem Belgier handelt es sich um den Bruder von Joseph Gillain, der besser bekannt ist unter dem Namen Jijé. Die Arbeit für „Harry und Platte“ war nicht das erste Szenario, das der Lehrer Henri Gillain für die Comicbranche entwickelte. Ihm gebührt die Ehre eine der wichtigsten Figuren des franko-belgischen Comics entwickelt zu haben: Pacôme Hégésippe Adélard Ladislas, comte de Champignac, oder wie er in der der deutschen Übersetzung heißt: Pankratius Hieronymus Ladislaus Adalbert Graf von Rummelsdorf. Jene wissenschaftliche Lichtgestalt, der mit seiner Pilzforschung ein ums andere Mal Schwung in das Leben von Spirou und Fantasio gebracht hat. Über seinen Bruder Jijé hatte er den Kontakt zu den Zeichnern und erzählte eines Tages Franquin von seiner Idee eines verwirrten Wissenschaftlers. Da er als angesehener Lehrer aber nicht namentlich in Erscheinung treten durfte, benutzte er das Pseudonym Jean Darc.
Diese und noch viele andere Detail enthält der vorangestellte redaktionelle Teil. Auf rund 48, liebevoll bebilderten Seiten erfährt der Leser alles Wissenswerte über das Engagement von Will bei „Harry und Platte“. Verantwortlich für die Einleitung ist das französische Journalistenpaar Christelle und Bertrand Pissavy-Yvernault. Ihnen gelingt es mit ihrem einfühlsamen Text die Konkurrenz zwischen den beiden Magazinen „Spirou“ und „Tintin“ darzulegen. Der Leser erhält Einblicke in die Gedankenwelt der Hauptakteure zu jener Zeit, durch zitierte Briefe oder Interviewausschnitte. Bebildert wird der Text sehr schön mit Fotographien der Zeichner und Texter aus jener Anfangszeit, Faksimile-Seiten oder zusätzlichen Illustrationen, davon viele als Erstveröffentlichung. 
Es mag den einen oder anderen Leser geben, der sich ärgert, dass die zwischen August 2011 und August 2014 begonnene „Harry und Platte“-Integralausgabe nicht fortgesetzt wird. Aber mit dem ersten jetzt vorliegenden Band der Gesamtausgabe werden die Leser um ein Vielfaches entschädigt.


Fazit:
Wieder einmal wagt sich Eckart Schott an ein Mammutprojekt. Gerade ist vom „Spirit-Archives“ der letzte Band auf Deutsch erschienen, legt der emsige Verleger den ersten Band einer umfangreichen „Harry und Platte“-Gesamtausgabe vor. Und das umfangreiche Werk lässt keine Wünsche offen. Eine interessante Einleitung und acht Geschichten, die die Entwicklung eines franko-belgischen Klassikers darlegen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Folgebände in nicht zu großem Abstand kommen. 


Harry und Platte Gesamtausgabe – 1949 - 1954 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Harry und Platte Gesamtausgabe – 1949 - 1954

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Salleck Publications

Preis:
€ 39,90

ISBN 13:
978-3-89908-623-2

368 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Einen Klassiker der franko-belgischen Comics neu entdecken
  • Alles deutsche Erstveröffentlichungen
  • Informatives Bonusmaterial
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 09.06.2017
Kategorie: Alben
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