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Comic-Besprechung - BUMF 1

Geschichten:
BUMF Vol. 1
Autor / Zeichner: Joe Sacco


Story:
Gott sprach, es werde Licht. Doch danach ging alles furchtbar schief. Die menschliche Natur ist offenbar nicht für das Paradies geschaffen, denn wie sonst liesse sich all das Elend erklären. Krieg und Not zu allen Zeiten. Doch als der verstorbene US-Präsident Nixon wieder zum Leben erwacht erkennt er die Möglichkeiten sich in der neuen Zeit nicht nur wieder an die Macht zu putschen, sondern weitaus mehr zu erlangen.


Meinung:
Joe Sacco ist wohl den meisten Lesern als Journalist bekannt der seine Reportagen als Comics gestaltet. Die sollte man nicht unkritisch lesen, da manche Kriterien des ausgewogenen Journalismus nicht vorkommen. So schildert Sacco relativ selten beide Seiten der Medaille, sondern beschränkt sich auf eine, was entweder eine große Naivität darstellt oder er bevorzugt den emotionalen Effekt gegenüber den Fakten. Nichtsdestotrotz sind sie sehr faszinierend und auch stellenweise sehr emotional. Was wohl auch ein Grund sein dürfte, dass sie oft mit Preisen gekrönt worden sind.

Mancher mag Sacco oft als Erfüllungsgehilfen anderer gesehen haben, doch zeigt der nun vorliegende BUMF wie aufgeweckt Sacco wirklich ist. Jetzt überrascht er einen zusätzlich, indem BUMF kein journalistisches Werk ist, sondern fiktional. Wobei es das auch nicht richtig trifft. Denn eine Story in dem Sinne von einer ausgeklügelten Dramaturgie gibt es nicht. Vielmehr ist es ein surrealer Traum, der aber sehr viel über die Wirklichkeit in den USA aussagt. Vordergründig ist es sehr surreal und so könnte man es auch recht schnell als eine Farce abtun, die zwar fasziniert aber ohne Konsequenzen bleiben kann. Aber BUMF ist ein sehr bissiges satirisches Werk das nur vordergründig surreal ist und die Mittel der Farce, des Traumes nutzt, um mehr oder weniger zu versuchen das Unterbewusstsein der USA offenzulegen und so das Unbehagen am Zustand der USA schildert. Da ist es auch denn egal, wenn es keine Dramaturgie gibt, sondern oftmals assoziative Sprünge vorkommen, denn ein Traum, oder auch ein Alptraum, folgt keinen Regeln.

Wie offensichtlich auch die Mächtigen in den USA, welches nach der Lektüre mehr wirkt wie das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten. Sacco nimmt die Mentalität und den gegenwärtigen Zustand unter eine genaue Lupe. So kommen das Land und seine Führer sehr schlecht weg. Insofern ist es hochpolitisch. Am Anfang mag es einen sehr verwundern  wenn einer der größten Schurken unter den US-Präsidenten, Nixon, die Hauptrolle spielt. Die Zeiten sind eigentlich vorbei, als das er noch eine Rolle spielen dürfte und manche Leser dürften den Charakter auch gar nicht mehr kennen. Hier wird er aber mit Bush und Obama gleichgesetzt. Was schon eine sehr harsche Kritik ist. Nixon ignorierte die Verfassung, zögerte den Vietnamkrieg hinaus und war nicht in der Lage sich den gesellschaftlichen Änderungen anzupassen. Ganz zu schweigen von dem Watergate-Skandal. Das er mit George W. Bush gelichgesetzt wird, ist wenig überraschend, da dieser der wohl noch größere Schurke von beiden ist. Aber das Barack Obama auf eine Linie gesetzt wird, ist schon erschreckend. Zumindest aus einer europäischen Perspektive her und so kommt man durchaus zum Nachdenken und sieht manche Entwicklungen der letzten Jahre etwas kritischer, da man auf sie gestoßen wird.

So ist hier vor allem die Rede von dem ausufernden Überwachungsstaat und den nicht beendeten Kriegen, obwohl Obama beides einschränken wollte. Besonders bei diesen Aspekten findet Sacco einige sehr eindringliche Bilder, Symbole und Handlungsszenen. Der Baum der Erkenntnis ist bei ihm  eine Überwachungsstation der NSA und verdächtig macht man sich als Bürger schon, wenn andere keine Daten über die Person finden können. Das verlogene Verhalten der USA gegenüber der Folter, das puritanische Verhältnis zum Sex, der religiöse Wahn der politisch Rechten wird mit vielen popkulturellen Referenzen vermischt. Wobei der Präsident hier eher getrieben wirkt. Er scheint weniger Macht zu haben als er selber denkt, sondern ist eine Marionette des Systems.

Sacco gelingt ein einziger Alptraum bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt und der im Strich noch mehr an den Underground der 1960er erinnert als er es eh schon getan hat. Die Einflüsse von Robert Crumb sind mehr als offensichtlich. Teilweise wird es ebenso sehr vulgär und der Anfang verwirrt etwas da offenbar kein Zusammenhang mit dem späteren Inhalt vorherrscht. Aber die Absurdität der Kriegsmaschinerie und martialische Reden werden hier auf die satirische Spitze getrieben. Später kommt sogar die Kostümbildnerin Edith Head vor, welche wohl diejenige in Hollywood ist welche die meisten Oscars gewonnen hat, und General Custer der mit einem Bischof diskutiert und dabei am laufenden Band Dirty Harry zitiert. So wird die Kultur auf Hollywood beschränkt, die religiösen Instanzen als Show entlarvt und einer der verklärtesten Charaktere der US-Geschichte (Custer war nie General und ein Massenmörder) als eine unheilvolle Symbiose dargestellt. Schonungslos und erschütternderweise ehrlich.


Fazit:
Ein surrealer Alptraum der viel über den gegenwärtigen Zustand der USA aussagt. Böse, bissig, schonungslos, vulgär, gut.

BUMF 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

BUMF 1

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Edition Moderne

Preis:
€ 19,40

ISBN 10:
3037311509

ISBN 13:
978-3037311509

120 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • symbolische Bilder
  • bissige Satire
  • Anregungen zum Nachdenken
  • Surrealismus
Negativ aufgefallen
  • keine stringente Handlung
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
6
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 13.04.2016
Kategorie: Independent
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