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Comic-Besprechung - Das Ende der Welt vor Sonnenaufgang

Geschichten:

Das Ende der Welt vor Sonnenaufgang
Autor / Zeichner: Inio Asano



Story:
Gerade die Nächte können bei den Einwohnern einer japanischen Großstadt Zweifel am bisherigen Leben wecken.  Ob man nun einem Freund in der Beziehungskrise helfen will, ein junges Mädchen bei einem Selbstmordversuch beobachtet oder einfach nur an einem freien Tag in einer Einkaufspassage spazieren geht. Es ist die Begegnung mit anderen Menschen welche einen verzweifeln aber auch hoffen lassen.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Der Titel dieses Mangas, Das Ende der Welt vor Sonnenaufgang, lässt schon erahnen das es hier melancholisch zugeht. Wenn dann noch dem interessierten Leser der Mangaka Inio Asano ein Begriff ist, der weiß dann mit Sicherheit das hier kein Actionabenteuer vorliegt in dem irgendwelche begabten Schüler die Welt vor einer Apokalypse retten müssen. Inio Asanos Geschichten sind meist recht düster in einer melancholischen Traurigkeit welche mit dem Grundthema Einsamkeit die sensiblen Gemüter schmerzlich ergreifen kann. So spielt der Titel auf eine Stimmung an, welche die Menschen in der Nacht ergreift. In den Stunden vor Sonnenaufgang, wenn die Welt in ein Zwielicht getaucht ist und Enttäuschung über den vergangenen Tag noch vorherrscht und nur langsam die Hoffnung auf die Chancen eines neuen Tages sich Bahn brechen, ist die Einsamkeit am größten und die Charaktere werden mit ihren Wünschen, Hoffnungen und Träumen konfrontiert.

Dabei ist hier keine durchgehende Geschichte vorhanden, da es sich um eine Kurzgeschichtensammlung handelt. Und doch sind diese miteinander verwoben. Nicht nur thematisch, sondern vor allem dadurch das manche Figuren wieder in anderen Episoden auftreten. Was zunächst einfach nur danach aussah, das manche Charaktere den Autor nicht losließen, ergibt hier einen gelungenen roten Faden, der wohl nicht unbedingt von vornherein geplant war. Schließlich entstanden die hier versammelten Portraits im Laufe mehrerer Jahre. Doch sind die Themen ähnlich. Einsamkeit, verlorene Träume und Sehnsucht quälen die Menschen. Nur selten gelingt es ihnen Glück zu finden. Auch wenn sie mit anderen zusammen sind, sind sie für sich allein. Jeder sehnt sich nach Nähe und Intimität, kann aber nicht aus seinem Inneren heraus.

So durchzieht selbst die Liebesszenen eine Mischung aus Trostlosigkeit und Hoffnung. Ähnlich wie in dem Zweiteiler Mädchen am Strand in dem der Sex so trostlos geschildert wurde wie ansonsten vielleicht bei Michel Houllebecq. Auch wenn der französische Autor nicht von seinem Zynismus abweicht, so lässt Asano doch immer wieder die Tristesse durchbrechen. Immer wieder scheint die Schönheit durch. In Momenten in denen man sie nicht erwartet und die in flüchtigen Augenblicken doch Licht in das Leben bringen. Sei es nun ein gesagter Satz eines Fremden, ein Lächeln, der Sonnenaufgang oder ein Kuss. Immer wieder wird die Schönheit des Lebens offenbart und sowohl die Figuren als auch die Leserdazu  aufgefordert die Augen zu öffnen. Denn in diesen Momenten ist das Leben besonders lebenswert. Insbesondere wenn man am Boden ist und kleine Gesten anderer, auch fremder, Menschen einen wieder aufrichten. Asano verfällt dabei nie in Kitsch oder in großen übertriebenen Gesten wie man es ansonsten von  vielen Mangas her kennt. Dafür ist seine Grundansicht zu zweiflerisch und pessimistisch. Ja schon fast menschenfeindlich. In manchen der hier vorkommenden Dialoge wird das sehr deutlich. Wenn eine Figur sagt, „Menschen sind schon echt traurig“, so mag das zynisch klingen und verbittert, aber es werden Perspektiven geboten. So sagt an einer anderen Stelle ein Mädchen: „Es mag idiotisch sein. Aber ich liebe dich.“ In einer sehr surrealen Szene, die gleichzeitig sehr komisch ist, trifft ein betrunkener und verbitterter Mann niemand geringeres als Gott. Er fragt ihn: „Sag doch, lieber Gott. Warum hast du diese Welt erschaffen?“ Die Antwort lautet lapidar: „Nur so“.

Das mag ins depressive rutschen, aber letzteres Beispiel macht auch klar, dass es in der Hand jedes einzelnen liegt, was aus seinem Leben zu machen und nicht den verlorenen Träumen nachzuhängen, sondern neue zu entwickeln. Dabei ist alles fragil wie auch die Zeichnungen welche den Figuren trotz deutlicher Konturen immer eine Art Zerbrechlichkeit geben. Doch gerade auch darin liegt eine Schönheit und auch verlorene Träume sind es wert sie gehabt zu haben. Man muss nur die Augen offen halten.


Fazit:
Ein wunderschöner Band, der trotz aller Tristesse die in das Depressive abrutschen kann, immer wieder Hoffnung und Schönheit aufzeigt, welche das Leben lebenswert macht. Traurig, komisch, ernüchternd, surreal, wunderschön.

Das Ende der Welt vor Sonnenaufgang - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Das Ende der Welt vor Sonnenaufgang

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Tokyopop GmbH

Preis:
€ 12

ISBN 10:
3842017790

ISBN 13:
978-3842017795

276 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • trotz Tristesse eine Feier des Lebens
  • genaue Beobachtung
  • Zerbrechlichkeit der Figuren und Zeichnungen
  • Schönheit und Trauer
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 18.01.2016
Kategorie: One Shots
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