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Comic-Besprechung - Die Partisanen Integral 1

Geschichten:

Die Partisanen Integral 1:
Autor: Dorde Lebovic, Illustrator: Julio (Jules) Radilovic, Übersetzung: Saskia Funke



Story:

Im zweiten Weltkrieg versuchen die Alliierten, die feindlichen Streitkräfte bei Jugoslawien zu binden. Zu diesem Zwecke wird dem Major "Dragon" ein Geheimagent bei den Partisanen untergebracht. Er soll ihnen helfen, den Feind zu besiegen. Koste es, was es wolle.



Meinung:

Mit "Die Partisanen" liegt ein interessanter Comic vor. Es handelt sich um einen Band, der von einem jugoslawischen Kreativteam erstellt wurde. Und so viele bekannte Comicschaffende aus diesem Land dürften nicht geläufig sein. "Integral 1" ist der Auftaktband zu einer Comicreihe, deren Umfang aktuell noch unklar ist. Geläufig ist nur, dass der Erko-Verlag dieses Album hierzulande herausbringt. Kleine Seitennotiz am Rande: Die Vorlagen für diesen Comic wurden aus dem englischsprachigen Safcomics-Verlag bezogen, der wiederum 1972 von Ervin Rustemagic in Belgrad, dem heutigen Bosnien, gegründet worden ist.

Dorde Lebovic wurde 1928 in Sombor geboren. Da er jüdischen Glaubens ist, wurde er mit 15 Jahren in Ausschwitz interniert. Das hinterließ in seinem Leben tiefe Spuren. Im Jahr 1947 begann er sein Studium an der Technischen Fakultät in Belgrad, um dann 1948 an das Institut für Philosophie, Philologische Fakultät zu wechseln, wo er im Jahre 1951 graduierte. Nach seinem Studio etablierte er sich als Regisseur fürs Theater und Fernsehen und verfasste viele Drehbücher. Er starb 2004.

Über Julio Radilovic, auch Jules genannt, ist folgendes bekannt: Er wurde 1928 in Maribor geboren und lebt seit 1939 in Zagreb. Er besuchte von 1948 bis 1952 eine Kunstgewerbeschule und begann daraufhin eine Karriere als freier Künstler. Die meisten seiner Comics gingen über Themen der kroatischen und der Weltgeschichte.

"Die Partisanen" schildert die Erlebnisse des Geheimagenten der Alliierten, der nur "Dragon" genannt wird. Im Auftrag der Allianz unterstützt er die jugoslawischen Partisanen im Kampf gegen die Nazis. Mehr als einmal gerät er in brenzlige Situationen. Und Vertrauen ist eine Sache, die äußerst volatil ist und von Person zu Person unterschiedlich bewertet wird.

Als »Partisanen« wurde die jugoslawische Volksbefreiungsarmee bezeichnet. Diese Organisation bekämpfte von 1941 bis 45 diverse nationalistische und faschistischen Armeen. Sie wurde von dem späteren Diktator Tito gegründet und war kommunistisch orientiert. Ihre Taten sind im Nachkriegsjugoslawien mythologisiert worden, obwohl sie selbst viele Gräueltaten begangen hatten.

Doch man wird von letzterem Thema nichts "Die Partisanen" vorfinden. Hier werden die Taten dieser Armee zwar nicht glorifiziert. Aber es findet sich ebenso keine Erwähnung der Schreckenstaten dieser Soldaten von damals.

Der Fokus in den vier Geschichten, die in den Band vorliegen, liegt vielmehr auf den Abenteuern des Geheimagenten "Dragon" und seiner Verbündeten, der Partisanin "Sparkie". Vor allem der Agent der Alliierten erlebt immer wieder aufs neue Abenteuer, die mal komisch sind, aber allzu häufig auch ernst. Denn die Nazis versuchen alles, um die Volksarmee auszuschalten.

Das interessante an "Die Partisanen" ist, dass die einzelnen Stores einen enorm hohen Bodycount haben. Man meint, man habe sich an die eine oder andere Figur gewöhnt, doch dann stirbt sie kurze Zeit später. Wobei diese Tode selbstverständlich immer dramatisch oder heroisch inszeniert werden. Das Ableben einiger Protagonisten zieht dabei einem förmlich den Boden unter den Füßen weg, weil man von anderen populären Kriegscomics eher gewohnt ist, dass hier Charaktere scheinbar sterben, nur um wenig später quicklebendig erneut mitzumischen. Das ist in diesem Fall nicht so. Die Sterbeszenen sind eindeutig, daran gibt es nichts zu rütteln.

Sehr schön ist die absolut gleichberechtigte Darstellung von Sparkie. Sie und Dragon flirten zwar miteinander, doch ist ihre Beziehung eher eine rein kameradschaftliche. Beide sind in erster Linie Soldaten und erst dann Privatpersonen. Das macht sich auch in der Story bemerkbar.

Interessant ist hierbei übrigens, wie das Thema Vertrauen behandelt wird. Wiederholt kommt es zu Szenen, in denen eine Person scheinbar oder wirklich die Seiten wechselt, aus diversen Gründen. Dass sich dieses Handlungselement nicht abnutzt, spricht eindeutig für diesen Comic. Vor allem, weil die Handlung spannend und unvorhersehbar bleibt.

Die Zeichnungen sind realistisch gehalten. Vor allem die vielen Details begeistern das Auge des Lesers. Jules belässt es nicht bei einer simplen Darstellung eines Flugzeugs oder eines Bootes. Alle sieht und wirkt funktionell. Selbst die Kleidung der diversen Charaktere wirkt historisch exakt und gut recherchiert.

Sehr schön ist ebenso die Erinnerung von SAF-Gründer Ervin Rustemagic, der erzählt, wie der Comic entstanden ist und was mit dem bekannten frankobelgischen Comicmacher Franquin zu tun hat. Aber auch viele Skizzen runden das Gesamtbild ab.

Dieser Band ist ein "Klassiker" und ein "Splashhit".



Fazit:

Man darf von »Partisanten Integral 1« alles erwarten, nur keine kritische Auseinandersetzung mit den Taten dieser jugoslawischen Volksarmee. Dennoch ist der Comic auch kein Jubelband, da hier die Grenzen zwischen Gut und Böse mitunter leicht verschwimmen. Der rote Faden zwischen den mal lustigen, mal ernsten Stories sind der Alliierte Geheimagent Dragon und die Partisanin Sparkie. Hier ist interessant zu beobachten, wie selbstbewusst letztere dargestellt wird. Sie ist dem männlichen Hauptdarsteller in jedem Aspekt gleichberechtigt. In diesem Album sterben die Figuren schnell, aber immer auch auf eine dramatische und heroische Art und Weise. Die Zeichnungen sind hervorragend realistisch und die Erinnerungen von Ervin Rustemagic sind lesenswert.



Die Partisanen Integral 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Partisanen Integral 1

Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Erko-Verlag

Preis:
€ 24,95

ISBN 13:
978-90-89820-97-6

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Spannend
  • Gleichberechtige Darstellung von Sparkie
  • Wer ist gut, wer ist böse?
  • Realistische Illustrationen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 08.02.2016
Kategorie: Die Partisanen Integral
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