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Comic-Besprechung - Der Bildhauer
Geschichten:Der Bildhauer
Autor / Zeichner: Scott McCloud
Story:
David Smith ist ein junger Künstler, der am Ende ist. Einsam, verzweifelt, pleite, Single und erst kürzlich hat er fast alle wichtigen Kontakte in der Kunstszene aufgrund seiner Art vergrault. So ist es kein Wunder, das er an seinem Geburtstag einsam in einem Café sitzt. Dort setzt sich niemand geringeres als der Tod zu ihm, der David einen Vorschlag macht: er schenkt ihm die Gabe mit bloßen Händen Skulpturen schaffen zu können. Dafür bleiben ihm aber dann nur noch 200 Tage bis er stirbt. David geht den Deal ein, ohne zu ahnen wie schwer Kunst ist und dann verliebt er sich auch noch.

Scott McCloud geht ein Wagnis ein. Er ist ja international bekannt als eine Comickoryphäe, der einige Bestseller über Comics und deren Gestaltung geschrieben hat und in den USA an mehreren Universitäten Comics lehrt. Anders als etwas Will Eisner und Joe Kubert die vom Zeichnerberuf her in die Lehre gingen und eigene Schulen gründeten, um ihre Erfahrung weiterzugeben, was auch andere taten, geht McCloud den umgekehrten Weg, wobei seine Lehrmittel durchaus der Comic an sich war. Sprich: seine Sachtexte wurden in Comicform gestaltet. Nun aber kommt mit Der Bildhauer seine erste Graphic Novel, also damit auch seine erste längere Erzählung auf den Markt. Er muss nun beweisen, dass er das was er lehrt auch selber umsetzen kann und setzt sogar mehr oder weniger seine Reputation auf das Spiel. Wenn er nämlich scheitern sollte, ist seine Fallhöhe enorm.
Was ironischerweise auch zu dem Helden seiner Geschichte passt. Oder gerade deswegen beabsichtigt ist. Es geht um Kunst und die Künstlerseele, das man etwas Bleibendes schaffen will das einen selber überdauert und somit dazu beiträgt das man nicht vergessen wird. Sprich: um die Spuren die man in der Welt und der Geschichte hinterlässt anhand derer man sich an einen erinnern wird. Seien es nun eben Kunstwerke oder Kinder, welche eine andere Form von persönlicher Kontinuität sind, da sie immer etwas von einem in sich tragen werden. Und sei es so etwas profan Biologisches wie die Gene. Angesichts der Thematik kommen sehr tiefe Gedanken auf erstaunlich leichtem Fuße daher und wenn es Kunst ausmacht, dass sie einen bewegt, so ist es hier durchaus Kunst.
Schließlich ist der Band wunderschön. Traurig, bewegend, voller Emotionen, wenngleich der Held manchmal sehr nerven kann. Aber es gibt auch durchaus satirische Seitenhiebe auf den Kunstmarkt und die Gesellschaft die sich um ihn gebildet hat. Der Schach spielende Tod ist natürlich ein altes Motiv, welches spätestens seit dem Mittelalter immer wieder in der Kultur auftaucht, hier aber glaubhaft abgewandelt wird und nicht das Klischee einfach wiedergekäut wird. Wie auch die ganze Story von der Grundidee her nicht neu ist: ein gescheiterter, oder ehrgeiziger, Künstler verkauft seine Seele an den Teufel für den Erfolg und die Fertigkeit Kunst zu schaffen. Nur das es hier eben der Tod ist, der eine Gabe verleiht, aber dafür die noch vorhandenen Tage gezählt sind. Im Rahmen dessen gibt es einige wunderbare Ideen und besonders beeindruckend ist der Rhythmus der Geschichte. Mal verharrt man, mal rast man und ist in der Graphik und in den geschilderten Schicksalen so sehr versunken, dass man alles um sich vergisst. Dabei sind die Zeichnungen gar nicht so sehr gestaltet als das sie sich in den Vordergrund drängen würden, sondern stehen gleichberechtigt neben dem Text. Manchmal dienen sie nur dazu, die Geschichte zu transportieren, mal sind sie die Geschichte. Kurz und gut: McCloud braucht sich angesichts dieses fulminanten Bandes keinerlei Sorgen um seine Reputation machen.
Fazit:
Hervorragend. Bewegend, intelligent, spannend und graphisch hervorragend gestaltet, kann der Comicexperte McCloud in seinem Graphic Novel Debüt vollends überzeugen.

Der Bildhauer
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 34,99
ISBN 10:
3551788405
ISBN 13:
978-3551788405
496 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Rhythmus der Geschichte
- Emotional ansprechend
- Satire auf Kunstmarkt
- realistische Liebesgeschichte

- Held nervt bisweilen

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
![]() (7 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 13.05.2015 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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