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Comic-Besprechung - Bob Marone 1: Der weiße Dinosaurier

Geschichten:
Bob Marone 1: Der weiße Dinosaurier
Autor: Yann Leppennetier, Zeichner: Didier Conrad


Story:
Kommandant Bob Marone und sein Gefährte Bill Gelatine möchten sich einige Tage wohlverdienter Ruhe gönnen. Doch der seltsame Anruf  von Bobs Mutter lässt die beiden auf das Land fahren, wo eine kleine familiäre Intrige auf sie wartet. Und eine Zeitmaschine, welche benutzt wird um einige in der Prähistorie verschollene Jäger zu finden, die einen weißen Dinosaurier fangen wollen.


Meinung:
Die hier vorliegende Ausgabe von Bob Marone versammelt beide Teile aus den 1980ern und bringt somit die Story um den weißen Dinosaurier komplett in einem Band. Diese kurzlebige Serie ist sowohl eine Hommage als auch eine teils deftige Persiflage auf franko-belgische Abenteuercomics. Dementsprechend wird hier mit sehr vielen Anspielungen gearbeitet.

Zu allererst natürlich Bob Morane dessen Namen man hier überdeutlich genommen hat und über  den man beim Lesen immer wieder stolpert. Man verwechselt schlicht und ergreifend immer wieder die Namen. Kein Wunder, denn es wurde ja gerade mal ein Vokal umgestellt. Bob Morane  war jedenfalls nicht nur eine sehr erfolgreiche und beliebte Comicserie, sondern es gab bis heute sogar 225 (!) Romane. Angesichts der Quantität bleibt es natürlich nicht aus, das sich manche, wenn nicht sogar alle, Elemente wiederholten und in der ständigen Benutzung zu Klischees wurden. Ein dankbarer Ansatz um mit einer Parodie einzuhaken.

Dabei bleibt es aber nicht. Der funnytypische Strich steht für die Ecole Marcinelle a la Franquin und so gibt es gerade zu Beginn deutliche Anleihen an Spirou und Fantasio. Das Dorf und seine Bewohner erinnern an Rummelsdorf und aus dem Schloss meint man den pilzverrückten Grafen kommen zu sehen. Doch es ist Bobs Mutter. Auch die Zeitmaschine könnte aus Spirou stammen. Aber es sind nicht die einzigen Quellen. Ein Panel zitiert schön Asterix und Obelix und die ganze Besonderheit und die Würze bestehen darin, dass die beiden Helden Bob und Bill sehr offen schwul sind und sich während des Abenteuers auch amourös hingeben. Somit wird die latente Homosexualität vieler Helden angesprochen. Wie es bei der Persiflage auf Blake und Mortimer übrigens auch schon mal gemacht worden ist.  Jedes männliche Duo aus dem Abenteuerbereich, Batman / Robin, Blake / Mortimer, Tim / Captain Haddock, Jeremiah / Kurdy, etc. gerät hier unter einen Verdacht. Zumindest weil Frauen nur selten in deren Abenteuern eine Rolle spielen.

Zudem kommt hier die kolonialistische Attitüde vieler Abenteuercomics zur Sprache besonders in Bezug auf Schwarze. Neu ist die Diskussion ja nicht und als Standardbeispiel muss immer noch Tim im Kongo herhalten. Hier wird schön mit den Klischees gespielt, welche auch durchaus frivol sind und optisch die Attribute deutlich übersteigen.

Dazu passend sind die Schurken dementsprechend plakativ und können selbst einen längeren Blickkontakt mit dem ehrbaren Helden nicht aushalten. Auch der Einfluss der katholischen Kirche kommt vor. Die meisten Verlage in denen die legendären Comiczeitschriften Frankreichs und Belgien erscheinen oder erschienen, waren zumindest teilweise in den Händen der katholischen Kirche. Zudem richteten sie sich an ein jüngeres Publikum. Erst Pilote und Metal Hurlant machten die Comics dann erwachsen. Das führte nun einerseits zu dem Mangel an Frauen in den Erzählungen, was hier ja deftig parodiert wird, andererseits zu den wunderbaren Szenen in diesem Band, in welcher der katholische Priester in dem Dorf seinen Einfluss geltend macht.

Aber der weiße Dino steht natürlich für Moby Dick. Stellvertretend für alle möglichen Ziele im Abenteuergenre, welche eigentlich unwichtig sind, sondern nur dazu dienen, die Reise anzuleiern. Hier ist im wahrsten Sinne der Weg das Ziel. Der weiße Dinosaurier steht für alles Unerreichbare, das Streben und die damit verbundene Auseinandersetzung mit sich selbst. Die Figurendramatik zwischen Bob, seinem Freund Frank und dessen Frau erinnert dann an die legendäre Kurzgeschichte von Ernest Hemingway Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber. Die Unfähigkeit ein Wildtier zu erlegen steht da für die Impotenz des Mannes. Daraufhin richtet sich die Ehefrau an den fähigen, also potenten, Jäger. Hier wird das deutlich ausgespielt und erschafft wohl die größte Herausforderung für den Helden Bob Marone. Als Schwuler soll er seiner guten Freundin ein Kind machen.

Aber auch abseits der ganzen Anspielungen und der Persiflage macht dieses Abenteuer Spaß, da bei allem oben genannten nie die Handlung oder der eigentliche Abenteuercharakter vergessen wird. Wobei eine sehr witzige Szene doch haarscharf an der Geschmacklosigkeit entlang schrammt und Gags wie in dem Film Verrückt nach Mary vorwegnahm.


Fazit:
Eine bissige, teils sehr deftige Parodie auf das Abenteuergenre, welche nur so vor Anspielungen und Zitaten strotzt und alles auf den Kopf stellt. Dabei wird die Handlung nie vergessen, sondern Klischees nicht nur thematisiert, sondern auch erzählerisch eingebaut.

Bob Marone 1: Der weiße Dinosaurier - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Bob Marone 1: Der weiße Dinosaurier

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 19,90

ISBN 10:
3551765251

ISBN 13:
978-3551765253

112 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Anspielungen und Zitate
  • Spiel mit Klischees
  • Parodie und Hommage in einem
Negativ aufgefallen
  • teils sehr deftig ausgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 23.04.2015
Kategorie: Alben
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