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Comic-Besprechung - Fliegenpapier
Geschichten:Textvorlage: Dashiell Hammett
Zeichner: Hans Hillmann
Kimme, Korn. Das Ziel erfasst. Abdrücken und schnell verschwinden. Die Person auf dem Cover schleicht sich durchs Fenster herein, nimmt sich kurz Zeit für die richtige Position und richtet die Waffe auf ein unbekanntes Gegenüber. Dabei liegt der Nadelstreifenanzug in Falten, lange Schatten zeichnen sich ab.
Schon das Cover von "Fliegenpapier" fesselt den Leser ungemein. Es versprüht eine ungeheure Dynamik und sorgt dafür, dass der Leser nicht sofort mit der Story beginnt, sondern erst einmal die abgebildete Person analysiert.
Der avant-Verlag veröffentlicht in Großformat und schickem Hardcover mit dieser Graphic Novel eine Geschichte aus den siebziger Jahren. Geschrieben von Dashiell Hammett hat der Künstler Hans Hillmann mittels ein- und doppelseitigen Bildern den Roman grafisch umgesetzt, was den Begriff der "Graphic Novel" damit wortwörtlich widerspiegelt. Wer die ersten Seiten aufschlägt wird schnell merken, dass der Grafik dabei absolut der Vorzug gegeben wird. In durchgängigen schwarz/weißen Zeichnungen mit verschiedenen Grautönen erzählt Hillmann die Geschichte über eine verschwundene Tochter eines reichen Geschäftsmanns. Sue Hambleton hat sich schon immer in zwielichtigen Etablissements herumgetrieben und sich mit Kleinkriminellen abgegeben. Eines Tages verschwindet sie von der Bildfläche. Die Polizei sucht sie wochenlang und findet sie tot auf. Die Aufklärung des Mordes nimmt ein Polizist in die Hand, der weiß wie man mit Kriminellen in den 1930iger Jahren reden muss.
Der Leser verfolgt die Vorgeschichte und die Ermittlungen durch schnelles Umblättern, da die von Hillmann angefertigten ganzseitigen Zeichnungen immer nur einen Augenblick widergeben. Zudem existiert unter den Bildern nur wenig Text, manche Handlungen kommen auch komplett ohne aus. Dies sorgt zwar dafür, dass die 250 Seiten relativ schnell gelesen sind, es aber viel mehr Zeit beansprucht, die Darstellungen wirklich fassen zu können. So sind die in matten Pasteltönen angefertigten Zeichnungen voller Dynamik. Zerschossene Flaschen zerspringen in Zeitlupe. Die Splitter fliegen überall hin und der Leser merkt, dass der Künstler genau diesen actionreichen Moment eingefangen hat.
Da eine typische Kriminalermittlung, die sich als ziemlich schwierig erweist und kaum nennenswerte Fortschritte vorzeigen kann, auch einigen Leerlauf zu verzeichnen hat, kann der Künstler natürlich nicht nur Actionszenen darstellen. Als Ausgleich gibt es viele Bilder der urbanen Gegend. Der Leser bekommt Ausblicke über die gesamte Stadt geboten, findet sich im Trubel der Hauptstraßen wieder und sieht manch einsame Ecke. Dies spiegelt natürlich genau den unverwechselbaren Charme alter Krimiserien wieder, wo noch Arbeit an der Basis erforderlich war und die Herren stehts in schicken Anzügen unterwegs waren.
Die Story, so wenig Text sie auch enthält, ist durchweg nachvollziehbar und fesselt von Beginn an. Gerade weil die Ermittlungen in manche Sackgasse führen und bis zur Aufklärung nicht klar ist, wer denn nun Sue Hambleton umgebracht hat, gestaltet sich die Handlung nicht als geradliniger Fall, bei dem nur ein Täter in Frage kommt.
Der Künstler Hans Hillmann hat hierbei das Unmögliche geschaffen, die Story ohne verschachtelte Panels widerzugeben. Lediglich ganz- und doppelseitige Zeichnungen füllen den Einband, was aber dank der Fokussierung auf wichtige Momente und der Möglichkeit, sich beim Umfang nicht begrenzen zu müssen, für eine tiefgründige Wiedergabe der Geschichte von Hammett ausreicht. Dadurch kommen sowohl Kunstliebhaber, aber auch Krimifans voll auf ihre Kosten. Erstgenannte werden vor allem die Detailfreude der in Grautönen gehaltenen Zeichnungen lieben.

Fliegenpapier
Autor der Besprechung:
Christian Recklies
Verlag:
Avant Verlag
Preis:
€ 29,95
ISBN 13:
978-3864256691
256 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- durchweg großformatige Zeichnungen
- Stillleben und Dynamik wechseln sich ab
- undurchsichtiger Kriminalfall, der bis zum Schluss spannend bleibt


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 28.12.2015 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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