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Comic-Besprechung - Ikarus
Geschichten:Ikarus
Zeichner: Jiro Taniguchi, Szenario: Moebius, Skript: Jean Annestay, Adaption: Jiro Taniguchi
Story:
Ein Junge, der fliegen kann, gerät von Kindheitsbeinen an in die Kontrolle von Politik und Forschung. Doch was geschieht, wenn er sich verliebt? Und wenn er seine Freiheit haben möchte?
Meinung:
Moebius war einer der bekanntesten frankobelgischen Künstler, der mit Werken wie "Blueberry" oder "John Difool" für Aufsehen sorgte. Ein Genie, der sich nicht scheute, Konventionen zu ignorieren oder zu sprengen. Und der auch Kontinentalübergreifend arbeitete.
Wie zum Beispiel mit Jiro Taniguchi. Ein Mangaka, dessen Stil von den Werken Moebius beeinflusst ist. Und der hierzulande unter anderem mit "Slice of Life"-Mangas wie "Der spazierende Mann" bekannt geworden ist.
Zwei Ausnahmetalente, die gemeinsam an einem Manga arbeiteten. Das Ergebnis war "Ikarus". Und der liegt jetzt vollständig ins Deutsche übersetzt beim Verlag Schreiber & Leser vor.
Wobei in diesem Fall die Entstehungsgeschichte schon fast interessanter ist, als der Manga selbst. Denn bis er endlich entstanden war, dauerte es viele Jahre. Ursprünglich in den 80ern konzipiert, wurde er erst 1997 in Japan herausgebracht. Und leider fand er nie sein Publikum. Denn nach 12 veröffentlichten Kapiteln war Schluss, der Manga wurde in Japan abgesetzt. Versuche Taniguchis, die Reihe weiterhin fortzuführen, waren seitdem nie von Erfolg gekrönt.
Wenn man sich das Interview mit Moebius am Ende des Bandes durchliest, dann merkt man, dass da noch einiges an Story kommen sollte. Der bekannte Künstler hatte viele Gedanken über den Fortlauf der Geschichte. Einige Szenen hätten wohl sehr kontrovers ausgesehen. Und vieles wurde in dem Manga auch nur angedeutet.
Worum geht überhaupt in diesem Manga? Es ist die Story eines Jungen, der sofort nach seiner Geburt anfing, zu schweben. Er wurde seiner Mutter weggenommen und in die Obhut von Politik und Forschung gegeben. Sie wollten ihn und seine Kräfte erforschen und sperrten ihn dazu in einen goldenen Käfig ein. Doch dann verliebte er sich in die schöne Yukiko. Und beginnt sich nach seiner Freizeit zu sehnen.
Wenn man sich den Band ganz durchliest, merkt man ihm an, dass hier vieles geplant war. Die Generalin, Powerklone, das Geheimnis um Ikarus Kräfte … Viele wichtige und interessante Elemente werden nur angerissen, aber nicht weiter ausgebaut. Sie wären wohl erst in späteren Kapiteln aufgeklärt worden wären. Und es macht das Lesevergnügen alles andere als einfach. Ja, man ist sogar nach dem Ende des Mangas darüber frustriert, weil hier nur einiges angedeutet wurde, aber eben nicht zu einem Abschluss gebracht wurde.
Und doch wird man diesen Band verschlingen. Weil die Kooperation zwischen diesen beiden Comicgrößen ein gelungenes Endergebnis hervorgebracht hat. Das, was man hier vorliegen hat, ist spannend.
Zunächst einmal lässt sich Jiro Taniguchi Zeit, die Story fortschreiten zu lassen. Stattdessen führt er den Leser behutsam in die Welt von "Ikarus" ein. Es scheint eine Zukunft zu sein, in der viele Dinge nicht funktionieren. In der Powerklone erschaffen wurden, die dann allerdings gegen ihre Schöpfer rebelliert haben.
Icaro, wie der Junge genannt wird, ist ein Fremdkörper in dieser Welt. Er wird dabei als ein wenig naiv und weltfremd vorgestellt. Was aber auch dran liegt, dass er in Isolation aufgezogen worden ist. Und immer wieder werden die Grenzen seiner Fähigkeit getestet, wobei klar wird, dass er im Prinzip keine hat.
Praktisch jeder Mensch, mit dem er interagiert, hat falsches Interesse an ihm. Der eine möchte sein Gehirn aufschneiden und untersuchen, der andere schützt ihn zwar, doch nur deshalb, weil er es muss, weil es seine Befehle sind. Und von daher ist es auch kein Wunder, dass sich Icaro in Yukiko verliebt, da sie die einzige ist, die ihm vollkommen uneigennützig begegnet.
Man kann nur erahnen, wie es mit der Story weitergegangen wäre. Das Kreativteam von Taniguchi und Moebius hat sich sicher etwas dabei gedacht, als es seinen Protagonisten Icaro taufte. Vermutlich wäre es früher oder später zu einer Katastrophe gekommen, weil er, wie sein Namensgeber, zu nahe an die Sonne gekommen wäre. Für in diesem Fall eventuell symbolisch Yukiko hätte stehen <können?
Man weiß es nicht. Und es ist auch relativ sinnlos darüber zu spekulieren, da der Manga wohl nie mehr fortgesetzt wird.
Und so bleibt einem "nur" die Zeichnungen von Taniguchi zu genießen. Und der realistische Stil des Mangakas ist einfach wunderbar. Es werden nur wenigen Panels pro Seite verwendet. Und selbst die Actionszenen überzeugen durch viele Details. Gleichzeitig erhält man auch ein Gefühl von Räumlichkeit, da die Orte, an denen die Handlung stattfindet, eine Identität erhalten.
Auf jeden Fall ist dieser Band ein "Klassiker" und ein "Splashhit".
Fazit:
"Ikarus" ist die Zusammenarbeit von Moebius und Jiro Taniguchi. Es ist eine faszinierende Story, die aber sehr frustrierend ist, da sie nie fortgesetzt wurde. Und so erhält man viele Ansätze eines Plots, bei dem vor allem die Charakterisierung stimmt. Aber auch die Zeichnungen von Taniguchi sind hervorragend. Der realistische und detaillierte Stil der Geschichte ist sehr gut geworden.

Ikarus
Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen
Verlag:
Schreiber und Leser
Preis:
€ 24,95
ISBN 13:
978-3-946337-06-5
312 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Sehr gute Charaktisierung
- Zeichnungen von Taniguchi
- Zusammenarbeit zweier Comiclegenden


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 12.08.2016 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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